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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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ihn wütend.
    »Du hast nach einhundertzweiunddreißig Jahren noch immer nicht gelernt, deine Gegensätze zu einem glatten, gemeinsam vorgehenden Ganzen zu verschmelzen«, hatte Nur gesagt. »In dir stecken stets ein Konservativer - was nicht immer unbedingt schlecht sein muß - und ein Liberaler, was nicht immer unbedingt gut sein muß. In dir steckt ein Feigling und ein sehr tapferer Mann. Du verabscheust und fürchtest Gewalt, und doch steckt ein gewalttätiger Mensch in dir, eine Person, die du zu unterdrücken versuchst. Du weißt nicht, wie du deine Gewalttätigkeit kreativ machen kannst, wie du sie beherrschen kannst, so daß sie in die richtigen Kanäle fließt. Du…«
    »Verrate mir etwas, das ich nicht weiß«, hatte Frigate gesagt und war davongegangen.
    Manchmal bekam er das gleiche philosophische Auf-den-Busch-Klopfen von Li Po zu hören. Der Chinese erzählte ihm gern von dem Prozeß, »rund« zu werden, das heißt, einen »ganzen« Mann aus sich zu machen. Sein Yin und Yang auszugleichen, die negativen und positiven Eigenschaften. Aber Li Po war Frigates Ansicht zufolge selbst sehr unausgeglichen. Er bewunderte zwar Li Pos Energie, seine dichterische Kreativität und Leidenschaft, sein Selbstvertrauen, seine linguistische Meisterschaft und seinen von jedweder Furcht unbefleckten Mut. Aber andererseits - die Menschen waren in mehr als einer Hinsicht zweihändig - trieb Li Po eine ausgesprochen starke Herrschsucht an; er war zu sehr in sich selbst vertieft und sah ganz und gar nicht ein, daß diese Eigenschaften ihn oftmals schwer erträglich und beleidigend werden ließen. Er war auch ein Trunkenbold, wenn er auch keinem anderen Säufer glich, den Fri-gate jemals kennen gelernt hatte.
    Frigate war der Ansicht, daß Li Po trotz seiner scheinbaren Überlegenheit nicht mehr Chancen zum Voranschreiten hatte als er selbst. Eigentlich waren von ihnen im Augenblick lediglich Nur und vielleicht Aphra Behn und Alice vielversprechende Kandidaten für das Voranschreiten. Was erstrebenswert sein konnte oder auch nicht. Die Theorie besagte, daß ein solcher Zustand das Ende von allem und das Verschmelzen mit allem war, weil er nur erreicht werden konnte, wenn man ethisch perfekt oder fast perfekt war. Das Wathan einer solchen Person verschwand einfach von allen Detektoren, und wurde - jedenfalls dieser Argumentation zufolge - von einer Gottheit oder von Gott (oder Allah oder Wie-man-ihn-auch-nennt) aufgenommen.
    Die Theorie führte des weiteren aus, daß das Wathan dann Teil des Schöpfers wurde, seine Individualität verlor, und von da an eine Ewigkeit der Ekstase erlebte. Eine unbeschreibliche Ekstase, die im körperlichen Stadium unbekannt war.
    »Woher weiß ich«, dachte Frigate, »daß das Wathan nicht einfach verschwindet? Verdampft wie eine ektoplasmische Luftblase? Zu Nichts wird, nada, null, zero? Sollte man das so sehr begehren? Wie unterscheidet es sich davon, einfach tot zu sein? Nicht, daß es nicht ein paar gute Dinge über das Totsein zu sagen gäbe. Vorbei mit dem Wissen, vorbei mit dem Sorgen, vorbei mit körperlichen und geistigen Qualen, vorbei mit der Frustration und Niederlage, vorbei mit der Einsamkeit. Oh, Tod, wo ist dein Stachel?«
    Der Tod hatte keinen Stachel. Andererseits hatte er auch keinen Sinn.
    Man gewann etwas, verlor etwas. Das war das unveränderbare Gesetz, die unabänderliche Anordnung des Universums.
    »Bin ich paranoid? Ist alles ein großer, aufgelegter Schwindel? Zu welchem Zweck? Ein Schwindler erhofft etwas zu gewinnen. Wer könnte in dieser Situation etwas gewinnen? Was könnte er gewinnen?«
    Manchmal schwollen diese quälenden Gedanken in seinem Gehirn an - oder schienen wenigstens anzuschwellen -, bis er den Eindruck hatte, sein Schädel würde wie ein Ballon unter zuviel Druck einfach platzen. Vielleicht, weil seine Gedanken viel zu oft einfach nur heiße Luft waren.
    »Nach einhundertundzweiundzwanzig Jahren sollte ich es besser wissen, als mich selbst in einen Zustand wie diesen zu treiben. Wird man mich je in die zweite Klasse versetzen?«
    Der kleine Schüler des Lebens, der weise Narr, konnte Nurs Rat, sich von solchen Gedanken zu befreien, sie einfach wie Ballast aus einem Ballon abzuwerfen, nicht folgen. Statt dessen schob er sie beiseite, stellte sie auf einem Nebengleis der Großen P.J.F.-Eisenbahnlinie ab und wurde für eine Weile Zugführer auf dem G.F.B., dem Gralsteine-an-den-Flußufern-Express.
    Er hatte etwas herausgefunden, das Loga, der Ethiker,

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