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Farm der Tiere

Farm der Tiere

Titel: Farm der Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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Die Dringlichkeit, die Schweine bei guter Gesundheit zu erhalten, war allzu offensichtlich. Also kam man ohne weitere Debatten überein, daß die Milch und das Fallobst (und später auch die Haupternte der Äpfel) den Schweinen allein vorbehalten bleiben sollten.
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    KAPITEL IV
    Bis zum Spätsommer hatte sich die Kunde dessen, was auf der Farm der Tiere geschehen war, durch die halbe Grafschaft verbreitet. Täglich entsandten Schneeball und Napoleon Taubenschwärme, die Anweisung hatten, sich unter die Tiere der Nachbarfarmen zu mischen, ihnen die Geschichte der Rebellion zu erzählen und die Melodie von ›Tiere Englands‹
    beizubringen.
    Die meiste Zeit hiervon hatte Mr. Jones damit verbracht, in der Schankstube des ›Roten Löwen‹ zu Willingdon zu sitzen und jedem, der es hören wollte, sein Leid über das
    ungeheuerliche Unrecht zu klagen, das ihm dadurch widerfahren sei, daß ihn eine Bande nichtsnutziger Tiere von seinem Besitz vertrieben habe. Die anderen Farmer sympathisierten im Grunde mit ihm, halfen ihm aber anfangs kaum. Insgeheim fragte sich jeder einzelne von ihnen, ob er aus Jones' Mißgeschick nicht irgendwie Nutzen schlagen könnte. Es traf sich glücklich, daß die Besitzer der beiden Farmen, die an die Farm der Tiere angrenzten, dauernd auf gespanntem Fuß lebten.

    Eine von ihnen, ›Fuchswald‹ genannt, war eine große, verwahrloste, altmodische Farm, arg von Waldland
    überwachsen, mit ausgelaugten Weiden und mit Hecken, deren Zustand entwürdigend war. Ihr Besitzer, Mr. Pilkington, war ein
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    leichtlebiger Gutsherr, der seine Zeit - saisonbedingt - zumeist mit Fischen oder Jagen verbrachte. Die andere Farm, die
    ›Knickerfeld‹ hieß, war kleine r und besser in Schuß. Ihr Eigentümer war ein gewisser Mr. Frederick, ein zäher, gerissener Mann, der andauernd in Prozesse verwickelt war und in dem Ruf stand, bei Geschäften rücksichtslos seinen Vorteil zu wahren. Diese zwei waren einander so spinnefeind, daß es ihnen sauer wurde, zu irgendeiner Übereinkunft zu gelangen, auch wenn es sich um die Verteidigung ihrer eigenen Interessen handelte.
    Nichtsdestoweniger hatte die Rebellion auf der Farm der Tiere ihnen beiden einen gehörigen Schrecken eingejagt, und sie waren ängstlich darauf bedacht, zu verhindern, daß ihre eigenen Tiere allzu viel darüber erfuhren. Zuerst taten sie so, als amüsierten sie sich hämisch über die Vorstellung, daß Tiere eine Farm in eigener Leitung betrieben. Die ganze Sache würde binnen vierzehn Tagen vorbei sein, sagten sie. Sie streuten das Gerücht aus, daß die Tiere auf der ›Herren-Farm‹ (sie nannten sie beharrlich die ›Herren-Farm‹; den Namen ›Farm der Tiere‹
    duldeten sie nicht) in ständigem Zwist untereinander lebten und auch rasch verhungern würden. Als die Zeit ins Land ging und die Tiere offensichtlich nicht verhungert waren, schlugen Frederick und Pilkington andere Töne an und begannen von der schrecklichen Verruchtheit zu reden, die jetzt auf der Farm der Tiere floriere. Es wurde ausgesprengt, daß die Tiere dort dem Kannibalismus frönten, einander mit rotglühenden Hufeisen folterten und sich ihre Weibchen teilten. Das komme davon, wenn man gegen die Naturgesetze rebelliere, sagten Frederick und Pilkington.
    Doch diese Geschichten wurden immer nur zur Hälfte
    geglaubt. Gerüchte von einer wundervollen Farm, von der die Menschen vertrieben worden seien und wo die Tiere ihre Angelegenheiten selber regelten, kursierten weiterhin in vager und entstellter Form, und das ganze Jahr hindurch spülte eine
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    Welle der Widerspenstigkeit über das Land. Bullen, die immer fügsam gewesen waren, wurden plötzlich wild, Schafe rissen die Hecken nieder und fraßen den Klee, Kühe stießen den
    Melkkübel um, Jagdpferde verweigerten vor den Hürden und warfen ihre Reiter hinüber. Vor allem aber waren die Melodie und sogar der Text von ›Tiere Englands‹ überall bekannt. Das Lied hatte sich mit erstaunlicher Schnelligkeit verbreitet. Die Menschen vermochten ihre Wut nicht zu bremsen, wenn sie dies Lied hörten, obwohl sie so taten, als fänden sie es einfach bloß lächerlich. Es sei ihnen unbegreiflich, sagten sie, wie selbst Tiere es über sich bringen könnten, einen so schamlosen Quatsch zu singen. Jedes Tier, das beim Singen erwischt wurde, bekam auf der Stelle eine Tracht Prügel. Und dennoch ließ sich das Lied nicht unterdrücken. Die Amseln zwitscherten es in den Hecken, die Tauben gurrten es in den Ulmen, es drang

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