Farmer, Philip José - Flusswelt 02
dem Sezessionskrieg durch. Eine Weile fühlte er sich glücklich unter ihnen, bis ihm ihre Onkel-Tom-Mentalität und ihr Aberglaube auf die Nerven gingen und er sich erneut flußabwärts treiben ließ, wo er unter den verschiedensten Gruppierungen lebte. Eines Tages jedoch wurden die Leute, bei denen er sich gerade aufhielt, von großen, blonden Weißen – möglicherweise irgendwelchen Deutschen – überfallen, die ihn im Kampf töteten.
Als Hacking wieder erwachte, befand er sich hier. Und er gelangte zu der Ansicht, daß nur solche Staaten ohne rassistische Umtriebe existieren können, in denen von vornherein jeder die gleiche Hautfarbe und den gleichen Geschmack hat und der gleichen Zeitperiode entstammt. Er ist der Meinung, daß jede andere Gesellschaftsform zum Scheitern verurteilt ist, da sich die Menschen niemals ändern. Auf der Erde hatte er noch an einen Umschwung glauben können, weil die jungen Leute Vorurteile mit ins Grab nahmen. Aber hier ist das nicht möglich, weil die Vorurteilsbeladenen in der Mehrheit sind und die Gruppen der dem späten zwanzigsten Jahrhundert entstammenden jungen Weißen in der Minderzahl. Und nur dort würde es möglich sein, ohne Rassismus zu leben. Natürlich hatten auch die Weißen aus der Frühzeit der Menschheit nichts gegen die Schwarzen – aber es ist für einen zivilisierten Menschen äußerst schwierig, unter ihnen zu leben.«
Sam fragte: »Auf was wollen Sie hinaus, Sinjoro Firebrass?«
»Wir wollen eine homogene Nation. Natürlich ist es nahezu unmöglich, ausschließlich Schwarze aus dem zwanzigsten Jahrhundert um uns zu sammeln, aber wir können zumindest so viele Schwarze zu uns holen wie möglich. Wir sind darüber informiert, daß in Parolando um die dreitausend Schwarze leben. Wir möchten sie gegen unsere Draviden, Araber und sonstigen Nichtschwarzen eintauschen. Hacking ist derzeit dabei, auch Ihren Nachbarn ähnlich lautende Vorschläge zu unterbreiten, aber gegen sie hat er nichts in der Hand.«
König John richtete sich auf und sagte laut: »Sie meinen, er besitzt nichts, was unsere Nachbarn gerne von ihm hätten?«
Firebrass sah ihn kühl an und erwiderte: »So könnte man es ausdrücken. Zumindest ist das im Moment noch der Fall.«
»Meinen Sie, das würde sich ändern, sobald Sie genügend Metallwaffen besitzen?« fragte Sam.
Firebrass zuckte die Achseln.
John schmetterte seinen leeren Becher mit aller Kraft auf die Tischplatte. »Nun, auch wir wollen weder ihre Araber noch ihre Draviden oder sonst irgend jemand, der sich bei Ihnen herumtreibt!« donnerte er. »Aber ich will Ihnen etwas anderes erzählen! Für jede Tonne Bauxit oder Kryolit und jede Unze Platin werden wir Ihnen einen unserer schwarzen Bürger überlassen! Was Ihre sarazenischen Heiden angeht, so können Sie sie meinetwegen flußabwärts jagen oder noch am besten gleich ersäufen!«
»Moment mal«, unterbrach ihn Sam. »Wir können doch unsere Mitbürger nicht so einfach verkaufen! Wenn sie freiwillig dazu bereit sein sollten – gut! Aber wir können doch nicht einfach Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg treffen! Immerhin haben wir hier eine Demokratie!«
Johns Ausbruch hatte Firebrass’ Gesicht verfinstert. »Ich habe keinesfalls gesagt, daß Sie uns die Leute schenken sollen«, sagte er. »Wir sind schließlich keine Sklavenhändler. Was wir anstreben, ist ein Austausch eins zu eins. Die Wahhabi-Araber, die hier von ar-Rahman und Fazghuli repräsentiert werden, sind der Ansicht, in Soul City nicht willkommen zu sein. Sie wären durchaus bereit, irgendwo hin zu gehen, wo sie ihre eigene Gemeinschaft – oder Kasbah, wie sie es nennen – gründen könnten.«
Das kam Sam nicht ganz geheuer vor. Warum konnten die Araber nicht das gleiche innerhalb der Grenzen von Soul City tun? Warum sammelten sie sich nicht einfach und wanderten aus? Immerhin war einer der Vorzüge dieser Welt die Tatsache, daß man sich weder um seine Ernährung noch um irgendwelche Besitzstände zu kümmern brauchte. Jeder Mensch konnte das, was ihm gehörte, bequem auf dem Rücken tragen und sich dorthin verziehen, wo Bambus wuchs und genug Platz war, um sich eine Hütte zu bauen.
Es war nicht unmöglich, daß Hacking seine Leute deswegen in Parolando haben wollte, weil sie für ihn die ideale Konterbande darstellten, wenn er sich plötzlich dazu entschloß, gegen Sam und seine Leute vorzugehen.
»Wir werden den Vorschlag mit dem Eins-zu-eins-Austausch, den Sinjoro Firebrass formuliert hat,
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