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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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gestellt hatte. Als sie nahe genug herangekommen waren, war er wieder zum Leben erwacht und hatte einem der Jäger den Arm abgerissen.
    Andererseits: Joe hatte den Jäger zwar sterben sehen, aber nun, seit jenem Tag, an dem sie alle wieder an den Ufern des Flusses erwacht waren, lebte auch er wieder. Und wenn er, Joe, wieder zum Leben erweckt worden war, warum sollte dann nicht auch dieses versteinert dahinschwimmende, schlangenähnliche Ungeheuer seine hölzerne Starre plötzlich überwinden und ihn zwischen den Zähnen zermalmen?
    Aber Joe überwand seine Furcht. Er wartete – leicht fröstelnd – darauf, daß das Monster sich ihm näherte. Immerhin war er ein Titan, ein älterer Bruder des Menschen, der in der Morgendämmerung der Erde das Licht der Welt erblickt hatte. Und er war nicht dumm.
    Einer der Zwerge – er war ebenso winzig wie die anderen – trug auf dem Kopf ein gläsernes Stirnband, an dessen Vorderseite eine stilisierte, rotleuchtende Sonne funkelte – winkte Joe zu. Die anderen, die hinter ihm auf dem hölzernen Körper des Ungeheuers standen, hielten Speere und andere seltsame Gegenstände in den Händen (später erfuhr Joe, daß es sich dabei um Pfeile und Bogen gehandelt hatte). Sie schienen nicht im geringsten Angst vor dem Koloß zu haben, der sie transportierte, aber das konnte auch daran liegen, daß sie gegen die Strömung angerudert hatten und nun so müde waren, daß ihnen alles egal war.
    Es dauerte eine gewisse Zeit, bis es dem Anführer der Zwerge gelang, Joe dazu zu bewegen, an Bord des Schiffes zu kommen. Seine Gefährten gingen an Land, um ihre Gräle zu füllen, während Joe zunächst einmal langsam den Rückzug antrat. Während die Zwerge aßen, nahm auch er seine Mahlzeit ein, blieb allerdings dabei auf Distanz. Alle seine Kameraden waren in den Hügeln untergetaucht, denn das Schiff hatte sie in Panik versetzt. Erst als sie feststellten, daß die Flußschlange Joe nichts tat, kamen sie langsam zurück. Die Zwerge gingen wieder an Bord ihres Schiffes.
    Der Anführer der Zwerge entnahm seinem Gral plötzlich einen langen Gegenstand, hielt einen glühenden Draht an dessen Spitze, nahm das lange Ding in den Mund und stieß Rauchwolken aus. Als er das zum erstenmal tat, sprang Joe auf und seine Kameraden hetzten Hals über Kopf in die Hügel zurück. Joe fragte sich, ob die winzignasigen Zwerge möglicherweise die Jungen eines Drachen waren. Vielleicht sahen die Drachen alle so aus, wenn sie noch klein waren, und konnten trotzdem – wie ihre Eltern – bereits Rauch und Flammen spucken?
    »Aber ich bin ja nicht blöd«, sagte Joe. »Ef dauerte nicht lange, und dann wuffte ich, daf der Rauch auf dem Dingf raufkam, daf auf Englif Figarre heift. Der Anführer der Fwerge wollte mir feigen, daf ich die Figarre rauchen könnte, wenn ich fu ihm auf daf Schiff käme und mitführe. Nun, vielleicht bin ich damalf fiemlich verrückt gewefen, aber ich wollte unbedingt die Figarre haben. Vielleicht wollte ich auch nur die Leute meinef Volkef beeindrucken, ich weif ef nicht.«
    Er war auf das Schiff gesprungen, das unter seinem Gewicht beinahe umkippte, und zeigte ihnen seinen Gral, um ihnen zu bedeuten, daß er bereit war, ihnen damit die Schädel zu zerschmettern, wenn sie ihn angriffen. Die Zwerge verstanden den Wink und kamen ihm nicht zu nahe. Der Anführer gab Joe einen Zigarre, und obwohl er anfangs ein wenig hustete und der Geschmack des Tabaks völlig fremdartig für ihn war, schmeckte es ihm nicht übel. Ähnlich war es mit seinem ersten Schluck Bier: Joe war auf das höchste entzückt davon.
    Also entschied Joe sich, zusammen mit den Zwergen flußaufwärts zu fahren.
    Man setzte ihn für die gröbste Arbeit ein und gab ihm den Namen Tehuti.
    »Tehuti?« fragte von Richthofen.
    »Die griechische Form lautet Thoth«, erklärte Clemens. »Für die Ägypter sah er einfach aus wie der langschnäbelige Ibisgott. Ich nehme an, daß er sie auch an den Gott der Paviane erinnert haben muß – sein Name war Bast-, aber wahrscheinlich hat Joes unglaubliche Nase sie bei der Namensgebung mehr beeinflußt. So wurde er zu Thoth – der Tehuti.«
    Tage und Nächte rannen dahin wie das Wasser des Flusses. Manchmal wurde Joe die Sache zuviel, und er wünschte sich, wieder an Land zu gehen. Bald konnte er auch die Sprache der Zwerge einigermaßen sprechen. Wenn er wirklich gehen wollte, würde dem Häuptling gar nichts anderes übrigbleiben, als ihn abzusetzen – zumal er genau wußte, daß die

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