Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
das größte Vergnügungsviertel von Q’os und beanspruchte den Hauptteil des Landes, das den Daumen der Insel bildete. Die Durchgangsstraße verlief am Ufer entlang und überblickte den Ersten Hafen sowie die östlichen Docks, wo Asch und Nico ihr Zimmer gemietet hatten. Als sie nun in dieses Viertel einfuhren, waren die vielen Tempeltürme deutlich zu sehen, die das gewaltige Gebäude des Schay Madi umgaben, der neuesten und größten Arena der Insel, deren Seiten sich wie ein kleiner Hügel über die angrenzenden Vorstädte erhoben. Dort hielt die Tram zum letzten Mal, unmittelbar im Schatten der riesigen Arena.
Mit offenem Mund betrachtete Nico die unzähligen, hoch aufstrebenden Bögen und Säulen, als sie zusammen mit den letzten verbliebenen Passagieren in den Nieselregen hinaustraten. Die Tram setzte sich wieder in Bewegung. Die Zele wirkten müde, wurden aber unter der geringeren Last und der Verlockung des heimatlichen Stalles rasch schneller. Die Reise hatte beinahe eine Stunde gedauert, falls die öffentliche Uhr neben ihnen richtig ging. Sie suchten rasch Schutz vor den Elementen unter den Kapuzen ihrer Mäntel.
Massen von Vergnügungssuchenden drängten sich durch die Straßen von Paradisio und waren auf dem Weg zur Arena. Asch und Nico kamen deshalb nur langsam voran, denn sie waren in Gegenrichtung dieses erregten Stroms unterwegs. Schließlich hielten sie in einer
ruhigen Seitenstraße an. Es war bereits recht dunkel geworden, als ein Mann auf klappernden Stelzen in Sicht kam, der im Vorübergehen die Straßenlaternen anzündete.
»Gaslichter«, erklärte Asch, gerade als Nico den Mund aufgemacht hatte und fragen wollte. »Es gibt ausgedehnte Gasvorkommen unter der Stadt, und daher wird es überall dort benutzt, wo es an die Oberfläche tritt.«
Nico versuchte sich vorzustellen, was der alte Mann damit meinte.
»Stell dir die Dämpfe vor, die aus dem hinteren Ende eines Schweins dringen«, kam Asch ihm wieder zuvor. »Du kannst den Geruch auf Flaschen ziehen oder ihn kanalisieren, und er brennt, wann immer du ihn brauchst.«
»Sie füllen das Gas ab, das den Schweinen aus dem Arsch kommt?«
Der alte Mann seufzte. » Nein , Nico, ich wollte dir damit nur ein Beispiel geben. Aber man benutzt hier das gleiche Prinzip.«
»Ich hatte mich schon gefragt, warum es in Q’os so schrecklich stinkt.«
Asch drehte sich um und betrachtete ihn. Der alte Mann schob die Unterlippe vor und zog sie langsam wieder zurück.
Eine Gruppe von Frauen kam an ihnen vorbei. Sie schwatzten in einem Dialekt miteinander, der sich nach der Handelssprache anhörte, wenn auch in kastrierter Form, und betraten das öffentliche Badehaus, vor dem er und Asch nun standen. Ein Schild neben dem Eingang
erregte Nicos Aufmerksamkeit. Es war mit einem Siegel bemalt, das wie das der Rō̄schun aussah.
Asch beachtete es nicht, als sie das Badehaus hinter den Frauen betraten.
Drinnen warf er einige Münzen in einen Schlitz und besorgte ihnen zwei saubere Handtücher, bevor sie sich in die feuchte Atmosphäre des Umkleideraums begaben. Nur ein paar Männer und Frauen unterhielten sich im schwachen Schein der Deckenlampen; ansonsten war er leer.
Auf Aschs Anweisung trat Nico in eine Kabine und wartete dort allein, während Asch davonging. Nico hörte den Gesprächen in dem Raum vor der Kabine zu, aber sie waren langweilig und ergaben für ihn kaum einen Sinn.
Ein plötzliches Geräusch über seinem Kopf brachte ihn dazu, aufzuschauen. Dort oben war Asch; er schaute durch die Decke, nachdem er eine große Holzplanke entfernt hatte. Asch senkte die Hand herab; Nico ergriff sie und wurde auf den dunklen, staubigen Dachboden gezogen.
»Die Gebäude in dieser Straße besitzen einen gemeinsamen, durchgehenden Dachstuhl«, flüsterte Asch ihm ins Ohr. »Von hier aus können wir unsere Agentin erreichen, ohne dabei gesehen zu werden, wie wir ihr Haus betreten. Zweifellos wird es bewacht.«
Asch führte ihn durch das Zwielicht. Er bewegte sich vorsichtig über die Stützbalken und vermied die dünnen Holzplatten dazwischen. Das in der Scheide steckende Schwert hielt er zur Seite ausgestreckt, weil er so besser
das Gleichgewicht behalten konnte. Nico versuchte, in dem Staub nicht zu niesen und richtete seine ganze Aufmerksamkeit darauf, keinen falschen Schritt zu machen. Er stellte sich vor, wie er von einem der Balken abrutschte, durch eine Holzplatte brach und einem armen Badegast in den Schoß fiel.
Nach einiger Zeit blieb Asch
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