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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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Jahrhunderts. Die meisten hatten damals schon ihre Zähne verloren. Eine Frau ohne Mann, Vater, Bruder, Onkel oder Vetter, der ihr Schutz gab, wurde als Freiwild angesehen. Wenn man ihr Unrecht antat, konnte sie nur bei einem Gesetz Zuflucht suchen, das auf seiten der Wohlhabenden und Privilegierten stand. Richter, Rechtsanwälte, Gerichtsdiener und Geschworene waren mit sehr wenigen Ausnahmen für Bestechungen empfänglich und ließen sich leicht von den Reichen und Titelträgern beeindrucken. Autorinnen waren zwar nicht unbekannt, aber sie waren keine Professionellen. Sie waren Töchter von Landpfarrern, die in ihrer Freizeit schrieben, oder Edelfrauen, die sich einen »Namen« machen wollten. Keine Frau in England hatte je versucht, sich ihren Lebensunterhalt mit der Feder zu verdienen.
    Aphra wußte, daß sie fließend, witzig und charmant schreiben konnte, und sie hatte Phantasie. Sie war belesen und der Meinung, es beim Verfassen von Romanen, Gedichten und Stücken mit jedem Mann aufnehmen zu können. Aber sie würde das literarische Wettrennen mit dem Handikap aufnehmen müssen, eine Frau zu sein.
    Jedoch sah sie - ein kleiner Ausgleich dieses Handikaps - besser aus als die meisten Frauen ihres Alters. Sie hatte noch sämtliche Zähne, wahrscheinlich deswegen, weil sie den ersten Teil ihres Lebens in Surinam verbracht und die Mineralien in den dortigen Nahrungsmitteln dazu beigetragen hatten, sie zu erhalten. Die Vererbung mochte auch eine gewisse Rolle spielen. Sie war zwar klein, aber langbeinig, obwohl die Kleider ihrer Zeit dies zumeist verbargen. Sie hatte volle, hohe Brüste, die die Kleider dieser Ära nicht verbargen. Sie hatte wundervolles blondes Haar und große graue Augen mit dicken schwarzen Brauen, dazu ein Gesicht, das trotz der langen Nase und dem etwas kurzen Unterkiefer sehr attraktiv war. Sie war charmant, willensstark und schwungvoll wie eine sechsgespännige, bergab rollende Kutsche.
    Überdies war sie entschlossen, allein zu bleiben. Und sie hatte einst geschrieben: »Die Ehe ist mit Sicherheit genauso der Tod der Liebe wie das Borgen der Tod der Freundschaft ist; ich bitte weder, noch leiste ich einen Eid.«
    Sie hatte auch geschrieben:
    Laut der strikten Ehrenregeln
    Sollte Schönheit der Lohn der Liebe sein,
    Nicht die niedrige Ware des Glücks
    Oder die billige Droge einer Kirchenzeremonie.
    Schändlich ist nur, wer aus Eigennutz
    Einen ekelhaften Burschen in sein Bett holt, den man haßt;
    Und sei auch ein öffentlich Wittum oder Eid Ihr Preis, es macht sie nur zur teureren Hur’…
    Nimm dein Gold zurück, und gib mir laufend Liebe,
    Den Schatz deines Herzens, nicht den der Börse.
    Diesen Zeilen zum Trotz schenkte sie ihr Herz dem falschen Mann, einem Anwalt namens John Hoyle, der sie schlecht behandelte, ihre Liebe und ihr Geld nahm, ihr hauptsächlich Untreue und Verachtung zurückgab und fast, aber nicht ganz, ihr Herz gebrochen hätte. (Hoyle wurde 1692, nach ihrem Tod, bei einem Tavernenstreit getötet. Frigate hatte ihr davon erzählt.) »Jemand, ich weiß nicht mehr wer, hat gesagt, Hoyle sei >ein Atheist gewesen, ein erklärter Sodomit, ein Kinderschänder und ein Lästerer wider den Herrn<.«
    »Sokrates wurde auch all dieser Punkte - bis auf den letzten - beschuldigt«, hatte Aphra gesagt. »Ich hatte nichts dagegen, daß er dies und noch viel mehr war. Es war… er liebte mich nicht, wie ich ihn liebte… Er liebte mich überhaupt nicht, nur am Anfang.«
    »Was würdest du tun, wenn du ihm jetzt begegnetest?« hatte Frigate gesagt. »Ich weiß es nicht. Ich hasse ihn nicht. Andererseits… vielleicht würde ich ihn in die Eier treten und ihn dann küssen. Wer weiß? Hoffentlich sehe ich ihn niemals wieder.«
    Aphra wurde berühmt - oder berüchtigt - und Astraea genannt, nach der Ster-nenjungfrau der klassischen griechischen Mythologie, der Tochter des Zeus und der Themis, oder vielleicht der des Titanen Astraeus und der Eos. Astraea teilte während des Goldenen Zeitalters ihren Segen aus. Aber als die Eisenzeit begann, verließ sie voller Abscheu die Erde, und die Götter setzten sie als das Sternbild Jungfrau an den Himmel.
    Große literarische Gestalten, deren Mitläufer und junge Dramatiker und Dichter scharten sich um sie. Einige davon hatten genug Glück, ihre Liebhaber zu werden.
    »Aber wie ich schon sagte, viele Männer neideten mir den Erfolg, und viele Kritiker verdammten meine Stücke, weil sie von einer Frau geschrieben waren. Verdammt seien ihre

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