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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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sie beide zeitweilig Schüler einer Sufi namens Fatima bint Waliyya. Da die Sufis von der Gleichwertigkeit von Männern und Frauen überzeugt waren, riefen sie den Zorn der Orthodoxen hervor, die der Ansicht waren, daß wenn Männer und Frauen miteinander Kontakt aufnahmen, dies nur aus sexuellen Motiven heraus geschehen dürfe.
    Es war Fatima, die Nur schließlich nach Bagdad schickte, um dort unter einem berühmten Lehrmeister zu studieren. Nach einigen Monaten sandte dieser ihn zu einem anderen großen Mann nach Cordoba zurück. Als die Christen schließlich nach einem brutalen Krieg Cordoba eroberten, ging Nur mit seinem Meister nach Granada.
    Nach mehreren dort verbrachten Jahren endlich begab Nur sich auf jene weiten Wanderungen, die ihm seinen Spitznamen el-Musafir, der Reisende, einbrachten. Nachdem er in Rom gewesen war, wo man ihn aufgrund einiger Empfehlungsschreiben Fatimas und el-Arabis freundlich aufnahm, reiste er nach Griechenland, in die Türkei, noch einmal nach Persien, Afghanistan, wieder nach Indien, Ceylon, Indonesien, China und Japan.
    Er ließ sich schließlich in der heiligen Stadt Damaskus nieder, verdiente seinen Lebensunterhalt als Musiker und kam als Tasaw-wuf (oder Sufi-Meister) mit einer ganzen Reihe von neuen Lehren in Berührung. Nach weiteren sieben Jahren aber machte er sich erneut auf den Weg. Er fuhr die Wolga hinauf, bereiste Finnland und Schweden und fuhr über das baltische Meer in das Land der Götzenanbeter, der wilden Preußen. Nachdem er nur knapp dem Opfertod zu Ehren einer hölzernen Götterfigur entgangen war, schlug er sich in westlicher Richtung durch das Land der Germanen. Nordfrankreich, England und Irland waren weitere Ziele seiner Reise.
    In jenen Tagen, in denen Nur sich in London aufhielt, herrschte dort ein König namens Richard, den man auch Cœur de Lion nannte. Aber Richard hielt sich zu diesem Zeitpunkt nicht in England auf, weil er damit beschäftigt war, die Burg Chalus in der Limousin in Frankreich zu nehmen. Einen Monat später wurde Richard von einem aus der Burg fliegenden Pfeil getötet, und im darauffolgenden Mai übernahm sein Bruder John das Zepter. Nur sah sich die Krönungszeremonien in der Stadt an, und kurz darauf gelang es ihm sogar, zu einer Audienz bei dem neuen König vorgelassen zu werden. Er empfand König John als einen charmanten und humorvollen Mann, der sich für die islamische Kultur interessierte und auch für den Sufismus. Was ihn besonders faszinierte, waren Nurs Berichte über ferne Länder.
    »Das Reisen in jenen Tagen war im höchsten Grade mühsam und gefährlich«, sagte Frigate. »Und selbst in den sogenannten zivilisierten Ländern kann es kein Zuckerlecken gewesen sein. Religiöser Fanatismus war an der Tagesordnung. Wie konntest du als Moslem ohne Schutz und Geld sicher in christlichen Ländern umherziehen? Speziell als die Kreuzzüge begannen und der religiöse Wahnsinn mehr und mehr um sich griff?«
    Nur hatte die Achseln gezuckt. »In der Regel unterstellte ich mich dem Schutz der kirchlichen Würdenträger der in denjenigen Ländern herrschenden Staatskirchen. Und die verliehen mir stets ihren Schutz. Die Kirchenfürsten waren einfach zu sehr mit den Ketzern in ihren eigenen Reihen beschäftigt, als sich auch noch um Ungläubige kümmern zu können. Zumindest in ihren eigenen Gebieten.
    Manchmal stellte sich auch meine Armut als mein bester Schutz heraus. Räuber waren an mir nicht interessiert. Wenn ich durch ländliche Gebiete kam, schlug ich mich durch, indem ich die Leute mit meinem Flötenspiel unterhielt oder meine Geschicklichkeit als Gaukler unter Beweis stellte. Ich trat auch als Akrobat und Zauberer auf. Meine ausgezeichneten Sprachkenntnisse ermöglichten es mir, sehr schnell die Sprachen und Dialekte der Leute, unter denen ich mich aufhielt, zu erlernen, und ich hatte die Möglichkeit, ihnen Geschichten und Witze zu erzählen. In den meisten Orten hieß man mich willkommen, obwohl man mich hin und wieder auch unfreundlich behandelte. Was scherte es die Leute, daß ich ein Moslem war? Ich war harmlos und bereitete ihnen Freude.
    Außerdem strahlte ich die sichere Gewißheit der Freundlichkeit selbst aus. Das ist etwas, was wir selbst zu einem guten Verhältnis beitragen können.«
    Als er nach Granada zurückgekehrt war und feststellte, daß die dortige Atmosphäre sich zu Ungunsten der Sufis verändert hatte, war er nach Khorasan gegangen. Nach mehreren Jahren Lehrtätigkeit reiste er erneut nach Mekka.

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