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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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und was wir atmen.« Der alte Farlander schlug das Buch an einer beliebigen Stelle auf. Kurz betrachtete er die Seite, leckte sich den Daumen und blätterte zu einer anderen Seite. »Hör zu«, sagte er. »So dichten wir manchmal in Honschu. Das hier ist von Issea, der darüber schreibt, wie er nachts allein dasitzt.« Leise las er:
    »Bergsee,
Trinke den Mond,
Trinke mich.«
    Er sah Nico an. »Spürst du es? Die Einsamkeit?«
    »Ich glaube, Ihr solltet es noch einmal lesen. Es ist so kurz, dass ich es gar nicht richtig mitbekommen habe. « Während Nico diese Worte sprach, verspürte er den Drang, sich neben Asch zu setzen und die gedruckten Worte anzuschauen.
    Asch legte das Buch in Nicos Schoß. »Versuch etwas zu lesen – in deiner eigenen Geschwindigkeit.«

    Nico las jedes Wort sorgfältig und sprach es gleichzeitig aus. Sobald sie sich regten und veränderten, zwang er sich zur Entspannung. Er konnte lesen, wenn er es wollte. Es war die erschöpfende Anstrengung, die er hasste, und die Enttäuschung über seine eigene Unfähigkeit. Mit diesen kurzen Gedichten war es leichter, denn die Sprache war einfach und von einem großen weißen Rand umgeben. Er durchblätterte das Buch und wählte das eine oder andere Gedicht aus, das ihm unter die Augen kam. Er stellte verwundert fest, dass er eines laut las:
    »In der offenen Tür
Der Raum
Eines aufgeschreckten Vogels.«
    »Siehst du?«, meinte Asch. »Du liest sehr gut. Es ist schwer, aber nicht unmöglich.
    »Diese Gedichte … entweder erschließen sie sich dir wie in einem Blitz, oder du begreifst sie gar nicht.«
    Asch nickte. »Du darfst das Buch behalten. Betrachte es als Teil deiner Erziehung.«
    »Danke«, sagte Nico. »Ich habe noch nie ein Buch besessen. « Er schaute es an und fuhr mit den Fingern über den Ledereinband.
    Mit dem Buch in der Hand stand Nico auf.
    »Bitte«, sagte er, »können wir jetzt um Himmels willen nach draußen gehen und irgendetwas tun?«

KAPITEL EINUNDZWANZIG
Die Paradiesstadt
    Nach der Uhr an der rosafarbenen Fassade des örtlichen Tempels von Mhann war es schon fast drei Uhr nachmittags. Nico und Asch aßen an einer Garküche in einer Seitenstraße. Sie hockten auf hohen Schemeln vor einer Öffnung in der Mauer, durch die die Bestellungen der Kunden entgegengenommen wurden und man die schwitzenden Köche in der kleinen, dampfenden Küche bei der Arbeit beobachten konnte. Sie aßen schweigend und mühten sich eifrig mit Nudeln in einer würzigen Soße ab, während sie die Passanten beobachteten, die durch den feinen Nieselregen aus tief hängenden Wolken liefen. Stetig tropfte Wasser von den Rändern des Leinwandbaldachins, der sich über Asch und Nico spannte. Trotz seiner offensichtlichen Erschöpfung war Asch angespannt. Nico kannte ihn inzwischen gut genug. Er wusste, dass der alte Mann seine Umgebung aus den Augenwinkeln beobachtete und sicherlich nach Anzeichen von Verfolgern Ausschau hielt. Falls er etwas bemerkte, teilte er es nicht mit.

    Der Tempel auf der anderen Straßenseite erregte Nicos Aufmerksamkeit. Es waren nicht nur die Menschen, die in ihm ein und aus gingen, es war das Bauwerk selbst. Es war ganz anders als jeder Tempel, den er bisher gesehen hatte und bestand hauptsächlich aus einem steinernen Stachel, der sich über die gedrungenen Häuser in seiner Nachbarschaft erhob – eine kleinere Version jener Türme, die überall in der Stadt zu finden waren. Er fragte sich wieder einmal, wie Stahl und flüssiger Stein imstande waren, ein so schmales und dünnes Bauwerk zu bilden.
    Leise und nachdenklich sagte er: »Da sitze ich hier herum, esse weiche Nudeln in Q’os und erkenne, dass ich gar nichts von diesen Menschen weiß, außer dass sie für mich als Mercier meine Feinde sind und ich mich daher vor ihnen in Acht nehmen muss.«
    Asch kaute langsam. Schluckte. »Es sind bloß einfache Leute«, sagte er, »aber ihre Lebensweise ist extrem geworden, und ihre Herzen sind es auch, und daher sind sie in gewisser Weise krank im Geiste.« Asch schlürfte einen weiteren Nudelstrang in den Mund und warf dabei einen Blick über die Schulter auf den Tempel. »Wenn sie ihre Priester kennen würden, hätte sie noch mehr Angst vor ihnen.«
    Nico fragte sich, ob das auch stimmte. Die Geschichten über Menschenopfer, dargebracht durch die Priester von Mhann, und über die geringeren Schändlichkeiten der Gläubigen schienen hier an einer beliebigen Straßenecke mitten im Herzen des Reiches nichts als Legende und Unsinn zu

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