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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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seine Uhr. »Ich muß noch einen Anruf erledigen.«
    »Gehst du heute abend aus?« fragte Douglas, der jetzt erst bemerkte, daß Noah Anzug und Krawatte trug.
    Als Noah bejahte, sahen sein Vater und seine Schwester ihn vorwurfsvoll an, weil er sie wieder einmal dem schrecklichen Schicksal überließ, den Abend allein miteinander verbringen zu müssen. Courtney hielt mit ihrer Enttäuschung nicht zurück, als sie ihn spöttisch fragte: »Und wer ist die glückliche junge Dame, die du heute abend ausführst?«
    »Ich esse mit Paris, Sloan und...«
    »Der Mann hat tatsächlich keinerlei Schamgefühl!« verkündete Courtney mit einem Blick zur Decke. »Jetzt vergreift er sich auch noch an zwei Schwestern. Das ist Inzest!«
    »... und Paul Richardson zu Abend«, fuhr Noah fort, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen.
    »Wer ist das denn?«
    »Sloans Freund.«

»Armer Junge«, ließ sich Courtney vernehmen, während sie ihren Kopfhörer wieder aufsetzte. »Er ist drauf und dran, seine Freundin an den begehrtesten und hübschesten Junggesellen von ganz Palm Beach zu verlieren.«
    Courtneys Vorhersage lag weit von der Wahrheit entfernt. Soweit Noah dies beurteilen konnte, war es Sloan Reynolds noch gar nicht aufgefallen, daß auch er im Ocean Club an ihrem Tisch saß. Es hätte ihn nicht weiter gestört, wenn er nicht aus irgendeinem Grund angefangen hätte, sich brennend für sie zu interessieren. Als er der zierlichen, goldhaarigen Schönheit in ihrem sexy schwarzen Cocktailkleid gegenübersaß, konnte er sich kaum mehr vorstellen, daß dieselbe Frau sich noch an diesem Morgen als ausgezeichnete Kampfsportlerin erwiesen und Carter aufs Kreuz gelegt hatte.
    Den interessanten Gesprächen nach zu urteilen, die sie mit Paris oder Paul Richardson führte, hatte er am Vorabend einen völlig falschen Eindruck von ihr erhalten. Sie war alles andere als langweilig und geistlos, wenn sie auch keinen ganzen Satz mehr hervorzubringen schien, sobald er selbst sich am Gespräch beteiligte. Wenn er sie nicht gerade persönlich ansprach, vermied sie sogar jeden Blickkontakt mit ihm.
    Auch Richardson war ihm ein Rätsel. Wenngleich er mit Sloan zusammen war, zollte er Paris mindestens genausoviel Aufmerksamkeit, und Sloan schien nicht das geringste dagegen zu haben. Und selbst Paris lernte er nun von einer ganz anderen Seite kennen. Noah kannte sie seit Jahren, aber heute abend war sie in Anwesenheit dieser beiden Fremden so fröhlich und lebhaft, wie er sie noch nie gesehen hatte. Überdies hatte Noah den unglaublichen Verdacht, daß Paris im Begriff war, mehr als nur Sympathie für den Freund ihrer Schwester zu entwickeln.
    Noah fühlte sich immer unbehaglicher, da er sich im Kreise dieses heiteren und ungezwungenen Trios wie ein unerwünschter Außenseiter vorkam.
    Der Ocean Club hatte auch eine Tanzfläche, die vom Speiseraum durch ein mit tropischen Pflanzen bewachsenes Spalier getrennt war. Während sie noch auf das Dessert warteten, beschloß Noah heimlich, Sloan sobald wie möglich zum Tanzen aufzufordern, da sie ihn dabei nicht mehr so leicht ignorieren würde können. Sobald ihre Teller abgeräumt waren, stand er auf und ging um den Tisch herum zu ihrem Stuhl, um sie um einen Tanz zu bitten.
    Ihr Kopf schnellte hoch, und sie starrte ihn mit einer Mischung aus Staunen und Entsetzen an, während sie stotternd hervorbrachte: »O nein. Danke, aber... ich glaube, ich möchte lieber nicht tanzen.«
    Leicht verärgert, aber auch amüsiert wandte Noah sich an Richardson. »Haben Sie auch Probleme, sie zum Tanzen zu bewegen, oder liegt es an mir?«
    »Nein, manchmal weigert sie sich auch bei mir«, erwiderte Paul mit einem freundschaftlichen Grinsen. Dann wandte er sich an Sloan und sagte scherzhaft: »Noah wird sich wie ein Mauerblümchen Vorkommen, wenn du ihn einfach so stehenläßt. Auch Männer haben Gefühle, weißt du. Zeig ihm, daß du ein Herz hast, und tanz mit ihm.«
    Noah nahm irritiert zur Kenntnis, wie zögernd und widerwillig sie aufstand, und es fiel ihm auch auf, daß sie die Blicke der Männer, die ihr auf dem Weg zur Tanzfläche folgten, gar nicht zu bemerken schien. Er war es gewohnt, daß sich schöne Frauen ihrer Ausstrahlung jederzeit bewußt waren, und die Tatsache, daß es ihr entweder egal war oder sie wirklich keine Ahnung hatte, wie hinreißend sie war, machte ihren Reiz für ihn noch größer. Als er sie auf der Tanzfläche in den Arm nahm, hielt sie sich so weit wie möglich von ihm entfernt und heftete ihren

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