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Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das magische Labyrinth
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er sich dazu entschlossen hatte, in dem Gebiet, wo sie lebte, ein bißchen länger zu verweilen. An einer großen Pier, die die Uferbewohner vor langer Zeit gebaut hatten, ging das Schiff vor Anker. Als sich zwei Tage später erwiesen hatte, daß die Bewohner dieser Gegend tatsächlich so friedlich waren, wie sie zu sein vorgaben, gewährte John der Mannschaft Landurlaub. Natürlich erwähnte er den plötzlichen Geilheitsanfall, gegen den er sich nicht wehren konnte, mit keinem Wort, aber sein Verhalten machte den Grund der Rast für jedermann offensichtlich.
    Besonders Loghu fühlte sich erleichtert, als sie der königlichen Suite verwiesen wurde, nachdem es John gelungen war, die Frau zu überreden, mit ihm ins Bett zu gehen. Sie liebte ihn nicht, und abgesehen davon interessierte sie sich mehr für einen der Uferbewohner, einen großen, dunklen Tokharier. Obwohl der Mann nicht ihrem Jahrhundert entstammte, gehörte er doch zu Loghus Volk, weswegen sie, wenn sie sich nicht gerade liebten, eine Menge miteinander zu bereden hatten. Daß sie allerdings nur eine relativ kurze Zeit in der königlichen Suite hatte zubringen dürfen, demütigte sie. Hin und wieder konnte man sie vor sich hin murmeln hören, daß sie John in irgendeiner dunklen Nacht gern über die Reling stürzen würde. Es hatte nicht nur viele Leute gegeben, die ihm nach dem Leben trachteten, sondern es gab sie noch immer und würde sie auch in Zukunft geben.
    In der ersten Nacht hatte Burton Wache. In der zweiten begab er sich mit Alice in eine Hütte in Nähe der Pier. Die Menschen, die hier lebten – in der Hauptsache frühe minoische Kreter – waren gastfreundlich und liebten das Vergnügen. In den Abendstunden tanzten und sangen sie so lange um ihre Lagerfeuer herum, bis ihre Vorräte an Flechtenalkohol aufgebraucht waren und sie in ihre Hütten wankten, um zu schlafen oder sich zu paaren (oder um zu >pluralisieren<, wie Burton es nannte). Auf alle Fälle freute es ihn, hier ein paar Wochen verbringen zu können und die Möglichkeit zu haben, der langen Liste von Sprachen, die er bereits beherrschte, eine weitere hinzuzufügen. Da das Vokabular und die Grammatik der Uferbewohner in enger Beziehung zum Phönizischen und Hebräischen stand, meisterte er die Grundbegriffe ihrer Sprache ziemlich schnell. Sie enthielt allerdings auch viele Worte, die nichtsemitisch waren und aus der Zeit stammten, als die Eroberer aus dem Mittleren Osten versucht hatten, die Vorfahren der Kreter zu assimilieren. Natürlich sprachen die Leute ausnahmslos Esperanto, auch wenn sie ein wenig von der künstlichen Sprache abwich, die Dr. Zamenhof erfunden hatte.
    John hatte keine Schwierigkeiten, seine neue Mätresse dazu zu bewegen, mit ihm das Bett zu teilen. Aber dies rief ein Problem herauf: Er hatte keinen Platz mehr für Loghu, und ohne Grund konnte er sie schwerlich von Bord jagen. Seine Selbstherrlichkeit war zwar groß genug, um sich über ihre Rechte hinwegsetzen zu können, aber er mußte auch auf seine Mannschaft achten. Der Gedanke an die Magna Charta hielt ihn davon ab, die Leute zu provozieren, aber es gab keinen Zweifel, daß er unablässig nach einer Möglichkeit suchte, sich Loghu vom Hals zu schaffen, ohne daß es verbrecherisch wirkte.
    In der vierten Nacht ihres Aufenthalts, als John sich in der königlichen Suite gerade mit Blauauge vergnügte und Burton und Alice sich in ihrem kleinen aber bequemen Quartier aufhielten, spuckte der nächtliche Himmel einen Helikopter aus, der auf dem Landedeck der Rex niederging.
    Erst viel später fand Burton heraus, daß die Angreifer zur Besatzung des Luftschiffes Parseval gehörten und die Anweisung hatten, König John entweder gefangenzunehmen oder – falls sich dies als unmöglich herausstellte – zu töten. Alles was er damals wußte, war, daß die Schießerei auf der Rex bösen Ärger bedeutete. Er schlang ein Tuch um seine Hüften, befestigte es mit den dazugehörigen Magnethaltern, packte sein Rapier, riß die geladene Pistole vom Nachttischchen und rannte, während Alice hinter ihm herschrie, nach draußen.
    Inmitten des Geschoßhagels hörte er die Rufe und Schreie von Männern. Dann erklang eine gewaltige Explosion – offenbar im Maschinenraum. So schnell er konnte, lief Burton auf das Schiff zu. Im Ruderhaus brannten Lichter; jemand machte sich an den Kontrollen zu schaffen. Dann begannen sich die Schaufelräder zu drehen. Das Schiff bewegte sich rückwärts, aber kurz bevor die an den Molen

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