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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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‘n Franzosen. Jedenfalls nicht, bevor ich hier war. Seitdem, na ja, hab’ ich auch ‘n paar weiße Skalps gesammelt.«
    Der Mann stand auf. Das Sternenlicht stand jetzt in seinem Rücken und Sam konnte sehen, daß sein Haar dunkel schimmerte. Er zweifelte allerdings nicht daran, daß es sich im hellen Sonnenlicht als feuerrot entpuppen würde.
    »Ich red’ jetzt ‘ne Menge mehr als sonst«, sagte der Mann. »Wo viele Leute sind, wird auch viel geredet. Das ist nicht gut für meiner Mutter Sohn.«
    Sie gingen zu Lothar hinüber und unterwegs fragte Sam: »Wie bist du hierher gekommen? Und ausgerechnet jetzt?«
    »Der Fremde sagte, wo ich dich finden würde. Erzählte mir alles über dich und dein Boot und den Nebelturm und so was. Warum alles wiederkäuen? Du weißt doch Bescheid. Ich war damit einverstanden, hierher zukommen und bei der Reise dabei zu sein. Ist eh nicht genug Platz hier. Man kann sich kaum umdrehen, ohne nicht einem dabei mit dem Ellbogen das Nasenbein einzuhauen. Ich war dreißigtausend Meilen flußaufwärts von hier, als ich nachts wach wurde und der Kerl neben mir im Dunkeln hockte. Wir haben ‘ne Menge miteinander geredet. Er allerdings das meiste. Dann bin ich sofort los. Auf dem Weg hierher kriegte ich schon einiges von dem, was hier los war, mit. Ich kam hier an, als die Schlacht in vollem Gange war, und hab seitdem nach dir Ausschau gehalten. Hörte auch ‘n paar Schwarzen zu, die sich unterhielten. Die waren mächtig sauer, weil sie deine Leiche nicht finden konnten. Bin also rumgeschlichen und hab die Ohren aufgehalten. Einmal lief mir so ‘n Araber über den Weg. Mußte ihn umlegen. Na ja, ich hatte sowieso Hunger.«
    Sie hatten Lothar jetzt erreicht, aber die letzten Worte Johnstons ließen Sam erschreckt zusammenzucken. »Hunger?« sagte er. »Soll das heißen…?«
    Johnston gab keine Antwort. Sam sagte: »Sag mal… äh… du bist doch nicht etwa der Johns ton, den man >Leberesser< Johnston nannte? Der Crow-Killer?«
    Johns ton knurrte: »Hab endlich doch noch meinen Frieden mit den Crows gemacht und bin ihr Bruder geworden. Hab auch kurz drauf Schluß damit gemacht, Menschenleber zu essen. Aber hin und wieder hat man ja nun mal Hunger.«
    Sam fröstelte. Er kniete sich auf den Boden nieder, löste Lothars Fesseln und nahm ihm den Knebel aus dem Mund. Von Richthofen schien ziemlich wütend zu sein, aber er war nicht weniger neugierig. Und ebenso wie Sam verhielt er sich Johnston gegenüber zurückhaltend. Der Mann strahlte eine tierische Rohheit aus. Ohne ihn näher zu kennen, wußte Sam plötzlich, daß es äußerst ungesund sein konnte, ihn sich zum Feind zu machen.
    Dann schlugen sie den Weg zur Staumauer ein. Lange Zeit sagte Johnston kein Wort. Plötzlich verschwand er und ließ Sam und Lothar mit einem unbestimmten Gefühl in der Magengrube zurück. Johns ton bewegte sich, obwohl er Sam und Lothar um Haupteslänge überragte und mindestens zweihundertachtzig Pfund Knochen und Muskeln auf die Waage brachte, leiser als der Schatten eines Pumas.
    Sam fuhr erschreckt zusammen. Johnston war wieder da. »Ist was passiert?«
    »Keine Ursache«, erwiderte Johnston. »Wie du sagtest, seid ihr noch nicht viel hier rumgekommen. Ich hab aber ‘ne Menge gesehen und gehört. Kenn die Lage ziemlich gut. Von euren Leuten sind ‘ne Menge im Norden und Süden über die Grenzen abgehauen. Wenn die zurückkämen, könnten sie den Schwarzen anständig die Backen vollhauen. Na ja, die werden auf lange Sicht eh den kürzeren ziehen. Iyeyasu wetzt schon seine Messer. Würd mich nicht mal überraschen, wenn er heute nacht zuschlägt. Hab mich ‘n bißchen umgesehen bei ihm, ehe ich rüberkam. Er hat keine Lust, sich mit den Schwarzen rumzuschlagen, wenn die das Schiff erst fertighaben. Er wird es ihnen abnehmen, solange er noch kann.«
    Sam stöhnte auf. Wenn er das Schiff schon nicht zurückbekommen konnte, machte es auch keinen Unterschied mehr, ob Hacking oder Iyeyasu es hatte. Erst als sie sich wieder im Inneren des Staudammes aufhielt, fühlte er sich wieder etwas besser. Es bestand immer noch die Möglichkeit, daß Hacking und Iyeyasu sich gegenseitig zerfleischten. Wenn dieser Wunsch in Erfüllung ging… konnten seine Leute wieder zurückkehren und die Macht erneut übernehmen. Verloren war jedenfalls bis jetzt noch nichts.
    Die Ankunft des herkulisch gebauten Trappers gab Sam zudem einen starken innerlichen Auftrieb. Der geheimnisvolle Renegat hatte ihn also doch nicht im Stich

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