Farmer, Philip José - Flusswelt 02
Lagebericht.«
»Einen kompletten? Das würde zu lange dauern. Ich darf mich nicht allzu lange bei Ihnen aufhalten. Es sind andere in der Nähe, denen das auffallen könnte. Das könnte sich übel für mich auswirken, weil sie ungeheuer mißtrauisch geworden sind. Sie wissen, daß unter ihnen ein Verräter ist, aber sie haben nicht die leiseste Ahnung, wer das sein könnte.«
»Andere? Sie?« fragte Sam.
»Sie – wir Ethiker – machen in dieser Gegend derzeit einige Außenarbeiten«, sagte die Gestalt. »Wir haben es hier mit einer einmaligen Situation zu tun, in der zum ersten Mal völlig unhomogene Gruppen von Menschen zusammen leben. Das bedeutet für uns eine seltene Gelegenheit, um Studien zu betreiben, deswegen zeichnen wir alles auf. Ich bin hier als Chefadministrator, da ich der Zwölf angehöre.«
»Sobald ich aufgewacht bin«, entgegnete Sam, »werde ich Ihnen schon auf die Schliche kommen.«
»Sie sind wach, und ich existiere. Ich bin in der Lage, das ganz objektiv zu beurteilen. Und – ich wiederhole es! – ich habe nur wenig Zeit.«
Sam unternahm den Versuch, sich aufzusetzen, aber eine Hand, die so kräftig war, daß er sich ihrer nicht zu erwehren vermochte, drückte ihn zurück. Das Gefühl mentaler Macht, die von der Gestalt ausging, ließ Sam erzittern.
»Sie sind einer von Ihnen«, keuchte er. »Einer von Ihnen!« Er verwarf die Idee, sich auf den Fremden zu stürzen und um Hilfe zu rufen.
»Ich bin zwar einer von Ihnen«, sagte der Mann, »aber ich bin nicht auf ihrer Seite. Ich stehe auf der Seite von euch Menschen, und es ist mein Ziel, zu verhindern, daß meine Leute ihren schmutzigen Plan verwirklichen. Ich habe einen anderen, aber er braucht viel Zeit und erfordert Geduld. Mein Plan kann nur in vorsichtigen, genau kalkulierten Schritten ausgeführt werden. Bis jetzt stehe ich in Kontakt mit drei anderen Menschen. Sie sind der vierte. Jeder kennt einen kleinen Teil des Plans, aber keiner kennt ihn in seiner Gänze. Wenn einer von euch gefangen und einem Verhör unterzogen wird, kann er den Ethikern nur eine Kleinigkeit erzählen. Der Plan muß mit größter Geduld ausgeführt werden – und dabei muß alles wie ein Zufall wirken- ebenso wie der Absturz des Meteoriten.«
Erneut versuchte Sam sich zu erheben, aber noch bevor die Hand ihn berühren konnte, sank er auf sein Lager zurück.
»Es war also kein Zufall?«
»Nein. Ich weiß bereits seit geraumer Zeit von Ihrem Traum, ein Schiff zu bauen und damit flußaufwärts zu fahren. Aber ohne Eisen wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. So lenkte ich den Meteoriten in das Schwerefeld dieses Planeten und sorgte dafür, daß er in Ihrer Nähe herunterkam. Allzu nahe durfte er Ihnen natürlich nicht kommen, weil sonst die Gefahr bestanden hätte, daß Sie dabei umgekommen und an einer anderen Stelle wieder aufgewacht wären. Es gibt natürlich Wächter, deren Aufgabe darin besteht, zu verhindern, daß eisenhaltige Meteoriten auf diese Welt fallen, aber es gelang mir, sie mit einem Trick so lange hinzuhalten, bis sie kaum mehr etwas unternehmen konnten. Als sie den Meteoriten im letzten Augenblick entdeckten und ihre Abwehrsysteme einsetzten, konnten sie nur noch leicht seinen Kurs beeinflussen. Beinahe wäre es brenzlig für Sie geworden. Sie hatten Glück, daß Sie die ganze Sache überlebten.«
»Dann war der fallende Stern…«
»… ein vorsätzlich heruntergeholter, ja.«
Sam dachte: Wenn er so viel über mich weiß, muß er ein Mitglied der Besatzung der Dreyrugr sein. Vorausgesetzt, er kann sich nicht unsichtbar machen. Was aber auch nicht unmöglich sein muß, denn das eiförmige Schiff, das über den Fluß schwebte, war es ebenfalls. Ich sah es nur deswegen, weil es aus irgendeinem Grunde plötzlich sichtbar wurde. Vielleicht hat der Blitz die Apparatur, die für das Unsichtbarkeitsfeld sorgt, für eine Sekunde außer Betrieb gesetzt.
Aber was soll das alles? Ich träume doch nur.
Der Fremde sagte: »Einer ihrer Agenten ist in der Nähe! Hören Sie mir gut zu. Aus Zeitgründen haben wir den Meteoriten nicht mehr wegschaffen können. Zumindest dies lag an meiner Entscheidung. Er liegt etwa zehn Meilen von hier unter der Oberfläche der Ebene zwischen Fluß und dem Hügelgebiet. Sie müssen eine Strecke von zehn Gralsteinen flußabwärts zurücklegen, dann stehen Sie am Rand des ehemaligen von dem Meteoriten gerissenen Kraters. Dort liegen einige große und viele kleinere Bruchstücke. Graben Sie dort. Der Rest liegt an
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