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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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hatten. Die Spitze des vor ihnen aufragenden Berges verlor sich im Nebel; sie konnte ebenso fünfhundert wie fünftausend Meter von ihnen entfernt sein. In der Hoffnung, irgendwo einen Einstieg zu finden, suchten die Männer den Fuß des Berges ab. Und sie fanden einen. Er wirkte wie eine kleine Tür, wie ein Verbindungsgang zwischen der Ebene und dem Berg, und war so niedrig, daß sie praktisch gezwungen waren, die ganze Strecke auf Händen und Füßen hinter sich zu bringen. Zwar rieben sich Joes breite Schultern unablässig an der ihn umgebenden Felswand, aber sie war so glatt, als sei der gesamte Gang künstlich erzeugt worden; als habe man ihn soweit abgeschliffen, bis alle seine Kanten und Ecken abgehobelt waren.
    Der Tunnel führte in einem Winkel von fünfundvierzig Grad im Inneren des Berges nach oben. Es gab keine Möglichkeit, seine Länge abzuschätzen, und als Joe schließlich den Ausgang erreichte, waren nicht nur seine Schultern, sondern auch seine Handflächen und Knie – trotz der Decken, die er zum Schutz um sie geschlungen hatte – von zahlreichen Schürfwunden bedeckt.
    »Eins verstehe ich nicht«, sagte von Richthofen. »Bisher ist es mir immer so erschienen, als dienten die Berge hauptsächlich dazu, uns davon abzuhalten, das Ende des Flusses zu erreichen. Weswegen hat man diesen Tunnel durch soliden Fels gebaut, wo er doch jedem Eindringling die Möglichkeit gibt, hindurchzukommen? Und warum existierte eine solche Möglichkeit nicht schon an der ersten Erhebung?«
    »Hätte sich bereits in der ersten Erhebung ein Tunnel befunden«, sagte Clemens, »wäre er eventuellen Patrouillen oder Kontrolleuren, die sich in diesem Gebiet herumtreiben, sichtbar gewesen. Und der zweite Berg lag immerhin in einem dichten Nebelfeld.«
    »Dieses aus Handtüchern zusammengeflickte Seil wäre ebenso sichtbar gewesen«, entgegnete der Deutsche.
    »Möglicherweise hat es noch gar nicht so lange dort gehangen«, meinte Clemens.
    Von Richthofen fröstelte.
    »Laft mich um Himmelf willen endlich weitererfählen!« fiel Joe ein. »Flieflich ift daf meine Gefichte!«
    »Ja, und eine ziemlich lange dazu«, meinte Clemens und warf einen Blick auf Joes mächtiges Hinterteil. »Wenn es noch lange dauert, bekommt mein Sitzfleisch Schwielen.«

6
    Die Gruppe schleppte sich zehn Meilen durch ein neues Flachland. Dann versuchten die Männer ein wenig zu schlafen, aßen eine Kleinigkeit und kletterten weiter. Der vor ihnen aufragende Berg erwies sich als schroff, steil und schwer bezwingbar. Ihr Hauptgegner war der Sauerstoffmangel. Die Männer rangen nach Luft und mußten des öfteren Pausen einlegen.
    Joes Füße taten weh, und er humpelte, aber er bat dennoch nicht um eine Rast. Solange die anderen konnten, wollte er sich keine Blöße geben.
    »Leider kann Joe sich nicht so lange auf den Beinen halten wie ein Mensch«, erklärte Sam. »Für seine Spezies sind Plattfüße geradezu charakteristisch. Er ist einfach zu groß für einen Zweibeiner. Ich frage mich, ob seine Rasse nicht ausgestorben ist, weil sie sich ewig die Fußrücken brach.«
    »Ich kenne ein Fpefimen, daf der Gattung Homo fapienf angehört und garantiert an einem gebrochenen Nafenbein fterben wird, wenn ef nicht endlich dafu übergeht, fein Riechorgan auf Dingen herauffuhalten, die ef defwegen nichtf angehen, weil fie mich betreffen«, sagte Joe.
    Die Männer, so erzählte er weiter, kletterten immer höher, bis der Fluß, so breit und gewaltig, wie er war, unter ihnen nur noch wie ein Wollfaden wirkte, und manchmal war es ihnen wegen des herrschenden Nebels nicht einmal möglich, ihn überhaupt zu sehen. Schnee und Eis machten das Weitergehen zu einem halsbrecherischen Unternehmen. Schließlich entdeckten sie einen Weg, der auf ein weiteres Plateau abwärts führte, und folgten ihm. Dabei mußten sie sich durch den Nebel tasten und sich einem Wind entgegenstemmen, der heulte wie ein ganzes Wolfsrudel und mit aller Kraft auf sie einpeitschte.
    Schließlich fanden sie in den Bergen ein gewaltiges Wasserloch, aus dem der Fluß entsprang. In allen Richtungen – ausgenommen der, aus welcher sie gekommen waren – erhoben sich steile glattflächige Berge. Der einzige Weg, den sie weitergehen konnten, führte mitten in das Loch hinein, und aus ihm heraus donnerte ein so lautes Brüllen, daß es den Männern unmöglich war, sich untereinander zu verständigen. Es war wie die Stimme eines Gottes, der mit der Lautstärke eines Orkans sprach.
    Joe Miller fand

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