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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Blick fest auf einen seiner Hemdknöpfe.
    Sloan war so angespannt, daß sie sich wie ein Stück Sperrholz vorkam. Noah Maitland hatte sie den ganzen Abend mit Argusaugen beobachtet und sie dann auch noch gezwungen, mit ihm zu tanzen. Er machte sie so nervös, daß sie keinen ganzen Satz zusammenbrachte, wenn er sie etwas fragte. Er sah so unglaublich gut aus, daß die Blicke der Frauen ihr auf dem Weg zur Tanzfläche neidisch gefolgt waren, und auch die Männer hatten sie angestarrt und sich wahrscheinlich gefragt, was ein Mann wie er an ihr finden konnte. Er wäre Saras Traum gewesen, doch er war Sloans Alptraum.
    Sie hatte gemerkt, daß er sich um so mehr für sie zu interessieren schien, je mehr sie ihn ignorierte; daraus schloß sie als logische Konsequenz, daß sie ihn nur von sich ablenken konnte, indem sie so tat, als würde sie sich für ihn interessieren. Allerdings war Sloan dazu schlichtweg nicht in der Lage, denn es hätte bedeutet, daß sie mit ihm flirten oder wenigstens in seine hinreißenden Silberaugen hätte blicken müssen, und dazu konnte sie sich einfach nicht entschließen.
    Noah bewegte sich automatisch zur Musik und fragte sich, wann er zuletzt mit einer Frau getanzt hatte, die sich so distanziert verhielt wie Sloan. Als er in seiner Erinnerung bei seiner Schulzeit angelangt war, gab er auf und beschloß, ein wenig mit ihr zu flirten und sie vielleicht dadurch etwas aufzulockern. »Was machen denn die Männer in Bell Harbor, um Sie zu beeindrucken?«
    Verwirrt von dem neuen, leicht vertraulichen Ton in seiner Baritonstimme, brachte Sloan nur hervor: »Das tun sie nicht.«
    »Das erleichtert mich.«
    »Wie?«
    »Es erleichtert mich, daß sie es dort auch nicht schaffen, Sie zu beeindrucken. Wenigstens kann ich mich in meinem verletzten Stolz damit trösten, daß ich nicht der einzige bin, der bei Ihnen nicht landen kann.«
    Für einen Moment dachte er, daß sie gar nicht auf seine Bemerkung antworten würde, doch dann hob sie unvermittelt ihre bemerkenswerten veilchenblauen Augen. »Ich meinte, daß sie es gar nicht versuchen«, sagte sie und sah ihn dabei an, als habe er eine völlig absurde Frage gestellt.
    Noah verließ abrupt die Regeln des Flirtrepertoires, mit dem er sich normalerweise bei Frauen beliebt machte, und versuchte es mit spontaner Direktheit. »Würden Sie mir eine Frage beantworten?«
    »Ich will’s versuchen.«
    »Wieso unterhalten Sie sich mit allen anderen wunderbar, nur nicht mit mir?«
    Sloan fühlte sich genauso dumm, wie nun ihre Antwort klingen mußte. »Das kann ich nicht erklären.«
    »Mein Eindruck ist also richtig?«
    Sie nickte.
    Noah sah hinunter in ihre Augen mit den langen Wimpern, mit denen sie ihn nun endlich ansah, und er vergaß, wie enttäuscht er noch einen Moment zuvor gewesen war. Statt dessen erschien ein herzliches Lächeln auf seinem Gesicht. »Was kann ich tun, damit Sie sich in meiner Gegenwart entspannen?«
    Sloan meinte, aus seinen Worten eine erotische Anspielung zu hören, und das ließ sie vollkommen aus dem Konzept geraten. »Flirten Sie etwa mit mir?« fragte sie unverblümt.
    »Ja, aber ohne großen Erfolg«, erwiderte er genauso unverblümt.
    »Ich wünschte, Sie ließen das lieber sein«, erklärte sie ehrlich. Mit etwas sanfterer Stimme fügte sie dann hinzu: »Aber wenn Sie jemals nach Bell Harbor kommen, möchte ich sie einer Freundin von mir vorstellen. Sara würde wunderbar zu Ihnen passen.«
    Sie versuchte doch tatsächlich, ihn mit einer Freundin zu verkuppeln, stellte Noah mit ungläubigem Erstaunen fest; etwas Derartiges war ihm noch nie passiert, und es verletzte ihn zutiefst. »Wir sollten besser wieder schweigen. Mein Selbstvertrauen hat schon genug gelitten.«
    »Das tut mir leid.«
    »Mir auch«, sagte er knapp. Sobald das Lied zu Ende war, führte er sie zurück an ihren Tisch, und Sloan wußte instinktiv, daß er sich nie wieder um sie bemühen würde. Es hätte sie erleichtern sollen. Doch sie fühlte sich... niedergeschlagen. Er forderte nun Paris zum Tanz auf, und sobald sich die beiden vom Tisch entfernt hatten, wandte sich Paul mit gerunzelter Stirn an Sloan. »Was für ein Problem hast du mit Maitland?«
    »Ich habe eigentlich gar kein Problem mit ihm. Ich weiß nur nicht, was ich mit ihm anfangen soll. Er hat versucht, mit mir zu flirten.«
    »Dann flirte doch mit ihm!«
    Sloan drehte den Stiel ihres Weinglases zwischen ihren Fingern hin und her. »Ich bin nicht sehr gut im Flirten, ganz im Gegensatz zu

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