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Farmer im All

Farmer im All

Titel: Farmer im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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könnten wir dort nicht leben.«
    Ich hatte natürlich schon davon gehört. Der Treibhaus-Effekt ist der wichtigste Teil des Atmosphäre-Projekts. Als die Expedition von 1985 landete, hatte Ganymed eine Oberflächentemperatur von ein paar hundert Minusgraden. Das reichte, um einen Menschen erstarren zu lassen. »Aber abgesehen von der Wärmefalle, George«, sagte ich, »ist es doch trotzdem nicht normal, daß Ganymed so finster ist?«
    »Licht ist Wärme, Wärme ist Licht«, erwiderte er. »Am Boden ist es nicht dunkel. Das Licht dringt ein, wird aber nicht mehr abgegeben.«
    Ich schwieg. Es war etwas Neues für mich, und ich verstand es nicht, deshalb beschloß ich abzuwarten. Kapitän Harkness bremste noch einmal ab, als wir auf Ganymed zukamen, und wir konnten eine Mahlzeit bei Schwerkraft einschieben. Ich brachte es immer noch nicht fertig, bei Schwerelosigkeit zu essen, nicht einmal mit Injektionen. Der Kapitän lenkte das Schiff in eine enge Parkbahn um Ganymed. Wir waren angekommen - sobald uns jemand von hier abholte.
    Es war auf der Verschiffung nach Ganymed selbst, als mir zum erstenmal klar wurde, daß das Kolonistenleben nicht so zauberhaft und romantisch war, wie es von der Erde aus schien. An Stelle von drei Schiffen, die uns allesamt auf den Planeten befördert hätten, kam ein einziger Kahn, die Jitterbug, und sie hätte in die Laderäume der Bifrost gepaßt. Sie konnte neunzig Passagiere auf einmal befördern, und das bedeutete eine Menge Flüge.
    Ich hatte Glück. Ich mußte nur drei Tage im schwerelosen Zustand waiten. Aber ich verlor dabei zehn Pfund.
    Während ich wartete, half ich die Fracht verstauen, die die Jitterbug bei jedem Anflug mitbrachte. Endlich waren wir aber an der Reihe und wurden in der Jitterbug zusammengedrängt. Es war schrecklich. Die Decks waren nicht viel größer als Regale - sie waren einen knappen Meter hoch. Die Luft roch abgestanden, und man hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Abteile zu säubern. Es gab keine Einzelliegen. Wir wurden einfach Schulter an Schulter auf lange Matten gepackt - und Fuß an Kopf, um es genau zu sagen.
    Der Kapitän war ein falscher Begriff, denn es handelte sich um eine raubauzige Alte, die >Käpt’n Hattie< genannt wurde. Sie brüllte uns gleich an, daß wir uns beeilen sollten. Dann startete sie, ohne sich zu vergewissern, ob sich alle festgeschnallt hatten.
    Zum Glück dauerte es nicht lange. Sie beschleunigte so stark, daß ich zum erstenmal seit Beginn der Reise das Bewußtsein verlor. Dann waren wir für etwa zwanzig Minuten im freien Fall. Anschließend bremste sie scharf ab und landete mit einem gehörigen Bums. Käpt’n Hattie schrie zu uns hinunter: »Los, raus, ihr Schlafmützen! Wir sind da.«
    Die Jitterbug hatte Sauerstoff und nicht das Helium-Sauerstoffgemisch der Mayflower. Wir waren mit zehn Pfund Druck angekommen. Nun ließ Käpt’n Hattie den Druck heraus, bis er drei Pfund betrug - was der Atmosphäre von Ganymed entsprach. Natürlich, mit drei Pfund Sauerstoff kann man schon leben; die Erde hat auch nicht mehr. Die restlichen zwölf Pfund bestehen nämlich aus Stickstoff. Aber ein so plötzlicher Druckunterschied bringt jeden Menschen zum Japsen. Man erstickt nicht, aber man hat das Gefühl, nahe daran zu sein.

     
    Wir fühlten uns elend, als wir ausstiegen, und Peggy hatte Nasenbluten. Es gab keine Aufzüge. Wir mußten über Strickleitern nach unten klettern. Und es war kalt!
    Es schneite. Der Sturm heulte um das Schiff und schüttelte die Leiter - die kleineren Kinder mußte man festbinden und nach unten reichen. Auf dem Boden lagen etwa zwanzig Zentimeter Schnee - bis auf die Stelle, wo ihn die Bremsdüsen der Jitterbug geschmolzen hatten. Ich konnte kaum sehen, denn der Wind trieb mir den Schnee ins Gesicht, aber ein Mann packte mich an der Schulter, drehte mich herum und brüllte: »Weitergehen! Weitergehen! Hier entlang!«
    Ich ging in die angezeigte Richtung. Ein zweiter Mann empfing mich und sang den gleichen Vers. Ich sah den matschigen Trampelpfad im Schnee. Vor mir verschwanden ein paar Leute hinter den Schneeflocken, und ich lief hinter ihnen her, hauptsächlich, um mich warmzuhalten. Es war wohl eine halbe Meile bis zum Schutzhaus, und der Weg war eiskalt. Wir waren zu leicht gekleidet. Ich war bis auf die Knochen durchgefroren, und meine Füße waren klatschnaß, als wir ankamen.
    Das Schutzhaus war ein großes, hangarähnliches Gebäude, und in seinem Innern hatten wir es nicht sonderlich warm, da

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