Farmer, Philip José - Flusswelt 02
prüfen«, sagte Sam. »Das ist alles, was wir im Moment versprechen können. Lassen Sie uns jetzt zu der Frage kommen, ob Sinjoro Hacking uns weiterhin mit den von uns benötigten Mineralien zu beliefern gedenkt?«
»Solange Sie uns weiterhin Rohmaterial und eiserne Waffen dagegen eintauschen«, sagte Firebrass, »aber Hacking sinniert jetzt schon darüber nach, ob er nicht die Preise erhöhen soll.«
Jetzt war es Johns Faust, die auf die Tischplatte niederkrachte. »Wir lassen uns nicht ausrauben!« schrie er. »Sie spielen eine zu hohe Karte! Setzen Sie uns nicht unter Druck, Sinjoro Firebrass, sonst werden Sie letzten Endes feststellen müssen, daß Sie gar nichts gewonnen haben! Überhaupt nichts! Nicht einmal Ihr Leben!«
»Sachte, sachte, Majestät«, wandte Sam beruhigend ein. Und zu Firebrass gewandt: »John fühlt sich heute nicht sonderlich wohl. Bitte verzeihen Sie ihm. Auf jeden Fall hat er seinen Standpunkt. Und den müssen wir achten.«
Abdullah X, ein großer, schwarzer Mann, sprang plötzlich auf und deutete mit dem Zeigefinger auf Sam, als wollte er ihn aufspießen. Dann sagte er auf englisch: »Es würde euch Säcken besser anstehen, uns nicht für dümmer zu halten als wir sind. Wir wollen Ihren Schund überhaupt nicht, Mr. Weißkopf! Gar nichts davon! Und schon gar nicht wollen wir etwas von einem Burschen wie Ihnen, der ein solches Buch über Nigger-Jim geschrieben hat! Wir wollen hier keine weißen Rassisten, und daß wir mit Ihnen verhandeln, liegt daran, daß wir im Moment keine Möglichkeiten haben.«
»Immer mit der Ruhe, Abdullah«, warf Firebrass ein. Er lächelte plötzlich, und Sam fragte sich, ob dies der zweite Teil eines vorher abgesprochenen Dialogs war. Möglicherweise aber fragte Firebrass sich im Moment ebenfalls, ob auch Johns Explosion Teil eines abgekarteten Spiels sein mochte. Schauspieler brauchten zwar nicht die Fähigkeiten von Politikern zu haben, aber umgekehrt war ein Überleben in der Haifischbranche wohl nicht möglich.
Sam ächzte und sagte dann: »Sie haben Huckleberry Finn gelesen, Sinjoro X?«
Abdullah schnaufte und erwiderte: »Ich lese keinen Schund.«
»Dann wissen Sie also gar nicht, über was Sie reden, oder?«
Abdullahs Gesicht verfinsterte sich. Firebrass grinste.
»Ich brauchte diesen rassistischen Dreck gar nicht zu lesen, Mann!« schrie Abdullah. »Hacking hat mir genug darüber erzählt, und was er sagte, reicht mir schon!«
»Sie lesen es, und dann kommen Sie zurück, damit wir darüber diskutieren können«, erwiderte Sam.
»Sind Sie übergeschnappt?« fauchte Abdullah. »Sie wissen genauso gut wie ich, daß es hier keine Bücher mehr gibt!«
»Dann steht die Sache wohl eins zu null für mich, oder wie sehen Sie das?« erwiderte Sam. Er zitterte ein wenig; es war ihm bisher noch nie passiert, in diesem Ton von einem schwarzen Mann angesprochen zu werden. »Außerdem«, fügte er hinzu, »haben wir hier kein literarisches Kaffekränzchen einberufen. Laßt uns zum Thema zurückkommen.«
Abdullah hörte allerdings nicht auf, die Bücher zu verfluchen, die Sam geschrieben hatte. Schließlich platzte John der Kragen. Er sprang auf und schrie: »Silentu, negraco!«
Damit brachte er das Faß zum Überlaufen.
Es folgte eine Sekunde schockierten Schweigens. Abdullahs offener Mund klappte zu, und er warf Firebrass einen triumphierenden, ja, beinahe erfreuten Blick zu. Der Vertreter Hackings biß sich auf die Unterlippe. John lehnte sich mit geballten Fäusten auf die Tischplatte und starrte finster um sich. Sam paffte verdrossen an seiner Zigarre. Er wußte, daß die Verachtung, die der Ex-König allen Menschen entgegenbrachte, egal wie ihre Hautfarbe auch aussah, ihn dazu verleitet hatte, diesen Terminus in eine Sprache einzubringen, in der er bisher gar nicht existiert hatte. John hatte im Grunde keine rassistischen Ansichten; während seines Lebens auf der Erde waren ihm nicht mehr als fünf oder sechs Schwarze über den Weg gelaufen. Aber natürlich wußte er sehr gut, wo man den Hebel ansetzen mußte, wenn man jemanden beleidigen wollte. Dieses Wissen entsprach völlig seiner Natur.
»Ich gehe!« verkündete Abdullah X. »Und falls ich zu Hause ankommen sollte, können Sie sich jetzt schon darauf gefaßt machen, daß es mit Aluminium und Platin vorbei ist, darauf können Sie Ihren weißen Arsch verwetten, Mr. Charlie!«
Sam stand auf und sagte: »Warten Sie eine Sekunde. Wenn Sie eine Entschuldigung wünschen, bin ich bereit, sie im Namen
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