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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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von ganz Parolando auszusprechen.«
    Abdullah sah Firebrass an, doch der schaute in eine andere Richtung. Dann sagte Abdullah: »Ich will nur eine Entschuldigung von ihm hören!« Er deutete auf König John.
    Sam beugte sich zu John hinüber und sagte leise: »Es steht für uns zuviel auf dem Spiel, als daß Sie sich erlauben könnten, den stolzen Monarchen zu spielen, Majestät! Sie würden Ihnen nur in die Hände arbeiten, wenn Sie sich jetzt weigern würden. Sie haben etwas vor, darauf gehe ich jede Wette ein. Entschuldigen Sie sich.«
    Johns Gestalt straffte sich. Dann stieß er hervor: »Ich denke gar nicht daran, mich bei irgend jemandem zu entschuldigen; und schon gar nicht bei einem Menschen von niedriger Abkunft, der außerdem noch ein ungläubiger Heide ist!«
    Sam stieß ein aufgebrachtes Knurren hervor und fuchtelte mit seiner Zigarre vor Johns Gesicht herum. »Hast du denn immer noch nicht kapiert, daß es weder königliches Geblüt noch so etwas wie ein von Gott verliehenes natürliches Recht des Adels gibt und wir alle von niedriger Abkunft – oder Könige – sind?«
    John gab keine Antwort. Er ging hinaus. Abdullah sah Firebrass an, der ihm zunickte. Abdullah ging ebenfalls hinaus.
    Sam sagte: »Nun, Sinjoro Firebrass, was machen wir jetzt? Werden Sie mit Ihren Leuten nach Hause fahren?«
    Firebrass schüttelte den Kopf. »Nein, ich halte nichts von hastig getroffenen Entscheidungen. Aber soweit es die Delegierten von Soul City anbetrifft, ist die Konferenz beendet. Ehe John Lackland sich nicht entschuldigt… Ich gebe ihm die Möglichkeit, bis morgen Mittag darüber nachzudenken.«
    Firebrass wandte sich zum Gehen. Sam sagte: »Ich werde mit ihm sprechen, auch wenn sein Dickschädel den eines jeden Missouri-Maulesels bei weitem übertrifft.«
    »Es wäre schade, wenn wir unsere Besprechung beenden müßten, bloß weil ein Mann sich nicht zusammenreißen kann«, erwiderte Firebrass. »Und außerdem fände ich es schade, wenn unser Handel zum Erliegen käme, weil das darauf hinausliefe, daß aus Ihrem geplanten Schiff nichts wird.«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, Sinjoro Firebrass«, sagte Sam, »und das, was ich Ihnen jetzt sage, soll keinesfalls eine Drohung sein: Ich werde das Aluminium erhalten, und wenn ich dazu John eigenhändig aus diesem Land hinauswerfen müßte. Und auch dann, wenn meine einzige Alternative darin bestünde, daß ich zu Ihnen hinunterkommen und mir das Zeug selber holen müßte.«
    »Ich verstehe«, sagte Firebrass. »Aber Sie scheinen nicht zu begreifen, daß Hacking gar kein Interesse daran hat, mit jemandem seine Kräfte zu messen. Er will nichts anderes als ein sicheres Staatsgebilde, in dem es den Leuten Freude macht zu leben. Und es wird ihnen Freude machen, weil sie in diesem Staat alle die gleiche Hautfarbe haben und dieselben Ansichten vertreten. Sie verfolgen auch die gleichen Ziele.«
    Sam grunzte. Dann meinte er: »Na schön.« Er verfiel in ein tiefes Schweigen, aber als Firebrass Anstalten machte, den Raum zu verlassen, sagte er: »Einen Moment noch. Haben Sie Huckleberry Finn gelesen?«
    Firebrass wandte sich um. »Sicher. Als ich noch ein kleiner Junge war, hielt ich es sogar für ein großartiges Buch. Als ich dann aufs College ging, las ich es noch einmal und erkannte seine Schwächen; aber trotzdem mochte ich es immer noch, selbst als Erwachsener.«
    »Hat es Sie gestört, daß Jim ständig >Nigger-Jim< genannt wurde?«
    »Sie sollten nicht vergessen, daß ich 1975 auf einer Farm in der Nähe von Syracuse, New York, geboren wurde. Zu dieser Zeit sah die Welt schon ziemlich anders aus. Die Farm hatte ursprünglich mein Ur-Ur-Urgroßvater aufgebaut, der von Georgia nach Kanada ging und sich nach dem Bürgerkrieg dort niederließ. Nein, ich kann nicht behaupten, daß dieses Wort mich verletzte. In der Zeit, in der Sie dieses Buch schrieben, wurden alle Neger öffentlich >Nigger< genannt, ohne daß jemand groß darüber nachdachte. Natürlich war das Wort eine Beleidigung, aber Sie als Autor haben doch nichts anderes getan, als die Leute, die damals lebten, so zu beschreiben, wie sie tatsächlich waren und sprachen. Was die ethischen Grundvoraussetzungen Ihres Romans anging, der innere Konflikt, dem Huck ausgesetzt war, als er sich zwischen seinen Bürgerpflichten und den Gefühlen, die er Jim entgegenbrachte, entscheiden mußte – was schließlich damit endete, daß er in Jim einen Menschen sah und sein Gewissen einen herrlichen Sieg davontrug –, hat

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