Farmer im All
»Ich fürchte, Ingenieur Ortega hat euch nicht die volle Wahrheit gesagt.«
»Wie?«
»Erstens einmal hat er eine Menge damit zu tun, die Maschinen diesseits der Abschirmung in Ordnung zu halten. Aber es ist auch möglich, bis zum Brenner vorzudringen.«
»Aber wie denn?«
»Man muß für den Notfall gewisse Ausnahmeregeln eingeplant haben. Mister Ortega würde wahrscheinlich in einen Raumanzug steigen, an der Außenseite des Rumpfes nach hinten klettern und von dort in den Maschinenraum einsteigen. Keine schöne Aufgabe.«
»Du meinst.«
»Ich meine, daß nach ein paar Minuten der Zweite Ingenieur zum Chef avancieren würde. Man wählt die Ingenieure sorgfältig aus, Bill!«
Kapitel 7
#Eine Reise im Raumschiff ist so ungefähr das Langweiligste, das man sich vorstellen kann, sobald man alles Neue kennt. Es ist keine Landschaft da, und man hat nirgends Platz, um etwas zu tun. Schließlich waren etwa sechstausend Menschen in die Mayflower gepfercht, und da muß man sogar beim Umdrehen vorsichtig sein.
Nehmen wir Deck B - dort schliefen etwa zweitausend Passagiere. Es maß in der Quere fünfzig Meter und hatte einen Umfang von etwas mehr als hundertsechzig Meter. Und diese Fläche kann man doch nicht einmal durch zweitausend teilen, denn ein großer Teil wird von Treppen, Gängen, Wänden und Nischen verbraucht. Es stellte sich heraus, daß jeder gerade Platz genug für seine Koje hatte und dicht daneben stehen konnte, wenn er wach war.
Ein Wildwestturnier ist unmöglich, und nicht einmal die Mädchen können Ringelreihen spielen.
Deck A war größer und Deck C kleiner, da es näher an der Achse lag, aber im Durchschnitt war es überall das gleiche. Der Rat hatte ein Schichtsystem ausgeklügelt, damit Küche, Speisesäle und Baderäume am gleichmäßigsten ausgenützt wurden. Deck A hatte die Greenwich-Zeit, Deck B die um acht Stunden verschobene West-Pazifik-Zeit, und für Deck C blieb die wiederum um acht Stunden verschobene Zeit der Philippinen.
Man wachte früh auf, nicht besonders müde, aber sehr gelangweilt, und wartete auf das Frühstück. Sobald das Frühstück vorbei war, mußte man die Zeit bis zum Mittagessen totschlagen. Den ganzen Nachmittag konnte man dann dem aufregenden Ereignis des Abendessens entgegenfiebern.
Ich muß zugeben, daß der Plan, uns in die Schule gehen zu lassen, nicht schlecht war. Das hieß, daß zweieinhalb Stunden am Vormittag und zweieinhalb Stunden am Nachmittag ausgefüllt waren. Einige der Erwachsenen beschwerten sich, daß die Speisesäle und alle anderen leeren Plätzchen ständig von Schulklassen belegt waren, aber was erwarteten sie von uns? Daß wir von der Decke baumeln würden? Während des Unterrichts brauchten wir weniger Platz, als wenn wir frei hatten.
Trotzdem, es war schon ein sonderbarer Unterricht. Bei der Fracht befanden sich ein paar Lernmaschinen, doch an die kamen wir nicht heran, und außerdem hätten sie längst nicht für alle ausgereicht. Jede Klasse bestand aus etwa zwei Dutzend Kindern und einem Erwachsenen, der über irgendein Spezialgebiet Bescheid wußte (man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Erwachsene es gibt, die über gar nichts Bescheid wissen!). Der Erwachsene sprach über das Thema, das er gut kannte, und die Kinder hörten zu und stellten anschließend Fragen. Es gab keine echten Prüfungen, keine Experimente, keine Vorführungen und keine Bilder.
Paps sagt, daß dies die beste Art der Schule sei und daß auf der Universität jeder Student seinen Professor haben sollte, mit dem er zusammenarbeiten sollte. Aber Paps ist eine Art Romantiker.
Es wurde so langweilig, daß ich es für unwichtig hielt, ein Tagebuch zu führen - und ich hatte auch keinen Mikrofilm.
Paps und ich spielten abends hin und wieder Cribbage - irgendwie hatte Paps es geschafft, das Brett und die Karten unterzubringen. Dann beschäftigte er sich mit technischen Planungen für den Rat und hatte keine Zeit mehr für mich. Molly schlug vor, daß ich ihr das Spiel beibringen solle, und ich tat es.
Danach brachte ich es Peggy bei, und sie spielte für ein Mädchen ziemlich raffiniert. Es bereitete mir ein wenig Kummer, daß ich Anne untreu wurde und mich mit Peg und ihrer Mutter anfreundete, aber dann sagte ich mir vor, daß Anne genau das von mir verlangt hätte.
Trotzdem hatte ich zu viel Zeit. Bei einem Drittel g und keinerlei Auslauf konnte ich nicht mehr als sechs Stunden schlafen. Die Lichter blieben acht Stunden lang ausgeschaltet, aber man
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