Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
Bedenken?«
»So was hatte ich nie«, erwiderte Jill. »Und was ist mit Ihnen? In bezug auf mich, meine ich.«
»Selbst wenn ich die hätte, wäre das nicht von Wichtigkeit«, sagte Firebrass grinsend. »Der Eid, um den es hier geht, ist lediglich ein vorläufiger. Sie werden eine dreimonatige Probezeit durchlaufen müssen, dann stimmen die Leute über Sie ab. Aber ich habe das Recht, gegen eine solche Abstimmung ein Veto einzulegen. Wenn man Sie aufnimmt, werden Sie einen endgültigen Schwur ableisten müssen. Einverstanden?«
»Einverstanden.«
Es gefiel ihr zwar nicht, aber was hätte sie sonst tun sollen? Jetzt einen Rückzieher zu machen, entsprach nicht ihrer Natur. Und außerdem hatte sie – auch wenn die Männer davon nichts ahnten – ebenfalls vor, drei Monate lang zu prüfen, wie man sich ihr gegenüber verhielt.
Die Luft wurde wärmer. Der östliche Himmel wurde fortgesetzt heller und ließ nach und nach – abgesehen von einigen überdimensional großen – alle Sterne verblassen. Hörner wurden geblasen. Das nächstliegende befand sich auf einem sechsstöckigen Bambusturm in der Mitte der Ebene, und der Mann, der es bediente, war ein großer, schlanker Neger, der ein scharlachfarbenes Tuch um die Hüften trug.
»Echtes Blech«, sagte Firebrass. »Ein kleines Stück stromaufwärts gibt es Kupfer und Zink. Wir hätten es den Leuten, die in diesem Gebiet leben, abnehmen können, aber wir haben es ihnen abgehandelt. Sam hätte uns niemals Gewalt anwenden lassen, außer dort, wo uns keine andere Möglichkeit übrigblieb.
Südlich von hier, wo einst die Seelenstadt lag, gab es große Ablagerungen von Bauxit und Kryolith. Da unsere Partner dort sich nicht an die Abmachungen hielten – wir hatten zugestimmt, ihnen Eisenwaffen für ihre Erze zu geben –, mußten wir zu ihnen runtergehen und es ihnen abnehmen. Heute…« – er deutete mit der ausgestreckten Hand auf das Land – »erstreckt sich Parolando über eine Länge von vierundsechzig Kilometern an beiden Flußufern.«
Die Männer zogen sich jetzt bis auf ihre Lendenschürze aus. Jill behielt einen grünweißgestreiften Kilt und ein dünnes, beinahe durchsichtiges Tuch an, das sich um ihren Oberkörper schlang. Während die anderen vorher noch wie Wüstennomaden ausgesehen hatten, wirkten sie jetzt wie Polynesier.
Die Bewohner der Ebene und jene, die aus dem Hügelland heruntergekommen waren, versammelten sich nun am Flußufer. Eine ganze Reihe von ihnen zog sich völlig aus, hüpfte in die Fluten und kreischte wegen der Kälte. Manche bespritzten einander mit Wasser.
Jill zögerte eine Minute. Sie hatte nicht nur den vergangenen Tag, sondern auch die letzte Nacht damit verbracht, das Kanu den Fluß hinauf zu rudern. Sie hatte mächtig geschwitzt und benötigte ein Bad. Irgendwann würde ihr nichts anderes übrigbleiben, als sich ganz auszuziehen. Schließlich legte sie die letzten Kleidungsstücke ab, rannte zum Wasser hinab und stürzte sich hinein. Sie schwamm eine Weile herum, lieh sich von einer anderen Frau ein Stück Seife und reinigte sich. Dann kehrte sie fröstelnd an Land zurück und trocknete sich eilig ab.
Die Männer starrten sie offen an und sahen eine hochgewachsene, schlanke Frau mit langen Beinen, kleinen Brüsten, breiten Hüften und tiefgebräunter Haut. Jills Haar war kurzgeschoren und rotbraun; es hatte beinahe die gleiche Farbe wie ihre Augen. Ihr Gesicht war – das wußte sie selbst – dagegen nicht gerade das, was andere dazu animierte, aus den Stiefeln zu springen. Natürlich war es ganz in Ordnung, aber was Jill störte, waren ihre etwas zu lang geratenen Vorderzähne und ihre Adlernase. Die Zähne gehörten zum Erbe ihrer farbigen Großmutter, und dagegen konnte man nichts tun. Aber das wollte sie auch gar nicht.
Hardys Blick saugte sich an ihrem Schamhaar fest, das außergewöhnlich lang, dicht und rotblond war. Nun, er würde darüber hinwegkommen, auch wenn er ihr jetzt so nahe war, daß es ihr zu schaffen machte.
Firebrass verschwand auf der anderen Seite des Gralsteins und kehrte mit einem Speer in der Hand zurück. Unterhalb der eisernen Spitze, verbunden mit dem Schaft, befand sich der lange Wirbelsäulenknochen von einem Hornfisch. Direkt neben ihrem Kanu rammte Firebrass den Speer in den Boden.
»Der Knochen weist darauf hin, daß der Speer mir, dem Kapitän, gehört«, sagte er. »Und ich habe ihn deswegen neben dem Kanu in den Boden gestoßen, um jedem zu zeigen, daß es ohne meine Erlaubnis
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