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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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sich keine Gedanken darüber zu machen, Ihre Sachen hier allein zu lassen. Bisher haben wir mit Diebstählen noch nichts zu tun gehabt.«
    »Ich nehme den Gral mit. Es würde mich zu sehr beschäftigen, ihn nicht in der Nähe zu haben.«
    Er zuckte die Achseln und entnahm dem über seiner Schulter hängenden Lederbeutel eine Zigarre. Sein Gral hatte sie ihm am vergangenen Morgen zusammen mit dem Frühstück geliefert.
    »Nicht hier«, sagte Jill ruhig. »Dies ist mein Heim, und ich will nicht, daß man es mir verqualmt.«
    Schwartz sah überrascht auf, aber dann zuckte er erneut die Achseln. Sobald sie die Hütte allerdings verlassen hatten, zündete er sich die Zigarre an. Er wechselte von ihrer linken Seite auf die rechte, von wo aus ihr der Wind den Qualm genau ins Gesicht blies.
    Jill unterdrückte die Bemerkung, nach der es sie in diesem Moment drängte. Es wäre unklug, ihn allzu sehr anzufahren, denn dies würde Schwartz die Gelegenheit geben, sie als Feindin zu betrachten. Immerhin befand sie sich jetzt in ihrer Probezeit. Sie war zudem eine Frau, und außerdem würde es sich nicht auszahlen, sich einen Menschen, der nicht nur eine hohe Position hatte, sondern auch noch zu Firebrass’ besten Freunden zählte, zum Gegner zu machen. Trotzdem: Sie war nicht bereit, ihre Prinzipien noch weiter fahren zu lassen.
    Oder vielleicht doch?
    Um Luftschiffkommandantin zu werden, hatte sie auch auf der Erde eine Menge Erniedrigungen über sich ergehen lassen müssen. Sie hatte dazu gelächelt, war nach Hause gegangen, hatte Töpfe und Teller auf dem Boden zerschmissen und saftige Flüche an die Wände geschleudert. Kindisch, sicher; aber gut, um aus der Rage herauszukommen. Und jetzt war sie hier, befand sich in der gleichen Situation, in einer Lage, von der sie vor Jahren nicht einmal geträumt hatte. Und anderswohin gehen konnte sie nicht, hier war sie schließlich nicht irgendwo. Das einzige Luftschiff, das auf dieser Welt konstruiert wurde, würde auch hier gebaut werden. Ein einmaliges Ereignis, ein Phänomen, das sich nirgendwo anders wiederholen würde.
    Auf der Hügelkuppe hielt Schwartz an und deutete auf eine Straße, deren Untergrund aus Pinienholzstämmen bestand. Dort, wo sie endete, auf halbem Wege bergab, stand ein langer Schuppen.
    »Die Latrine Ihrer Nachbarschaft«, sagte er. »Schütten Sie Ihre Nachttöpfe als erstes jeden Morgen dort aus. Den Urin in das eine, die Exkremente in das andere Loch.«
    Er machte eine Pause, lächelte und fuhr fort: »Prüflinge haben in der Regel die Pflicht, das Zeug jeden Tag von dort wegzuschaffen und es in die Berge – zu unserer Schießpulverfabrik – zu bringen. Wir benötigen die Exkremente, um damit die Pulverwürmer zu füttern. Das Endprodukt ihres Verdauungsprozesses ist Nitrat, und…«
    »Ich weiß«, sagte Jill, ohne die Zähne auseinander zumachen. »Ich bin schließlich nicht blöd. Jedenfalls verfährt man überall so, wo es Schwefel gibt.«
    Schwartz wippte auf den Fersen, paffte vergnügt an seiner Zigarre und deutete nach oben.
    »Die meisten Prüflinge müssen mindestens einen Monat in der Fabrik arbeiten. Es ist zwar nicht gerade angenehm, aber gut für die Disziplin. Vor allen Dingen schaffen wir uns damit schnell jene vom Hals, die sich für etwas Besseres halten.«
    »Bon carborundum illegitimatus«, sagte Jill.
    »Wie?« fragte Schwartz aus dem Mundwinkel heraus.
    »Ein Sprichwort der Yankees. Wörtlich übersetzt in Latein. Es heißt: Laß dich von den Säcken nicht unterkriegen. Ich werde jede Drecksarbeit übernehmen – wenn es etwas einbringt, sie zu erledigen. Und dann bin ich dran.«
    »Sie sind ein ziemlich zäher Brocken.«
    »Eben. Das muß man sein, wenn man in einer Männerwelt überleben will. Ich dachte, daß die Dinge hier vielleicht anders wären. Das sind sie zwar nicht, aber sie werden es werden.«
    »Wir haben uns alle geändert«, sagte Schwartz langsam und ein wenig schwermütig. »Nicht immer zum Guten hin allerdings. Wenn Sie mir 1893 erzählt hätten, ich würde eines Tages aus dem Munde einer Frau – und zwar einer der Oberklasse, nicht irgendeine Hure oder Fabrikarbeiterin – schmutzige Wörter oder subversive…«
    »… statt unterwürfig zu sein«, warf Jill wütend ein.
    »Lassen Sie mich bitte ausreden. – Oder subversive Suffragettenparolen hören würde, und Sie mir gesagt hätten, daß mich das nicht mehr stören würde, hätte ich Sie eine Lügnerin genannt. Aber Leben ist Lernen. Oder – in unserem Falle

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