Farmer, Philip José - Flusswelt 02
Firebrass. »Ihre Haßgefühle und Vorlieben, ihre Abneigungen und Neigungen, ihre Vorurteile und Reaktionen, einfach alles.«
»Aber sie sind veränderbar!«
Firebrass grinste. »Das widerspricht Ihrer eigenen Philosophie. Und solange man die Menschen nicht dazu erzieht, werden sie sich eben nicht ändern. Deswegen sieht auch Hacking keinen Grund dafür, sich anders zu verhalten. Und warum sollte er auch? Er hat hier die gleiche Ausbeutung und Niedertracht erfahren wie auf der Erde.«
»Ich habe keine Lust, mich darüber zu streiten«, sagte Sam. »Statt dessen werde ich Ihnen sagen, was wir meiner Meinung nach tun sollten.«
Er blieb plötzlich stehen und starrte aus dem Fenster. Die weißgraue Schiffshülle leuchtete in der Sonne. Welch herrlicher Anblick! Und das ganze Schiff gehörte in einem gewissen Sinne ihm. Es war ein Kind seiner Vorstellungskraft und jeden Kampf wert!
»Ich will Ihnen was sagen«, wiederholte er etwas langsamer. »Warum kommt Hacking nicht einfach hierher? Warum besucht er uns nicht einmal? Er kann sich hier umsehen und seine eigenen Schlüsse aus dem, was wir tun, ziehen. Vielleicht wird er unsere Probleme dann leichter durchschauen und feststellen, daß wir gar nicht die blauäugigen Teufel sind, die ihn versklaven wollen. Und je eher er einsieht, daß er uns helfen sollte, desto schneller wird er uns los.«
»Ich werde ihm diesen Vorschlag übermitteln«, sagte Firebrass. »Vielleicht geht er sogar darauf ein.«
»Wir werden ihn mit allen Ehrungen empfangen, die einem Staatsmann zustehen«, sagte Sam, »mit zwanzig Böllerschüssen als Salut, einem großen Empfang, einem ausgezeichneten Essen, einem guten Tropfen und Geschenken. Dann wird er erkennen, daß wir gar nicht so üble Burschen sind.«
John spuckte aus und machte »Pah!«, aber er sagte nichts darauf. Er wußte, daß Sams Anregung die beste war.
Drei Tage später brachte Firebrass Hackings Antwort: Er würde kommen, sobald Parolando und Selinujo sich über die Mineralienlieferungen geeinigt hätten.
Sam kam sich wie ein rostiger alter Kessel in einem Dampfschiff vor. Es fehlte nur noch ein Atü Druck, und er würde geradewegs in die Luft gehen.
»Manchmal glaube ich, daß deine Methoden doch die besseren sind«, sagte er ungehalten zu John. »Vielleicht sollten wir doch besser eine Armee auf die Beine stellen und uns einfach holen, was wir brauchen.«
»Natürlich«, sagte John kühl. »Und außerdem ist es nun ein für allemal klar, daß diese Ex-Gräfin von Huntingdon – sie muß übrigens von meinem alten Feind, dem Grafen von Huntingdon, abstammen – nicht bereit ist, nachzugeben. Sie ist eine religiöse Fanatikern; hirnrissig, wie du diese Leute nennst. Und Hacking wird uns angreifen, wenn wir in Selinujo einfallen. Er kann sein Wort jetzt nicht mehr zurücknehmen. Jetzt, wo er auch noch die Feuerdrache 1II hat, ist er noch stärker geworden. Aber ich will dazu nichts mehr sagen und dir auch keine Vorwürfe machen, auch wenn mich diese verfahrene Situation unablässig beschäftigt.«
Sam hielt inne und sah John an. Er hatte also nachgedacht. Das war gleichbedeutend mit schleichenden Schatten, gezückten Dolchen und unheilschwangerer, von Intrigen und Heimlichkeiten durchsetzter Luft und fließendem Blut. Der Schlafende tat in diesem Augenblick gut daran, sich zu rühren.
»Nicht daß du denkst, ich hätte mit Iyeyasu, unserem mächtigen Nachbarn im Norden, Kontakt aufgenommen«, sagte John, der in diesem Moment auf dem großen, lederbezogenen Sessel saß und gedankenverloren in seinen mit einer purpurfarbenen Flüssigkeit gefüllten Becher starrte, »aber ich besitze einige Informationen, die ziemlich sicher sind. Ich bin der Meinung, daß Iyeyasu, der sich momentan wirklich sehr stark fühlen dürfte, darauf aus ist, sich noch mehr Land anzueignen. Und ich bin ebenso sicher, daß er bereit wäre, uns einen Gefallen zu tun. Natürlich nur dann, wenn wir uns dazu verpflichten, ihm das zu einem bestimmten Preis zu vergüten… Etwa indem wir ihm ein Amphibienboot und eine Flugmaschine gäben. Er ist ganz wild darauf, selbst zu fliegen, weißt du?
Wenn er Selinujo angriffe, könnte Hacking uns dafür nicht verantwortlich machen. Wenn er Selinujo zu Hilfe käme, würde sein Reich zerstört werden und anschließend wäre sogar Iyeyasu dermaßen geschwächt, daß er für uns keinen Gegner mehr darstellte. Des weiteren hat man mir zugetragen, daß Chernsky mit Tifonujo und Hacking ein geheimes Beistandsabkommen
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