Farmer, Philip José - Flusswelt 05
Eigenschaften und ziehen in unsere neuen Häuser. Könnten wir nur die Koffer, die die schlechten enthalten, an der Tür stehen lassen.«
16
Der Umzug in die »Kuchen-im-Himmel«-Räume erforderte einige Vorbereitungen. Die Mieter mußten ihre kleinen Welten bereisen und entscheiden, ob sie die bisherige Einrichtung oder »Umgebung« behalten oder sich eine eigene anfertigen wollten. Bis auf Nur, der von der Kammer mit den dunklen Spiegeln gefesselt war, räumte ein jeder schließlich seine Welt aus. Während sich Horden von Androiden und Robotern daranmachten, überlegten sich die Mieter, welche Art Privatwelt sie haben wollten. Danach mußten sie dem Computer bis in die kleinsten Details ihre Anweisungen geben.
Nur überlegte es sich anders. Er würde in seinem Quartier bleiben, die Spiegelwelt aber dann und wann zum Meditieren aufsuchen.
Burton überraschte die anderen durch sein unerklärliches Zögern, die Umgebung zu wechseln. Er war stets ein Wanderer gewesen, der ruhelos wurde, wenn er länger als eine Woche an einem Ort verweilen mußte. Und doch weigerte er sich nun umzuziehen, bis er seine Welt geschaffen hatte, wie er sie wollte. Als er mit dem Aufbau seiner ersten Welt halb fertig war, beendete er die Arbeit und ließ alles abreißen. Nach langer Zeit begann er mit einem zweiten Entwurf, ließ aber diesen zwei Wochen später wieder fallen.
»Vielleicht ist er so unwillig, dorthin zu ziehen«, sagte Nur, »weil es sein letztes Heim sein wird. Wohin sonst kann er noch gehen, nachdem er dort eingezogen ist?«
An dem Nachmittag, an dem die sechs anderen umziehen wollten, veranstaltete man eine große Abschiedsfeier in der Zentralsektion. Es wurde kein ungeteilt freudiges Fest, da sich De Marbot und Aphra Behn kurz zuvor gestritten hatten. Der Franzose war aufgrund ihrer Weigerung, mit ihm in seiner Welt zu leben, fuchsteufelswild geworden, und nachdem er mehr Wein getrunken hatte, als er vertragen konnte, beschuldigte er sie, ihn nicht zu lieben.
»Mir steht meine eigene Welt zur Verfügung, die Welt, die ich gemacht habe«, sagte Aphra hochtrabend.
»Der Platz einer Frau ist an der Seite des Mannes, den sie liebt. Sie sollte dorthin gehen, wohin er geht.«
»Wir haben das schon zu oft durchgesprochen«, sagte sie. »Ich bin es langsam leid.«
»Du solltest unter meinem Dach sein. Es ist mein Recht. Wie kann ich dir vertrauen?«
»Ich muß nicht jede Minute in deinem Blickfeld sein. Wenn du mir nicht vertrauen kannst, wenn du glaubst, kaum bin ich um die Ecke gegangen, da springe ich mit einem anderen Mann ins Bett… Liegt es an mir oder vertraust du überhaupt keiner Frau? Als du noch Soldat warst, warst du oft viele Monate
von deiner Frau getrennt. Hast du ihr vertraut? Das mußt du doch, denn du hast ja nicht…«
»Meine Frau war über jeden Zweifel erhaben!« rief De Marbot.
»Heil, Caesar!« sagte Aphra verächtlich. »Die wirkliche Frau Caesars, mein teurer Hosenscheißer, hat ihrem Gatten Hörner aufgesetzt. Wenn deine Frau also so gut war wie die Caesars…«
Aphra ging von ihm weg, während er sie anschrie, und sie trat durch die Schwelle zum sechsten Haus.
Weinend ließ sie die Tür hinter sich zufallen. Es kam ihr vor, als würde sie ihren Liebhaber für immer aussperren, obwohl sie genug Erfahrung hatte, um zu wissen, daß jetzt ihre Gefühle und nicht ihr Verstand sprachen. Von wie vielen Männern hatte sie sich getrennt, die sie nicht wiederzusehen erwartete? Es kam ihr vor, als seien es hundert gewesen, aber es konnten in Wirklichkeit nur etwa zwanzig sein. Und bei einigen konnte sie sich nicht mal mehr an die Namen erinnern. Sie würden ihr jedoch wieder einfallen, wenn sie die beharrliche Bildschirmaufzeichnung ihres Lebenswegs sah. Wenigstens blieb sie hier davon verschont.
Sie ging die Treppe hinauf; oben öffnete sich die Tür für sie, und sie trat in ihre Welt. Es stand ein Flugstuhl dort; sie setzte sich hinein, stieg auf eine Höhe von dreißig Metern und jagte los. Unter ihr lag ein flacher südamerikanischer Tropendschungel mit schmalen, sich windenden Flüssen, die im Licht des falschen Mondes glitzerten. Die Schreie der Nachtvögel hallten und schallten unter ihr; eine Fledermaus schoß an ihr vorbei und verschwand ein paar Meter unter ihr zwischen den Gipfeln der dunklen Bäume. Es war Vollmond, weil sie für jede Nacht Vollmond bestimmt hatte, und sein Licht war zweimal so stark wie das des Erdmondes. Und die Sterne, auch die des äquatorialen Südamerika,
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