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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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weit sehen. Und dennoch wußte er irgendwie, daß auch die Uferbänke des Flusses bar jeden Lebens waren. Dort draußen war niemand. Und er befand sich in diesem gigantischen Schiff, ganz allein. Das Schiff brauchte nicht einmal ihn, um zu funktionieren, denn die Instrumente waren auf automatische Navigation eingestellt.
    Auch wenn er allein und einsam war: zumindest konnte ihn nichts davon abhalten, zu den Quellen des Flusses vorzustoßen. Es gab niemanden mehr auf dieser Welt, der sich ihm entgegenstellen würde.
    Er wandte sich um und begann innerhalb der Brücke von einem Schott zum anderen zu laufen. Wie lange würde diese Reise noch dauern? Wann würde sich der Nebel lichten, die Sonne wieder glänzen und sich die Berge, die den Polarsee umgaben, offenbaren? Wann würde er endlich wieder eine menschliche Stimme, ein anderes Gesicht sehen?
    »Jetzt!« brüllte jemand.
    Sam sprang in die Luft, als hätte jemand unter seinen Füßen eine Federung entsichert. Sein Herz öffnete und schloß sich so schnell wie die Flügelschläge eines Kolibris. Es pumpte Wasser und Angst aus sich heraus und erzeugte zu seinen Füßen eine Wasserlache. Irgendwie, ohne daß er sich dessen bewußt wurde, war er herumgewirbelt und sah dem Besitzer der Stimme in die Augen. Inmitten der wirbelnden Nebel, die die Brücke erfüllten, bewegte sich eine schattenhafte Gestalt. Sie kam auf ihn zu, blieb stehen und streckte einen undeutlich erkennbaren Arm aus. Eine Schattenhand legte an den Kontrollen einen Schalter um.
    Sam unternahm alle Anstrengungen, »Nein! Nein!« zu schreien, aber die Worte prallten im Innern seiner Kehle gegeneinander und erzeugten lediglich den Klang zerbrechenden, dünnen Glases.
    Obwohl die Sicht zu schlecht war, um die Gestalt zu erkennen, die den Kontrollschalter umgelegt hatte, wußte er, daß das Schiff jetzt einen Kurs einschlug, der es gnadenlos gegen das linke Ufer jagen würde.
    Endlich gelang es ihm, mit überschnappender Stimme einen Ton herauszubringen.
    »Das kannst du nicht tun!«
    Lautlos kam die schattenhafte Gestalt näher. Jetzt erkannte er, daß sie einem Mann gehörte, der zwar nicht größer war als er selbst, aber weitaus breitere Schultern hatte. Auf einer davon trug er einen langen, hölzernen Schaft, an dessen Ende sich ein scharf geschliffenes, dreieckiges Stück Stahl befand.
    »Erik Blutaxt!« schrie Sam auf.
    Und dann begann die schreckliche Verfolgungsjagd. Sam raste durch das Schiff, rannte durch jeden Raum der Brücke, lief über das Flugdeck, kletterte über eine Leiter auf das Hangardeck hinab, durchquerte jeden einzelnen der hier befindlichen Räume, nahm die nächste Leiter, eilte durch sämtliche Kabinen des Hurrikandecks, floh schließlich auf das Hauptdeck, bis er zur letzten Leiter gelangte, über die er auf das weiträumige Heizdeck gelangte.
    Und hier, sich ständig bewußt, daß er sich unterhalb des Wasserspiegels befand, durchquerte er eine weitere Anzahl von unterschiedlich großen Räumen. Er eilte zwischen den gigantischen Elektromotoren dahin, die im Begriff waren, das Schiff dem Untergang entgegenzutreiben, und versuchte verzweifelt, in den großen Hangar zu gelangen, in dem sich die beiden Beiboote befanden. Er war fest entschlossen, aus einem der beiden sämtliche Kabel herauszureißen und mit dem anderen auf den Fluß hinauszufliehen, damit sein Verfolger das Nachsehen hatte. Aber irgend jemand hatte die Tür verriegelt.
    Also verkroch er sich in einem kleinen Verschlag und versuchte seinen rasselnden Atem zu beruhigen. Das Eingangsschott öffnete sich. Erik Blutaxts Gestalt leuchtete im eintönigen Grau der Umgebung auf. Er kam langsam auf Sam zu und hob die Axt mit beiden Händen.
    »Ich habe dich gewarnt«, sagte er und hob die Waffe.
    Sam hatte weder die Kraft, sich zu bewegen, noch zu protestieren. Immerhin hatte er es sich selbst zuzuschreiben. Er hatte es verdient.

50
    Stöhnend wachte er auf. Die Lichter der Kabine waren eingeschaltet und Gwenafras von langem, honigblondem Haar umrahmtes Gesicht beugte sich über ihn.
    »Wach auf, Sam! Du hattest einen schweren Traum!«
    »Diesmal hätte er mich beinahe gekriegt«, murmelte er.
    Er setzte sich auf. Pfeifen schrillten auf den Decks. Eine Minute später klingelte die Interkomanlage. Das Schiff würde gleich auf einen Gralstein zuhalten, damit die Besatzung ein Frühstück einnehmen könnte. Sam liebte es zwar, lange zu schlafen, aber beinahe hätte er das Frühstück verpaßt. Als Kapitän war es allerdings

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