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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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mich tief bewegt. Im ganzen war das Buch für mich eine Anklageschrift gegen die Sklaverei, die halbfeudale Gesellschaft jener Zeit und den Aberglauben. Es prangerte alle Dummheiten jener Zeit an. Weswegen also sollte ich mich dadurch verletzt fühlen?«
    »Aber warum…«
    »Abdullah? Sein richtiger Name ist George Robert Lee. Er wurde 1925 geboren, und Hacking 1938. Damals waren die Schwarzen für eine Menge Weiße noch Nigger, wenn auch nicht für alle. Sie fanden damals heraus, daß sie, wenn sie die Bürgerrechte haben wollten, keine andere Wahl hatten, als die Gewalt, mit denen die Weißen sie unterdrückten, mit Gegengewalt zu beantworten. Sie starben 1910, nicht wahr? Aber ich nehme an, daß eine ganze Reihe von Leuten, die nach Ihnen lebten, Sie über die spätere Zeit informiert haben?«
    Sam nickte. »Ich kann sie mir nur schwer vorstellen. Davon möchte ich natürlich die Rassenunruhen ausnehmen, denn die hat es auch schon zu meinen Lebzeiten gegeben. Soweit ich darüber informiert bin, hat es übrigens nie wieder einen Aufstand gegeben wie jenen, der während des Bürgerkriegs in New York als Reaktion auf das Draft-Gesetz erfolgte. Was ich meine, wenn ich sage, daß ich mir das späte zwanzigste Jahrhundert nur schwer vorstellen kann, ist die damals herrschende Zügellosigkeit.«
    Firebrass erwiderte lachend: »Und das, obwohl Sie jetzt in einer Gesellschaft leben, die weitaus freier und zügelloser ist – jedenfalls vom Standpunkt des neunzehnten Jahrhunderts aus betrachtet –, als jede andere, die im zwanzigsten existierte? Obwohl Sie sich an sie angepaßt haben?«
    »Wahrscheinlich habe ich das«, erwiderte Sam. »Die ersten zwei Wochen der absoluten Nacktheit nach der Wiedererweckung schienen mir jedenfalls darauf hinzudeuten, daß die Menschen nicht mehr das geringste mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun haben würden. Aber nicht nur deswegen, weil sie nackt waren: Der plötzliche Schock des Weiterlebens nach dem Tode hätte vielerlei fixe Ideen und Verhaltensweisen zerschmettern müssen. Aber das war ein Trugschluß. Die Unbelehrbaren sind immer noch unter uns, und Abdullah ist da ein besonders gutes Beispiel.«
    »Sagen Sie, Sinjoro Clemens«, meinte Firebrass, »Sie waren doch ein früher Liberaler und Ihrer Zeit in vielen Dingen weit voraus. Sie haben sich gegen die Sklaverei ausgesprochen und für die Gleichheit stark gemacht. Als Sie die Magna Charta Parolandos verfaßten, haben Sie darauf bestanden, daß in diesem Staat alle Menschen die gleichen Rechte haben, ganz gleich welcher Rasse oder welchem Geschlecht sie angehören. Nun habe ich festgestellt, daß direkt neben Ihnen ein schwarzer Mann mit einer weißen Frau zusammenlebt. Seien Sie ehrlich: Stört es Sie, das ansehen zu müssen?«
    Sam saugte an seiner Zigarre, stieß dann den Rauch wieder aus und erwiderte: »Um ehrlich zu sein: Ja, es störte mich. Und um die reine Wahrheit zu sagen: Es brachte mich beinahe um! Was mein Bewußtsein sagte und mit welchen Reflexen ich darauf reagierte, waren zwei völlig verschiedene Dinge. Zuerst konnte ich es nicht verstehen, doch ich hielt den Mund und ging eines Tages zu den beiden hinüber, um sie kennenzulernen. Jetzt, ein Jahr später, wo ich weiß, daß sie nette Leute sind, stört es mich eigentlich nur noch ein ganz klein wenig. Und ich bin sicher, daß ich diesen Rest an Abneigung bald ganz überwunden haben werde.«
    »Der Unterschied zwischen Ihnen – dem weißen Liberalen – und der Jugend unserer Zeit war der, daß wir uns an solchen Dingen überhaupt nicht mehr störten. Wir akzeptierten sie einfach.«
    »Glauben Sie nicht, daß es schon ein Fortschritt ist, wenn ich mich an meinen eigenen Haaren aus dem Sumpf anerzogener Vorurteile gezogen habe?« fragte Sam.
    »Rattetitack«, sagte Firebrass und verfiel wieder in ein Englisch, das Sam größte Schwierigkeiten bereitete. »Zwei Grade unter hundert zu stehen ist besser als neunzig. Auf alle Fälle.«
    Er ging hinaus. Jetzt war Sam allein. Er blieb noch eine Weile sitzen, bevor er aufstand und ebenfalls hinausging. Der erste Mensch, der ihm begegnete, war Hermann Göring. Sein Kopf war immer noch verbunden, aber sein Gesicht hatte wieder etwas Farbe. Außerdem trug er nicht mehr diesen leidenden Blick zur Schau.
    »Was macht Ihr Kopf?« fragte Sam.
    »Er schmerzt immer noch. Aber wenigstens kann ich jetzt wieder laufen, ohne das Gefühl zu haben, jemand würde ihn mit glühenden Nadeln piesacken.«
    »Es gefällt mir nicht,

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