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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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Richthofen, um ihm zu zeigen, daß er sich nur einen Jux mit ihm erlaubt hatte, und klopfte ihm auf die Schulter.
    Sam sagte: »Ich brauche einen Drink. Mir ist kotzübel.« Und später: »Ich glaube kein Wort von diesem abergläubischen Gefasel.«
    Aber das entsprach natürlich nicht der Wahrheit. Er wußte genau, daß die sterbenden Augen Blutaxts in die Jahre hineingesehen hatten, die vor ihm lagen; es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als dies zu glauben.
    Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit tauchte die Flotte König Johns auf. Sam schickte ihm einen Kurier, der ausrichten sollte, daß man bereit sei, über eine mögliche Zusammenarbeit zu diskutieren. John, zu dessen Spezialitäten es gehörte, zuerst Verhandlungen zu führen, bevor er einen hinterrücks erdolchte, erklärte sich sofort zu einem Palaver bereit. Also nahm Sam Clemens am Flußufer Aufstellung, während John Lackland an der Reling seiner Galeere lehnte. Mit mehreren Whiskys im Blut (um seine Angst hinunterzuspülen), beschrieb Sam ihm die Lage und schilderte ihm in glühenden Farben das große Schiff, das er zu bauen beabsichtigte.
    John war ein untersetzter, finsterer Typ mit sehr breiten Schultern, dunkelbraunem Haar und blauen Augen. Er lächelte ununterbrochen und verständigte sich in einem Englisch, das so wenig akzentuiert war, daß man ihn leicht verstehen konnte. Bevor er in diese Gegend gekommen war, hatte er zehn Jahre lang in einer Gruppe von dem späten achtzehnten Jahrhundert entstammenden West-Virginiern verbracht. Da er zudem ein ungeheures Sprachtalent aufwies, hatte er jene Gewohnheiten, die ihn als Mann des zwölften Jahrhunderts auswiesen, längst abgestreift.
    Er verstand auch ziemlich gut, wieso es sich für ihn auszahlen würde, mit Clemens zusammen gegen von Radowitz zu marschieren. Natürlich hatte er eine andere Vorstellung davon, was aus Sams Leuten werden würde, wenn der Feind erst einmal besiegt war, aber das hinderte ihn nicht daran, an Land zu gehen und seinen neuen Alliierten ewige Freundschaft und Partnerschaft zu schwören. Man beriet die einzelnen Details des Paktes über einigen Drinks, dann ließ König John endlich Joe Miller aus seinem Bambuskäfig frei.
    Sam, der wirklich nicht leicht Tränen vergoß, konnte kaum mehr an sich halten. Als er den Titanthropen wiedersah, waren seine Wangen plötzlich feucht. Joe heulte wie ein Rudel Schloßhunde und brach Sam beinahe alle Rippen, als er ihn in die Arme schloß.
    Später sagte Lothar von Richthofen zu Sam Clemens: »Bei Blutaxt wußtest du wenigstens, woran du warst. Ich glaube, du hast einen schlechten Handel gemacht.«
    »Ich komme aus Missouri«, erwiderte Sam, »aber ich habe dennoch stets wenig von einem Maultierhändler an mir gehabt. Wenn du um dein Leben rennst und ein Rudel Wölfe bereits nach deinen Fersen schnappt, wirst auch du bereit sein, deinen alten Klepper gegen einen wilden Mustang auszutauschen, solange er dir die Garantie bietet, heil aus der ganzen Scheiße herauszukommen. Wie du von ihm später wieder herunterkommst, ohne dir dabei den Hals zu brechen, ist nun wirklich eine Frage, die man sich anschließend stellen kann.«
    Die Schlacht, die am nächsten Tag entbrannte, dauerte lange. Mehrere Male sah es wirklich so aus, als würde sie für König John und Sam mit einem Desaster enden. Die Flotte des Engländers hatte sich im Morgennebel am östlichen Ufer versteckt gehalten und tauchte plötzlich hinter der des Deutschen auf. Brennende Pinienstämme, die Johns Leute auf die gegnerische Flotte schleuderten, setzten gleich mehrere Schiffe des Deutschen in Brand. Aber die Invasoren hatten einen entscheidenden Vorteil: Sie sprachen eine gemeinsame Sprache, waren ungeheuer gut diszipliniert, waren beinahe Berufssoldaten und besaßen bessere Waffen.
    Die Raketen, die sie abfeuerten, versenkten mehrere von Johns Schiffen und rissen große Löcher in die Reihen der spanischen Reiter, die die Grenze und teilweise auch den Uferstreifen befestigten. Dann stürmten die Deutschen an Land. Ein Pfeilhagel gab ihnen dabei Feuerschutz. Eine fehlgeleitete Rakete jagte auf das Loch zu, das man gegraben hatte, um an das Eisen heranzukommen, und explodierte. Sam verlor beinahe das Bewußtsein, und als er wieder aufstand und beinahe taub herumtaumelte, fiel ihm ein Mann auf, von dem er mit hundertprozentiger Sicherheit wußte, daß er nicht aus dieser Gegend war. Er hielt sich zum ersten Mal hier auf.
    Der Mann war fast einen Meter achtzig groß, von

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