Farmer im All
stehengeblieben waren und die versucht hatten, sich so durchzuschlagen. Hank und ich fanden einen Mann und eine Frau, die eng umschlungen nebeneinander saßen. Sie waren hart wie Stein.
Wenn wir jemand fanden, versuchten wir ihn zu identifizieren und bedeckten ihn dann mit Schnee, damit er eine Weile geschützt war. Sobald wir alle Leute einer Farm so beerdigt hatten, suchten wir nach den Haustieren und schleiften sie zur Straße, wo sie später der Traktor aufnahm. Es schien eine schmutzige Gesinnung zu sein, die Toten zu berauben, aber Hank erklärte, daß das besser als eine Hungersnot sei.
Hank verursachte mir erst ein wenig Kopfzerbrechen. Er ging über alles so leicht hinweg. Ich schätze, es war auch besser, die Sache so aufzunehmen, und nach einer Weile tat ich es selbst. Die Tragik des Geschehens war so groß, daß wir sie gar nicht auf einmal erfassen konnten.
Aber ich hätte die Wahrheit merken müssen, als wir an seine eigene Farm kamen. »Wir können sie auslassen«, sagte er und machte ein paar Haken an seiner Liste.
»Sollen wir nicht nach Tieren suchen?«
»Nein. Die Zeit wird knapp. Gehen wir weiter zu den Millers.«
»Haben sie es geschafft?«
»Ich weiß nicht. Ich habe sie nicht in der Stadt gesehen.«
Die Millers hatten es nicht geschafft. Wir hatten kaum Zeit, uns um sie zu kümmern, als der Traktor schon wieder zurückkam. Erst eine Woche später erfuhr ich, daß Hanks Eltern beide bei dem Beben ums Leben gekommen waren. Er hatte sich die Zeit genommen, sie aus den Trümmern zu holen und in den Eiskeller zu legen, bevor er in die Stadt ging.
Wie ich selbst war Hank während des Bebens draußen gewesen und hatte den Himmel betrachtet. Die Tatsache, daß die Katastrophe direkt nach dem Himmelsschauspiel eingetreten war, verhinderte es, daß noch mehr Menschen getötet wurden. Aber es hieß, daß das Beben durch die Konstellation der Monde entstand durch die Gezeitenkräfte, genauer gesagt -, und das glich die Sache wieder etwas aus. Natürlich war die Konstellation nur der letzte Anlaß zu dem furchtbaren Ereignis. Die Kräfteverschiebung, die zu dem Beben führte, hatte begonnen, seit man das Atmosphäre-Projekt in Angriff genommen hatte.
Die Kolonie hatte siebenunddreißigtausend Einwohner gehabt, als das Beben kam. Nun waren es noch dreizehntausend. Außerdem hatten wir die gesamte Ernte und beinahe alle Haustiere verloren. Hank hatte nicht so unrecht, als er sagte, daß eine Hungersnot zu befürchten sei.
Man setzte uns am Einwanderungslager ab, und eine zweite Gruppe wurde mit den Traktoren hinausgefahren. Ich suchte nach einem ruhigen Plätzchen, weil ich etwas Schlaf brauchte.
Ich war gerade so am Eindösen - so erschien es mir jedenfalls -, als mich jemand wachrüttelte. Es war Pips. »Ist alles in Ordnung, Bill?«
Ich rieb mir die Augen. »Bei mir schon. Hast du Molly und Peggy gesehen?«
»Ich komme eben von ihnen. Ich habe ein paar Stunden frei. Bill, hast du etwas von den Schultzes gesehen?«
Ich setzte mich auf. Mit einemmal war ich hellwach. »Nein. Und du?«
»Nein.«
Ich erzählte ihm, was wir gemacht hatten, und er nickte. »Schlaf weiter, Bill. Ich werde sehen, ob ich etwas über sie erfahren kann.«
Ich schlief nicht mehr ein. Er kam nach einer Weile zurück und berichtete, daß er nichts herausgebracht hatte. »Ich mache mir Sorgen, Bill.«
»Ich auch.«
»Ich werde nachsehen.«
»Ich komme mit.«
Paps schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig. Du brauchst deinen Schlaf.« Ich ging dennoch mit.
Wir hatten Glück. Der Katastropheneinsatz fuhr in unsere Straße, und wir konnten mitkommen. Unsere eigene Farm und die der Schultzes sollte bei dieser Fahrt abgesucht werden. Paps erklärte dem Fahrer, daß wir die beiden Farmen übernehmen würden, und ihm war es recht.
Sie setzten uns an der Biegung ab, und wir gingen auf das Haus der Schultzes zu. Ich bekam eine Gänsehaut. Es ist verhältnismäßig leicht, fremde Tote mit Schnee zu bedecken. Aber ich wollte Mutti Schultz oder Gretchen nicht tot und steif sehen.
Vater Schultz konnte ich mir nicht als Toten vorstellen. Leute wie Vater Schultz sterben nicht - sie machen ewig weiter. So kommt es einem wenigstens vor.
Aber ich war nicht auf das vorbereitet, was wir erleben sollten.
Wir waren eben an dem kleinen Hügel vorbeigekommen, der ihr Haus von der Straße her verdeckte. George blieb stehen und sagte: »Na, das Haus steht noch. Er hatte es ja bebensicher gebaut.«
Ich sah hinüber, und dann
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