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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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einzigen Sekunde – stellte Sam sich die Frage, ob die Chancisten sich nicht vielleicht doch im Besitz der einzig seligmachenden Wahrheit befanden.
    Wenn sie wirklich einen Weg kannten, der sie aus diesem selbstgewählten Gefängnis des Hasses hinausführte, waren sie möglicherweise die einzigen, deren Worten man Geltung verschaffen mußte. Dann hatten weder Elwood Hacking noch John Lackland oder Sam Clemens das Recht, noch ein weiteres Wort zu sagen. Sollten die Chancisten doch…
    Aber sie waren auf dem falschen Weg, erinnerte er sich selbst. Sie waren nicht anders als alle anderen religiösen Spinner der Erde. Einige von ihnen ohne Zweifel mit den besten Absichten. Aber nicht im Besitz der Wahrheit, auch wenn sie darauf beharrten.
    Hacking verfiel plötzlich in Schweigen und Sam sagte: »Nun, wir haben zwar im Protokoll keine Tischreden eingeplant, Sinjoro Hacking, aber ich danke Ihnen dafür, daß Sie die Gelegenheit beim Schopf ergriffen haben. Wir alle danken Ihnen für Ihren Vortrag und hoffen, daß Sie uns nicht auch noch eine Honorarforderung schicken. Unser Finanzhaushalt sieht momentan nicht besonders gut aus, wissen Sie.«
    Hacking sagte: »Sie fassen das Ganze wohl auch noch als Witz auf, wie? – Na gut, wie wäre es mit einer Besichtigung? Ich würde sehr gerne einmal das große Schiff sehen, das Sie hier bauen.«
    Der Rest des Tages verging eher gemütlich. Sam vergaß sowohl seinen Ärger als auch seine Vorbehalte gegenüber Hacking und führte ihn durch Fabriken, Läden und schließlich auch das Schiff. Obwohl es erst halbfertig war, erweckte es einen ungeheuren Eindruck. Es sah überhaupt besser aus als je zuvor und war… ja, es war sogar hübscher anzusehen als die Erinnerung an das Gesicht Livys, als sie ihm zum ersten Mal ihre Liebe gestanden hatte.
    Hacking zeigte sich zwar nicht gerade ekstatisch, war aber ohne Frage zutiefst beeindruckt. Er konnte es sich allerdings nicht verkneifen, anschließend einige Bemerkungen über den desolaten Zustand des umliegenden Gebietes zu machen.
    Kurz vor dem Abendessen erhielt Sam eine Nachricht. Ein Mann hatte in einem kleinen Boot am Ufer festgemacht und verlangte den Herrscher dieses Landes zu sprechen. Da es sich bei demjenigen, der ihn hereingelassen hatte, um einen von Sams Leuten handelte, wurde Sam auch sofort benachrichtigt. Auf der Stelle schwang er sich in einen der vor knapp einer Woche fertiggestellten, alkoholverbrennenden »Jeeps«. Der gutaussehende, schlanke und dunkelblonde Mann, der ihn auf der Wachstation erwartete, stand auf und stellte sich vor. Er hieß Wolfgang Amadeus Mozart und sprach esperanto.
    Als Sam dem jungen Mann einige Fragen stellte, fand er heraus, daß er einen weichen österreichischen Akzent hatte und sein Vokabular Redewendungen enthielt, die Sam nicht verstand. Möglicherweise handelte es sich dabei um österreichische Ausdrücke oder Begriffe aus der deutschen Sprache des achtzehnten Jahrhunderts.
    Der Mann, der sich Mozart nannte, gab an, bisher in einem Gebiet gelebt zu haben, das von Parolando aus gesehen zwanzigtausend Meilen flußaufwärts lag. Er hatte von Sams Schiff gehört, aber was ihn zu dieser langen Reise veranlaßt hatte, war eine Geschichte, derzufolge man beabsichtige, zur Zerstreuung der Passagiere auch ein Orchester mit auf die Reise zu nehmen. Mozart hatte dreiundzwanzig Jahre auf dieser materiearmen Welt über sich ergehen lassen müssen, in der die einzigen Musikinstrumente aus Trommeln, Pfeifen, hölzernen Flöten und einer primitiven Art von aus Darmsaiten und Fischgräten hergestellten Harfe bestanden. Dann hatte er von dem Meteoriten gehört, und nun brannte er darauf, aus Metall all das herzustellen, was es an Musikinstrumenten zu seiner Zeit und später gegeben hatte: ein Piano, Violinen, Flöten und Hörner. Und da sei er nun. Ob man ihn bei den Schiffsmusikern gebrauchen könne?
    Obwohl Sam kein passionierter Liebhaber klassischer Musik war, hatte er doch einiges an ihr zu schätzen gewußt. Was ihn jedoch am meisten begeisterte, war die Tatsache, hier dem weltberühmten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart persönlich gegenüberzustehen. Vorausgesetzt natürlich, der Mann war, was er zu sein vorgab: Es wimmelte auf dieser Welt dermaßen von Hochstaplern, daß man sich besser nicht darauf beschränkte, ihre Identität von ihren Aussagen abhängig zu machen. Angefangen vom einzigartigen Jesus H. Christus bis hin zum originalbayerischen Franz Josef Strauß war Sam beinahe jede wichtige

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