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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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Hoffnung in ihren Gesichtern lesen: die Furcht, er könne irgendein schreckliches Geschöpf, und die Hoffnung, er könne ihr Erlöser sein.
    Er verließ den Stuhl und näherte sich ihnen langsam und lächelnd. Als er zwei Meter von ihnen entfernt war, blieb er stehen und hob die Hand. »Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Ganz im Gegenteil. Würdet ihr bitte mit dem Gestammel aufhören und mir folgen? Ich werde euch sagen, was mit euch geschehen ist. Mein Name ist Richard Francis Burton. Ihr braucht euch nicht vorzustellen. Ich weiß, wer ihr seid.«
    Er ging auf eine offene Tür zu, möglicherweise die, durch die sie gerade gekommen waren. Als sie ihm folgen wollten, hörte Burton ein schwaches Geräusch. Er erkannte den Lärm des Motorrades. Statt ihnen zu sagen, sie sollten sich setzen, wie er es vorgehabt hatte, blieb er neben der Schwelle stehen. Die anderen kauerten sich hinter ihn. Schließlich vibrierte der Gang vor Lärm; das Motorrad kam um die Ecke geschossen und raste an ihnen vorbei. Der schwarze Fahrer winkte ihm mit der behandschuhten Faust zu. »Wie gefällt dir das, du Arschgeige?«
    Burton wandte sich um und sah, daß die fünf verwirrt und noch verängstigter waren. Kein Wunder. Keiner von ihnen hatte je ein Motorrad gesehen, geschweige denn eine eingebaute Verbrennungsmaschine. Das hatte er vor seinem Tod zwar auch nicht, aber seit er im Turm lebte, war er durch Filme und Bücher damit vertraut geworden.
    »Ich erkläre es später«, sagte er. Er bat sie, sich zu setzen. Sie gehorchten, versuchten jedoch, alle gleichzeitig auf ihn einzureden.
    »Ich weiß, daß ihr viele Fragen habt«, sagte Burton, »aber haltet sie bitte zurück. Wir kommen in einer Weile dazu. Zuerst möchtet ihr vielleicht einen Drink?«
    Nein, zuerst mußte er ihnen aus dem Konverter Kilts, Büstenhalter und Tücher besorgen. Im Moment waren sie zu schockiert, um sich über ihre Nacktheit den Kopf zu zerbrechen. Nachdem sie an den Flußufern mit nackten Menschen konfrontiert worden waren, würden sie sich sowieso nicht über Gebühr daran stören. Sie waren froh, die Kleider und Tücher zu bekommen, und bedankten sich bei ihm, bevor sie sie anlegten. Obwohl Netley seinen wilden Blick verloren hatte, schien er Burton noch immer Mißtrauen entgegenzubringen.
    »Ihr könnt sicher einen Drink vertragen«, sagte Burton. »Was hättet ihr gern?«
    Keiner schien einen Abstinenzlereid geleistet zu haben. Netley, die Stride und die Kelly wollten Gin pur. Gull bestellte Scotch mit Wasser, und Annie Crook Wein. Nachdem Burton ihnen die Getränke gebracht hatte, sagte er: »Eure Mägen mögen leer sein, aber ich kann mir gut vorstellen, daß ihr im Augenblick nicht hungrig seid. Wenn ihr es seid, könnt ihr von allem soviel haben, wie ihr wollt. Im Gegensatz zu eurer Situation am Fluß braucht ihr nicht nur das nehmen, was der Gral euch liefert.«
    Sie kippten den Schnaps so schnell, daß Burton eine zweite Runde ausschenkte. Nun wirkten sie nicht mehr so bleich und verstört, sondern schienen bereit, ihm zuzuhören.
    Gull sprach mit einem reichen Bariton. »Sie sind nicht zufällig Sir Richard Burton, der berühmte Afrikaforscher und Linguist?«
    »Zu Diensten.«
    »Mein Gott, ich hab’s mir gedacht. Sie sehen aus wie er, jünger natürlich. Ich habe mehrere Ihrer Vorlesungen in der Anthropologischen Gesellschaft besucht.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Burton.
    Gull wedelte mit der Hand, die das Kristallglas hielt und verschüttete etwas Scotch. »Aber… das alles… was…?«
    »Alles zu seiner Zeit.«
    Gull und Netley kannten einander natürlich, auch wenn es schon über vierzig Jahre her war, daß sie sich letztmals gesehen hatten. Burton bezweifelte, daß die beiden die drei Frauen erkannt hatten. Gull hatte die Crook nur kurzfristig gesehen - als er ihren Irrsinn bescheinigte. Sie trug nun keine viktorianische Kleidung mehr, und ihr dunkles Haar war kurz geschnitten. (Sie erinnerte Burton ein bißchen an Prinzessin Alexandra, Eddys Mutter, weshalb Eddy mit sei-nem offensichtlichen Ödipus-Komplex sich möglicherweise auch in sie verliebt hatte.) John Netley hatte Annie Elizabeth Crook, Prinz Eddys Geliebte, oft gesehen, aber wenn er sie wiedererkannt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Vielleicht wollte er es nicht eingestehen. Wenn sie ihn nicht erkannte, um so besser. Andererseits, warum hatte die Crook nicht ihn erkannt? Er trug zwar keinen Bart mehr, aber auch so… Vielleicht trugen der Schock, das

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