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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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sein. Nico schwieg eine Weile. Dann
stellte er fest, dass er wieder einmal laut dachte. »Vielleicht gäbe es weniger Grund zum Kämpfen«, meinte er, »wenn wir nicht all diese verschiedenen Glaubensrichtungen hätten.«
    »Vielleicht«, erwiderte Asch und leckte sich die Finger ab. »Aber du musst weiter denken. Glaubst du wirklich, wir würden weniger Kriege gegeneinander führen, wenn wir alle denselben oder gar keinen Glauben hätten?« Asch schüttelte den Kopf; es war eine seltsam traurige Geste. »So sind wir nun einmal, Nico. Wir tun so, als würde unser Glaube alles für uns bedeuten. Aber Kriege werden nur selten des Glaubens wegen geführt. Sie werden um Land, um Beute, um Ansehen oder aus Dummheit angezettelt. Wenn es zwischen verfeindeten Nationen Glaubensunterschiede gibt, dann ist das umso besser, weil man auf diese Weise die Gemeinsamkeiten besser verbergen kann. Echter Glaube kommt nur selten ins Spiel. Die Mhannier bilden da keine Ausnahme, auch wenn es anders zu sein scheint. Herrschaft ist ihr wichtigster Glaubenssatz. Tief im Herzen gieren sie danach, alles zu beherrschen.«
    Die Tempeluhr auf der anderen Straßenseite schlug die Stunde. Ein Priester erschien auf dem hohen Balkon des Turms und rief durch sein Stierhorn zu den Menschen unter ihm, während ähnliche Rufe nun überall in der Stadt erschallten. Als seine gedämpften Worte ertönten, bot sich Nico ein höchst seltsamer Anblick dar. Die gesamte Bevölkerung auf der Straße hielt inne, kniete sich gemeinsam auf den Boden und hob Gesichter und Arme zum fernen Tempel des Wisperns.

    Nico spürte, wie jemand an seinem Ärmel zupfte, und auch er wurde auf die Knie gezwungen, während Asch dasselbe tat. Als er sich umschaute, bemerkte er, dass er nicht der Einzige war, der den Kniebeugen vor Mhann nur langsam nachkam, und er schien auch nicht der Einzige zu sein, der unglücklich darüber war.
    »Der tägliche Ruf«, sagte Asch mit einer Spur Verachtung in der Stimme, warf die Arme hoch und setzte sie dem Regen aus, während die Ärmel seines Hemdes bis zu den Ellbogen herabglitten.
    Widerstrebend folgte Nico seinem Beispiel und fühlte sich dabei wie ein Idiot.

    Um sechs Uhr nahmen sie eine Tram, einen großen Wagen, der von zwölf Zelen gezogen wurde, deren schwarzweißes Fell unter der Anstrengung dampfte. Auf dem Schild über der Tür stand geschrieben: Paradisio-Stadt .
    Asch warf einen halben Wunder in einen Schlitz am hinteren Ende der Tram, damit er zusteigen konnte. Hinter ihm tat Nico dasselbe. Es waren keine Sitzplätze mehr frei, also folgte Nico Aschs Beispiel und hielt sich an dem Gepäckbord fest, das durch den gesamten Innenraum lief. Auf ihm befanden sich dicht gedrängt Säcke mit Gemüse, Stoffballen und sogar eine Kiste mit lebendigen Hühnern, die Nico mit kleinen glasigen Augen beobachteten. Er und Asch schwankten hin und her, während sich die Tram durch den dichten Verkehr des frühen Abends kämpfte; ihre Schwerter hielten sie
sorgfältig unter ihren Regenmänteln verborgen. Die Passagiere wirkten bedrückt, und in dem Wagen war es seltsam still, abgesehen vom stetigen Trommeln des Regens gegen Fenster und Dach.
    »Keiner spricht mit dem anderen«, flüsterte Nico. »Sie sehen sich nicht einmal an.«
    Meister Asch lächelte schwach.
    Allmählich leerte sich der Wagen, als die Tram immer wieder an Haltestellen fuhr. Schließlich wurden ein paar Sitze frei, und Asch und Nico machten es sich bequem. Sofort schloss der alte Farlander die Augen.
    Nico bemerkte, wie er die Stirn vor Schmerzen runzelte. Mit zitternden Fingern massierte sich Asch die Schläfen, als ob er sich eines plötzlichen Drucks entledigen wollte. Er nahm eines seiner Blätter heraus und legte es sich in den Mund.
    »Ihr seht nicht gut aus«, bemerkte Nico.
    Mit schwacher Stimme und noch immer geschlossenen Augen erwiderte sein Meister: »Dieser Ort tut mir gar nicht gut, Nico. Weck mich, wenn wir die letzte Haltestelle erreicht haben.« Mit diesen Worten wickelte er seinen feuchten Mantel enger um sich und verstummte.

    Auf der Insel Q’os gab es vier Hafenbuchten; eine jede wurde durch den Raum zwischen »den Fingern und dem Daumen« gebildet, die als die Fünf Städte bekannt waren. Der Erste Hafen wurde auf der einen Seite von einem Landvorsprung geschützt, der »Der Daumen« genannt
wurde, und von der anderen Seite von einem Stück Land, das wie ein Zeigefinger aussah.
    Die Stadt Paradisio, die auch die Bezeichnung »Erste Stadt« trug, war

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