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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Aufgabe war, zur Überführung ihres Vaters beizutragen; aber sie würde sich wohl oder übel überwinden und die schönen Kleider tragen müssen. Mit der ihr eigenen selbstlosen Großzügigkeit und einer für sie ganz untypischen, wenn auch gutwillig gemeinten Hinterlist hatte ihre Mutter ihr diesbezüglich keine Wahl gelassen.
    Sloan wischte sich die Tränen aus den Augen und begann, sorgfältig all die schönen neuen Dinge auszupacken, als ihr Blick plötzlich auf einen weiteren von Saras Koffern fiel, den sie nicht selbst gepackt hatte.
    Sie hievte ihn aufs Bett, ließ die Schlösser aufschnappen und hob den Deckel.
    Das erste, was sie sah, war Saras rotes Leinenkleid. Dann entdeckte sie einen weiteren weißen Briefumschlag, aus dem sie einen kurzen Brief von Sara hervorzog.
    Du kümmerst dich immer um die anderen, aber Mom und ich wollten, daß du dich diesmal um dich selbst kümmerst. Sei also bitte nicht böse, wenn du meine Kleider in diesem Koffer entdeckst. Und sei auch nicht böse, wenn du merkst, daß deine eigenen Kleider in keinem der Koffer sind.
    Alles Liebe, Sara
    P. S.: Wir haben Fotos von allen möglichen Kombinationen gemacht und sie in deinen Kosmetikkoffer gesteckt. So mußt du dir keine Gedanken darüber machen, was am besten zusammenpaßt.
    Sloan starrte den Brief wütend an. Sie konnte einfach nicht glauben, daß die beiden tatsächlich ein Komplott gegen sie geschmiedet hatten, ohne auch nur ein Wort davon verlauten zu lassen!
    Ihre Wut machte aber langsam einem hilflosen Lächeln Platz, und schließlich mußte sie laut loslachen.
    Sobald sie mit dem Auspacken fertig war, öffnete sie die beiden Flügeltüren und ging hinaus auf den Balkon. Ihr Zimmer befand sich im nordöstlichen Teil des Hauses und gab den Blick auf eine riesige Rasenfläche frei, die etwa dreihundert Meter vom Haus entfernt in einen Sandstrand überging. Eine hochgewachsene, sorgfältig gepflegte Hecke, die die seitlichen Grenzen des Anwesens markierte, erstreckte sich fast bis zum Strand hinunter.
    Der Garten war mit vereinzelten Gruppen von Palmen, Myrtensträuchern und riesigen Hibiskuspflanzen bewachsen, und auf seiner linken Seite befanden sich mehrere Tennisplätze sowie ein Swimmingpool von olympischen Ausmaßen. In der Mitte der Rasenfläche flatterte eine kleine Flagge an einem kurzen Pfahl, die das Zentrum eines Golfplatzes anzeigte, dessen kurzgemähte, dichte Grasfläche so ordentlich aussah, als sei jeder Grashalm einzeln abgemäht worden.
    Amüsiert von den Extravaganzen, die sich die Reichen dieser Welt leisteten, lehnte Sloan sich über das Balkongeländer und schaute in die Richtung, in der Pauls Zimmer liegen mußte: Vielleicht hatte er ja auch einen Balkon und stand gerade draußen. Sie entdeckte zwar mehrere Balkons, doch von Paul oder einem anderen Menschen war keine Spur zu sehen.
    Enttäuscht, daß sie ihrem »Komplizen« nicht einmal zuwinken konnte, gab sie ihre Suche auf. Auf dem Balkon stand neben den beiden bequemen Chaiselongues auch ein runder Eisentisch mit zwei Stühlen, aber es war so schwül, daß Sloan keine Lust hatte, sich noch länger draußen aufzuhalten.
    Sie ging wieder hinein und überlegte, wie sie mit dem FBI-Agenten in Kontakt treten und herausfinden konnte, welchen Eindruck er von ihrer Familie gewonnen hatte. Das Haus besaß die Größe eines Luxushotels, und das Telefon auf dem Nachttisch war mit einer Unmenge von Knöpfen ausgestattet, mit denen man sicher auch innerhalb des Hauses telefonieren konnte. Doch auch wenn sie herausfinden würde, wie sie Paul in seinem Zimmer erreichen konnte, würden sie doch nicht frei sprechen können, da jemand im Haus vielleicht von einem Nebenapparat aus ihr Gespräch belauschen konnte.
    Sloan überlegte kurz, ob sie ihn in seinem Zimmer aufsuchen sollte, doch sie wollte nicht riskieren, von einem der Hausangestellten dabei beobachtet zu werden. Sicher war das Personal angewiesen worden, der herrschsüchtigen alten Frau jede Übertretung der Hausordnung unverzüglich mitzuteilen. Es kam ihr immer noch merkwürdig vor, daß ausgerechnet diese Frau ihre Urgroßmutter sein sollte und von ihr auch so genannt zu werden wünschte.
    Widerwillig gab sie sich für den Moment geschlagen und beschloß, später am Abend eine Gelegenheit ausfindig zu machen, um sich mit Paul zu beraten.
    Sie war zu aufgeregt, um schlafen zu können, und so beschloß Sloan, ihren Krimi weiterzulesen, den sie angefangen hatte, bevor Paul Richardson in Bell Harbor

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