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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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abstreitet, dem Volk jemals Versprechungen gemacht zu haben.«
    Blutaxt fragte ungeduldig, über was sie überhaupt sprachen. Sam erklärte es ihm, und Blutaxt meinte: »Dieser Bursche hier scheint ja doch ganz brauchbar zu sein. Vorausgesetzt, wir finden genügend Feuersteine, können wir das Problem vergessen. Wir schlagen einfach Stufen in den Fels, und zwar so lange, bis wir dreihundert Meter hoch klettern können. Das wird zwar ziemlich lange dauern, aber die Sache dürfte es wert sein.«
    »Und wenn wir nicht genügend Steine zusammenbekommen?« fragte Sam.
    »Dann sprengen wir uns einen Weg nach oben«, erwiderte Blutaxt. »Mit Schießpulver.«
    »Dafür brauchten wir menschliche Exkremente, an denen ja schließlich keinerlei Mangel herrscht«, erklärte Sam. »Und die Holzkohle erzeugen wir aus Bambus und Pinienholz. Aber was ist mit dem Schwefel? Wenn es davon in einem Umkreis von tausend Meilen nichts gibt?«
    »Ich weiß, daß es siebenhundert Meilen flußabwärts eine ganze Menge davon gibt«, sagte Blutaxt. »Aber laßt uns der Reihe nach vorgehen. Erstens: Wir müssen herausfinden, wo der Meteorit niedergegangen ist. Nachdem wir das erledigt haben, müssen wir zweitens, damit wir ihn in aller Ruhe ausgraben können, ein Fort bauen, damit wir ihn verteidigen können. Wir haben keine andere Wahl, als ihn als erste zu erreichen, denn wir werden keinesfalls die einzigen sein, die sich die Finger danach lecken. Bald werden ganze Rudel von Menschen hier ankommen, von flußaufwärts und flußabwärts, und sie werden überall hier herumschnüffeln. Es werden Tausende sein und uns wird ein harter Kampf bevorstehen, wenn das Eisen in unseren Händen bleiben soll. Nachdem wir den Stern gefunden haben, müssen wir alle Kräfte daransetzen, ihn auch zu behalten.«
    Sam stieß einen Fluch aus. »Am besten sollten wir auf der Stelle damit anfangen!« sagte er.
    »Dann fangen wir hier an«, entschied Blutaxt. »Dieser Ort ist ebenso gut wie jeder andere. Aber vorher sollten wir etwas essen.«
    Drei Tage später hatte die Mannschaft der Dreyrugr herausgefunden, daß es in dieser Gegend weder Feuerstein noch Schiefer gab. Falls es etwas davon je hier gegeben hatte, mußte die Wucht, mit der der Meteorit eingeschlagen war, das Gestein förmlich pulverisiert haben. Der neuerzeugte Erdboden war glatt und ebenmäßig und enthielt nichts davon.
    Gelegentlich stieß man jedoch in den Uferhügeln auf Gestein, das sich zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen eignete. Dort, wo die Berge begannen, existierten auch Felsbruchstücke, die sich bearbeiten ließen. Ansonsten war das Land, was hartes Gestein anbetraf, die reinste Öde.
    »Das Glück hat uns verlassen«, seufzte Sam eines Tages, als er mit von Richthofen sprach. »Unsere Möglichkeiten, bis zu dem Meteoriten vorzustoßen, werden immer weniger. Selbst wenn wir ihn fänden, frage ich mich, ob wir es schaffen würden, ihn auszugraben. Und wie sollen wir ihn bearbeiten? Nickeleisen ist ein ungeheuer dichtes und hartes Material.«
    »Und du willst der größte Humorist der Welt gewesen sein?« fragte von Richthofen. »Ich glaube, daß du dich seit deiner Wiedererweckung ganz schön verändert hast.«
    »Was zum Teufel soll das miteinander zu tun haben?« fragte Sam. »Ein Humorist ist ein Mensch, dessen Seele so rabenschwarz ist, daß sie nur noch von Helligkeit aufblitzen kann, wenn er sie nach außen stülpt. Aber wenn das Licht erlöscht, bleibt nur noch Schwärze übrig.«
    Er starrte eine Weile in das Bambusfeuer. Die Flammen zeigten ihm Gesichter, die zunächst kompakt waren und sich dann im zuckenden Feuerschein immer mehr verzerrten und verlängerten. Sie schwebten mit dem Funkenflug nach oben, verdünnten sich und wurden von der Nacht und den Sternen aufgesogen. Jetzt bewegte sich gerade seine Livy spiralenförmig aufwärts. Seine Tochter Jean – ihr Gesicht war genauso still und kalt wie damals, als sie in ihrem Sarg gelegen hatte – schwebte mit geschlossenen Augen an ihm vorbei, winkte ihm zu und verschwand im Rauch. Er sah seinen Vater. Auch er lag in einem Sarg. Sein Bruder Henry, dessen Gesichtszüge brennend und blasenbedeckt in einer Kesselexplosion verschwammen. Und dann kam das lachende, grinsende Gesicht Tom Blankenships, der das Modell für sein Buch Huckleberry Finn abgegeben hatte.
    Sam hatte sich stets als das Kind gefühlt, das nichts anderes wollte, als für immer und alle Ewigkeit den Mississippi hinunterzuschippern, ohne irgendwelche

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