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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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behalten.
    Es ist nicht unmöglich, daß er dazu in der Lage ist. Er ist bereits jetzt dabei, eine große Flotte zu bauen, die aus vielen kleinen Schiffen besteht, von denen jedes vierzig Mann tragen kann. Die ganze Sache wird zwar ziemlich übereilt auf die Beine gestellt, aber sie genügt zumindest, um seine Armee zu transportieren. Seine Taktik ist auf einen totalen Sturmangriff angelegt, und seinen Leute haben Feuersteinwaffen, Pfeil und Bogen und schwere Kriegsbumerangs.«
    »Und wer ist dieser Möchtegern-Napoleon?« fragte Sam.
    »Seine Männer nennen ihn König John. Sie sagen, daß er einst über England herrschte, als die Krieger Panzer trugen und mit Schwertern kämpften. Etwa zur Zeit Saladins. Sein Bruder war ein ziemlich berüchtigter Raufbold und hieß Richard Löwenherz.«
    Sam stieß einen Fluch aus und sagte: »John Lackland! Der katzenfüßige Prinz John mit der rabenschwarzen Seele! Er war so verkommen, daß die Engländer sich schworen, nie wieder einen König an die Macht gelangen zu lassen, der den gleichen Namen trug. – Ich würde tatsächlich lieber gegen solche Erzhalunken wie Leopold von Belgien oder Richard Nixon kämpfen!«
    Dreißig Minuten später wurde Sam in eine noch dumpfere Nachdenklichkeit gestürzt. Diesmal kam die Nachricht durch Mund-zu-Mund-Propaganda den Fluß herauf: Dreißig Meilen flußabwärts von ihrem Standort entfernt, war eine weitere Flotte in See gestochen. Sie bestand aus sechzig Einmastern, von denen jeder vierzig Krieger beförderte. Befehligt wurde diese Armada vom König eines Landstriches, der knapp an der Grenze der Zerstörungen lag, die der fallende Meteorit hervorgerufen hatte: Sein Name war Joseph Maria von Radowitz.
    »Ich habe über diesen Mann etwas in der Schule erfahren«, sagte von Richthofen. »Warte mal… Er wurde 1797 geboren und starb irgendwann um 1853, glaube ich. Er war Artillerieexperte und ein guter Freund Friedrich Wilhelms IV. von Preußen. Man nannte ihn den >kriegerischen Mönch<, weil er trotz seines Generalsrangs strikte religiöse Ansichten vertrat. Er starb im Alter von fünfzig Jahren als ziemlich verbitterter Mann, da ihm das Glück selten hold gewesen war, was die Verbreitung seiner Ansichten anbetraf. Er lebt jetzt also auch wieder. Das heißt, warum sollte er nicht. Ich zweifle nicht daran, daß er auch jetzt wieder versuchen wird, allen Menschen seine puritanische Sauertöpfigkeit aufzuzwingen und jene umzubringen, die anderer Meinung sind.«
    Eine Stunde später erfuhren sie, daß auch die Flotte König Johns die Segel gesetzt hatte.
    »Johns Leute werden als erste hier sein«, sagte Sam zu Blutaxt. »Sie sind schon deswegen schneller, weil sie den Wind und die Strömung ausnutzen können.«
    »Was man nicht alles für interessante Dinge erfährt, wenn man sich mit einem Vollblutseemann unterhält«, höhnte der Wikinger.
    »Was gedenkst du dagegen zu unternehmen?«
    »Zuerst hauen wir die Engländer in Klump und anschließend die Deutschen«, erwiderte Erik. Er schwang seine Axt und schnaubte: »Beim zerrissenen Hymen von Thors Braut! Meine Rippen tun noch immer weh, aber ich werde den Schmerz einfach ignorieren!«
    Sam verzichtete darauf, sich mit ihm zu streiten. Als er mit Lothar allein war, sagte er: »Der Kampf bis zum letzten Blutstropfen gegen einen überlegenen Gegner mag zwar sehr heldenhaft sein – aber im Endeffekt zahlt er sich natürlich niemals aus. Ich weiß, Lothar, daß du mich im Grunde für ebenso rückgratlos wie eine Küchenschabe hältst – aber ich verfolge einen Traum; einen großartigen Traum, der wichtiger ist als alle heldenhafte Kampfmoral und Ergebenheit! Ich will ein Schiff bauen, Lothar, und ich will es bis an das Ende dieses Flusses steuern, koste es, was es wolle! Wenn wir auch nur die geringste Chance hätten, den auf uns zukommenden Kampf zu überstehen, würde ich vorschlagen, ihn aufzunehmen. Aber wir haben diese Chance nicht. Wir sind zu wenig Leute und haben keine geeigneten Waffen. Deswegen bin ich der Meinung, wir sollten einen Handel eingehen.«
    »Und mit wem?« fragte von Richthofen. Er war bleich geworden und machte ein grimmiges Gesicht.
    »Mit John. Er mag der verräterischste König auf dieser Welt sein, und er ist in jedem Fall ein Bundesgenosse, den man nicht aus den Augen lassen darf, aber er ist möglicherweise genau derjenige, den wir brauchen. Radowitz’ Flotte ist größer als die seine, und wenn es John trotzdem gelingen sollte, sie zu vernichten, wird er selbst

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