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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Wunsch, zu flüchten. »Das ist eine für die meisten Menschen unvergeßliche Erfahrung. Ihre Mutter war meine vierte Ehefrau. Eine hübsche Frau, die aber nach Courtneys Geburt plötzlich auf den Gedanken kam, daß sie eigentlich keine Kinder wollte. Courtney hat ihre Mutter nur ein paarmal gesehen und ist daher ohne die Fürsorge einer Frau aufgewachsen. Wir haben sie deshalb vielleicht etwas zu sehr verwöhnt.«
    Das Mädchen war groß und dünn und trug ihre dunklen Locken über dem linken Ohr zu einem Schwanz gebunden. Ihr federnder Gang war voller jugendlichem Überschwang, und alles in allem hatte das Mädchen so gar nichts von dem verzogenen, quengeligen Teenager, den Sloan nach Douglas’ Warnung erwartet hatte. Auch die ersten Worte des Mädchens waren so direkt, daß Sloan unwillkürlich grinsen mußte. »Du bist Sloan, nicht wahr?« fragte das Mädchen unvermittelt und streckte seine Hand aus. »Ich war ganz versessen darauf, dich kennenzulernen. Ich bin Courtney.«
    Sloan empfand nicht nur spontane Sympathie für das Mädchen, sondern war geradezu betört von ihrem kindlichen Überschwang, ihrem schelmischen Lächeln und ihren grauen Augen, die sie an die ihres Bruders erinnerten. »Ich freue mich auch, dich kennenzulernen«, sagte sie und schüttelte dem Mädchen kräftig die Hand.
    »Das denken die Leute am Anfang oft, aber meistens ändern sie schnell ihre Meinung.«
    Sloan hatte in Bell Harbor sehr viel mit Teenagern zu tun, und sie hatte das Gefühl, daß Courtney es ihr als mangelndes Interesse auslegen würde, wenn sie nicht auf ihre lakonische Bemerkung einging. »Wieso das denn?«
    »Weil ich immer sage, was ich denke.«
    »Nun, meine Liebe«, sagte Douglas mit einem milden Lächeln, »manchmal habe ich eher den Eindruck, daß du gar nichts denkst, sondern einfach drauflosplapperst.«
    Courtney ignorierte ihn und lief schnell auf die Verandatreppe zu, so daß Sloan und Douglas sich beeilen mußten, um mit ihr Schritt zu halten. »Noah wird sich wahnsinnig freuen, dich zu sehen«, sagte sie verschwörerisch zu Sloan, während sie sich von der Seite an ihren Bruder heranschlich. »Noah, sieh mal, wen ich getroffen habe...«
    Sloan bemerkte sofort, daß er sich nicht freute, sie zu sehen. Sein Gesicht nahm einen Moment lang einen verärgerten Ausdruck an, als er sie erblickte, doch dann legte er seine Zeitung beiseite und stand auf, um sie zu begrüßen. »Guten Morgen, Sloan«, sagte er im Ton vollendeter Höflichkeit, doch ohne jede Wärme.
    »Ich habe ihr am Strand aufgelauert«, gestand Douglas, indem er Sloan einen Stuhl gegenüber dem von Noah anbot und sich selbst zu ihrer Rechten setzte. Courtney hatte gerade zwischen Sloan und Noah Platz genommen, als eine Frau mit einem Frühstückstablett auf der Terrasse erschien.
    »Wir werden beim Frühstück zu viert sein, Claudine«, teilte ihr Douglas mit. »Sloan, was möchten Sie gerne essen?«
    »Oh, ich nehme das, was Sie auch essen«, erwiderte Sloan und versuchte, ihre Verlegenheit gegenüber Noah zu verbergen, um das Frühstück nicht zu einem Alptraum werden zu lassen. Während Sloan noch nach einem unverfänglichen Gesprächsthema suchte und Claudine den Kaffee einschenkte, ließ Courtney die Bombe platzen. Sie hatte ihr Kinn auf die Hände gestützt und ließ den Blick erst prüfend vom einen zum anderen wandern. Dann wandte sie sich an Sloan und sagte mit einem süffisanten Grinsen: »Wie fühlt es sich denn an, die einzige Frau in Palm Beach zu sein, hinter der beide Maitlands her sind? Weißt du schon, welchem von beiden du deine Gunst schenken wirst?«
    Sloan blinzelte sie entgeistert an und hoffte, sie nicht richtig verstanden zu haben. »Wie bitte?«
    Douglas wollte seine Tochter gerade zurechtweisen, änderte seine Absicht jedoch, als Courtney fortfuhr: »Noah hat gesagt, Sloan habe ihm gestern abend einen Korb gegeben.«
    Douglas sah Sloan fasziniert an. »Stimmt das wirklich?«
    »Nein, ich...«, stotterte Sloan und warf einen verzweifelten Blick auf Noah, der wiederum mit zornigem Gesicht seine Schwester anstarrte.
    »Ja, es stimmt«, sagte Courtney zu ihrem Vater. »Noah hat es mir heute morgen selbst erzählt.« Sie wandte sich an Sloan und fuhr fort: »Ich habe ihn gefragt, wie es gestern abend mit dir gelaufen ist, und er sagte, er sei abgeblitzt!«
    »Nein«, stieß Sloan hilflos hervor. »Das hast du mißverstanden. Er... Ich habe doch gar nicht...«
    Sloan wußte wirklich nicht, was sie sagen sollte, und lief dunkelrot

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