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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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norwegischer Freund. Gleich wirst du an deinem Spott ersticken.«
    Blutaxt lachte laut auf. »Zwei Kampfhähne und ein Affe! Ihr werdet keines leichten Todes sterben, denn ich werde dafür sorgen, daß ihr noch ein paar Tage leiden werdet, ehe der Tod euch erlöst. Ihr werdet darum betteln, daß ich euch endlich umbringe!«
    »Joe«, sagte Clemens, »sieh zu, daß du Blutaxt als ersten erwischst. Du könntest ein wenig ins Schwitzen geraten, wenn du dir die anderen zuerst vornimmst.«
    Joe hievte die fünfzig Pfund schwere Steinaxt auf seine Schultern und drehte ihren Griff zwischen den Fingern, als wöge sie nur eine Unze. Dann sagte er: »Ich werde ihn mit einem Flag kaltmachen. Und mit etwaf Glück kriegen die, die direkt hinter ihm ftehen, auch noch waf ab.«
    Die Nordmänner wußten genau, daß Joe nicht übertrieb; dazu hatten sie ihn einfach zu viele Schädel spalten sehen. Es war ohne weiteres möglich, daß er die Hälfte von ihnen umbrachte, bevor sie ihn erwischten, aber keiner von ihnen schloß aus, daß er sie alle schaffte und unverletzt aus dem Kampf hervorging. Aber sie hatten einen Eid darauf geleistet, Blutaxt bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, und auch die Tatsache, daß unter den Männern viele waren, die ihn nicht mochten, würde sie nicht davon abhalten, ihren Schwur zu erfüllen.
    Normalerweise hätte es im Tal des unendlichen Flusses keine Feiglinge geben dürfen, denn der Tod hatte seinen Schrecken verloren. Ein Mann, der im Kampf getötet wurde, starb nur, um an einer anderen Stelle zu einem neuen Leben zu erwachen. Aber jene Männer, die schon auf der Erde nicht zu den Mutigsten gezählt hatten, besaßen auch hier die gleiche Charaktereigenschaft. Wer im ersten Leben tapfer gewesen war, war es auch hier. Und die Feiglinge waren Feiglinge geblieben. Obwohl jeder Mensch genau wußte, daß der Tod nicht das absolute Ende war, weigerten sich die Zellen seines Körpers, das Unterbewußtsein, die Gefühle oder was auch immer seine Charaktereigenschaften bestimmte, dieses Faktum anzuerkennen. Sam Clemens hatte sich, soweit ihm das möglich war, stets von Gewalttätigkeiten ferngehalten, weil er den Schmerz mehr fürchtete als alles andere auf der Welt. Er hatte zwar mit den Wikingern gekämpft, wie sie eine Axt geschwungen, Lanzen geworfen, andere verwundet und war selbst verwundet worden, hatte einmal sogar einen Menschen getötet, aber das war eher aus Zufall als aus einer Absicht heraus geschehen. Er war kein effektiver Krieger. Wenn es zu einer Schlacht kam, erfüllte Trauer sein Herz, und alle Kräfte verließen ihn. Sam wußte dies nur zu gut, aber er schämte sich dessen nicht.
    Erik Blutaxt hingegen schäumte vor Wut und kannte keine Angst. Auch wenn er sterben sollte – und das würde er aller Wahrscheinlichkeit nach, wenn er sich mit Joe einließ –, wäre seine Position in Sam Clemens’ Traum vom großen, sich den Fluß hinaufbewegenden Raddampfer, der sich anschickte, die Zitadelle am Nordpol zu stürmen, vakant. Obwohl er Sams Traum mit Hohn und Spott überschüttet hatte, glaubte ein kleiner Teil seines Bewußtseins dennoch daran, daß die Möglichkeit bestand, die Götter hätten sich Sam in einem Traum offenbart. Und möglicherweise dachte er jetzt daran, daß er sich, wenn er zuschlug, seiner eigenen glorreichen Zukunft beraubte.
    Sam Clemens, der Blutaxt gut genug kannte, um ihn richtig einzuschätzen, hätte in diesem Moment jede Wette angenommen, daß die Ambitionen des Wikingers ausreichten, um seinen momentanen Ärger hinunterzuspülen. Und genau so kam es auch. Erik senkte die Axt und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Es ist nicht gut, das, was die Götter einem offenbaren, in Frage zu stellen, ehe man es nicht in Augenschein genommen hat«, sagte er. »Auch wenn ich genügend Hohepriester kannte, die feige waren und logen, wenn sie den Mund aufmachten, so sagten sie doch immer die Wahrheit, wenn sie uns eine Botschaft der Götter übermittelten. Wir werden nach dem Eisen graben. Sollte es wirklich da sein – gut. Wenn nicht, werden wir die Sache wieder aufnehmen und dort beginnen, wo wir jetzt geendet haben.«
    Sam seufzte erleichtert und wünschte sich, sein ängstliches Zittern möge vergehen. Obwohl seine Blase und sein Darm nach Entleerung drängten, wagte er nicht, jetzt schon das Feld zu räumen. Er mußte jetzt die Rolle des Mannes spielen, der einen großartigen Sieg erfochten hatte. Erst zehn Minuten später, als er es wirklich nicht mehr aushalten

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