Farmer, Philip José - Flusswelt 02
Am anderen Ende waren die Wolken dichter. Damals wußte er natürlich noch nicht, woran das lag, aber Sam hatte ihm erklärt, daß sich dort die Mündung des Flusses befinden mußte, wo das erwärmte Wasser mit der kalten Luft in Berührung kam.
Joe machte einen Schritt um die Kurve des Simses herum.
Und sah den grauen Metallzylinder, der vor ihm auf dem Pfad stand. Zuerst verstand er überhaupt nicht, was das bedeuten sollte. Das Ding sah für ihn in diesem Moment einfach nur fremdartig aus. Außerdem hatte er es nicht erwartet. Dann wurden die Umrisse des Gegenstandes plötzlich vertraut, und er begriff, daß er einen Gral vor sich hatte, den jemand, der vor ihm diesen Weg gegangen war, hier zurückgelassen haben mußte. Irgendein unbekannter Pilger mußte also die gleichen Gefahren überstanden haben wie er. Zumindest bis hierhin. Er hatte den Gral abgestellt, um zu essen, denn der Deckel war noch offen, und der dem Behälter entströmende Gestank wies darauf hin, daß sich in ihm noch die Überreste einer Mahlzeit aus Brot und Fisch befinden mußten. Der Pilger hatte den Gral also möglicherweise bis an diesen Ort mitgeschleppt, weil er die Hoffnung gehabt hatte, in dieser Umgebung auf einen Stein zu stoßen, auf dem er ihn wieder füllen konnte.
Irgend etwas war mit ihm passiert. Wenn er nicht getötet oder vor etwas in panischer Angst davongelaufen war, hätte er den Gral sicher nicht einfach hier zurückgelassen.
Bei diesem Gedanken bekam Joe einen Gänsehaut.
Er machte einen weiteren Schritt, brachte die Biegung des Simses hinter sich und schritt an einer Felsschulter aus Granit vorbei. Einen Moment lang verlor er den See aus den Augen.
Und dann schrie er auf.
Im gleichen Moment riefen die Männer nach ihm und fragten, ob er in Schwierigkeiten geraten sei.
Aber Joe war in dem Augenblick nicht in der Lage, ihnen irgendwelche Auskünfte zu geben. Sein gesamtes Wissen um die fremde Sprache hatte ihn innerhalb einer Sekunde verlassen, und alles, was er hervorbrachte, waren aufgeregte Laute in seiner eigenen urtümlichen Sprache.
Die Wolken in der Mitte des Sees hatten sich auseinandergezogen und ließen die Spitze eines seltsamen, riesenhaften Objekts erkennen. Es war zylinderförmig, von grauer Farbe und sah auf den ersten Blick aus wie ein riesenhafter Gral. Der das Ding umgebende Nebel hob und senkte sich träge. Während das Objekt in der einen Sekunde zu sehen war, war es in der anderen bereits wieder verschwunden.
An irgendeiner Stelle der Berghöhen, die den Polarsee umringten, mußte ein Einschnitt existieren, der in diesem Moment kurz die Strahlen der Sonne durchließ, denn ein heller Lichtstrahl fiel plötzlich auf die Turmspitze.
Joe kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt auf jene Stelle, die die Helligkeit reflektierte.
Etwas Rundes erschien jetzt auf der Höhe der Turmspitze und sank langsam darauf zu. Es war eiförmig und weiß und stellte den Punkt dar, auf dem die Strahlen der Sonne sich brachen.
Einen kurzen Augenblick später erlosch das Sonnenlicht und ließ das Objekt wieder verschwinden. Sowohl das eiförmige Ding, als auch der Turm versanken im Nebel. Joe, der im gleichen Moment, in dem das fliegende Objekt aufgetaucht war, einen Schrei ausgestoßen hatte, taumelte zurück. Dabei stieß sein Fuß gegen den Gral, den der Unbekannte auf dem Felsensims zurückgelassen hatte.
Er streckte zwar die Arme aus, um das körperliche Gleichgewicht wiederzufinden, aber diesmal war auch seine affenartige Gewandtheit nicht mehr in der Lage, ihn vor dem Absturz zu bewahren. Er machte eine halbe Drehung, wandte dem gähnenden Abgrund den Rücken zu und verlor vollends den Boden unter den Füßen. Joe fiel. Mehrere Male konnte er die vor Angst und Schreck verzerrten Gesichter seiner Kameraden erkennen, die mit aufgerissenen Augen in lautlosem Entsetzen dastanden, ohne ihm beistehen zu können, während er auf die tiefhängenden Wolken und das darunterliegende Wasser zustürzte.
»Ich weif nicht einmal mehr, ob ich bei Bewuftfein war, alf ich auf daf Waffer aufflug«, sagte Joe. »Alf ich wieder fu mir kam, fand ich mich an einer Ftelle wieder, die nur fwanfig Meilen von dem Ort entfernt war, wo Fäm Clemenf fich aufhielt und hauptfächlich Leute auf den nordifen Ländern def fehnten Jahrhundertf nach Chrifti lebten. Und ich mufte von Neuem eine Fprache lernen. Die kleinen Winfignafen hatten Angft vor mir, aber dann wollten fie, daf ich mit ihnen fufammen kämpfte. Dann traf ich Fäm
Weitere Kostenlose Bücher