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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Zimmer zusagte, dachte Sloan, während sie ihren erstaunten Blick durch die Suite gleiten ließ: Die Wände wie die Einrichtung des Raums waren überwiegend in zarten creme- und rosafarbenen Tönen gehalten, was wunderbar zu den eleganten, mit Blattgold verzierten französischen Möbeln paßte. Der sicherlich ungeheuer wertvolle Orientteppich zu ihren Füßen war so dick, daß sie das Gefühl hatte, auf Sand zu gehen. »Es ist - wirklich sehr schön« , sagte sie lahm, während sie ihrer immer noch auf der Schwelle stehenden Schwester das Gesicht zuwandte.
    Paris wies mit einer anmutigen Geste auf eine Balkontür. »Der Meerblick ist bei Sonnenaufgang besonders schön.«
    »Danke«, sagte Sloan, die sich immer unwohler fühlte.
    »Nordstrom hat deine Koffer nach oben gebracht«, bemerkte Paris mit einem königlichen Nicken auf das von einem Baldachin überwölbte Bett am anderen Ende der Suite. »Soll ich dir jemanden schicken, der dir beim Auspacken hilft?«
    »Nein, danke.« Sloan wartete, daß sie endlich die Tür hinter sich schließen und gehen würde, doch Paris schien keinerlei Anstalten dazu machen zu wollen. Endlich wurde es Sloan bewußt, daß die Anstandsregeln, die ihre Schwester zu beherrschen schienen, offensichtlich von ihr erwarteten, daß sie irgendein Konversationsthema anschlug. Sie dachte nervös nach und äußerte die erste Frage, die ihr in den Sinn kam. »Bist du Malerin?«
    Paris starrte sie an, als habe sie in einem unverständlichen Dialekt mit ihr gesprochen. »Nein. Wieso fragst du?«
    Sloan wies auf die große Mappe, die sie immer noch in der Hand hielt. »Ich dachte, das sei vielleicht ein Skizzenbuch.«
    »Oh, ich hatte ganz vergessen, daß ich es bei mir habe. Ja, es ist ein Skizzenbuch. Aber ich bin keine Malerin.«
    Enttäuscht von ihrer nicht gerade ermutigenden Antwort betrachtete Sloan die dunkelhaarige Schönheit, die soeben einer Ausgabe der Vogue entstiegen zu sein schien, und fragte sich plötzlich, ob Paris vielleicht eher schüchtern als reserviert war. Doch egal was der Grund für ihr seltsames Verhalten war: Es war in jedem Fall alles andere als einfach, ein Gespräch mit ihr in Gang zu bringen. Nachdem nun schon einmal ein Anfang gemacht war, war Sloan jedoch entschlossen, nicht so leicht aufzugeben. »Wenn du keine Künstlerin bist, wieso hast du dann ein Skizzenbuch?«
    Paris zögerte noch; dann machte sie aber ein paar Schritte auf Sloan zu und reichte ihr das Skizzenbuch, wobei sie wirkte wie eine Fürstin, die ihr Gegenüber mit dem Szepter berührt. »Ich entwerfe Damenmode.«
    Kleider! Sloan stöhnte innerlich auf. Sara liebte es, über Kleider zu sprechen; Kim liebte es, über Kleider zu sprechen; nur Sloan hatte nicht die leiseste Ahnung von Mode und auch kein Bedürfnis, mehr darüber zu erfahren. Schließlich nahm sie jedoch das Skizzenbuch in Empfang und folgte Paris zum Bett, wo sie sich neben sie niedersetzte und das Buch aufschlug.
    Sogar Sloans Laienaugen erkannten sofort, daß Paris keine Kleider für die Durchschnittsfrau entwarf. Sie zeichnete hochmodische, erlesene Cocktailkleider und Abendkleider von förmlicher Eleganz, die wahrscheinlich mehr kosten würden als ein sehr gut instandgehaltener Gebrauchtwagen. Während Sloan schweigend Seite um Seite umwandte, versuchte sie vergeblich, die Worte für einen geeigneten Kommentar zu finden, bis sie schließlich auf ein Mantelkleid stieß, das sie an Saras rotes Leinenkleid erinnerte. »Oh, dies hier gefällt mir sehr gut!« rief sie etwas zu enthusiastisch aus. »Es ist raffiniert, aber nicht... ähm... zu aufdringlich!«
    Paris blickte ihr neugierig über die Schulter, schien aber eher enttäuscht, als sie merkte, welches Modell Sloan so begeistert hatte. »Ich finde es etwas gewöhnlich.«
    Sloan hatte keine Ahnung, ob ihr Kommentar völlig danebengelegen war oder nicht, doch sie klappte entschlossen die Mappe zu und entschied sich, Paris reinen Wein einzuschenken. »Weißt du, ich bin nicht unbedingt die Richtige, um ein Urteil über deine Entwürfe abgeben zu können«, erklärte sie. »Meine Mutter und meine Freundin Sara lieben Kleider, aber ich habe immer zuwenig Zeit, um einkaufen zu gehen. Wenn ich dann doch einmal losziehe, kann ich mich nie entscheiden, was mir steht und was nicht, so daß ich am Ende immer bei dem alten Stil bleibe. Danach trage ich die Kleider, bis sie praktisch auseinanderfallen und ich mir etwas Neues kaufen muß. Sara sagt, daß sie ein neues Kleid an mir nur an der Farbe

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