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Fast ein bisschen Frühling - Capus, A: Fast ein bisschen Frühling

Fast ein bisschen Frühling - Capus, A: Fast ein bisschen Frühling

Titel: Fast ein bisschen Frühling - Capus, A: Fast ein bisschen Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Capus
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ihrer Kräfte, und in ihrer Verzweiflung fanden sie keine andere Rettung mehr als jenes verhängnisvolle Telefongespräch. Wenn sie aber zufällig in die andere Bauhütte eingebrochen hätten? Dann hätten sie vor Freude wohl Luftsprünge gemacht! Denn in jener zweiten Hütte war PROVIANT IN HÜLLE UND FÜLLE VORHANDEN: Brot, Käse, Würste, Speck – und Wein und Bier! Das Ende der Geschichte mag sich jeder selbst ausmalen.«

22
    Die Zeitungsschreiber zogen am Montag eine Bilanz des Dramas, und alle taten es auf ihre Weise. Der Chefredakteur des kommunistischen »Vorwärts« titelte: »Göringsche SA-Banditen morden in Basel. Die Basler Polizei ist unfähig gegen Verbrecher, aber scharf gegen Arbeiter. Die grauenhaften Mordtaten finden bisher nichts Ähnliches in den Annalen der hiesigen Kriminalität. Was ist das für ein Geist, wessen Handwerk ist diese mit teuflischer Kaltblütigkeit ausgeführte Kette ungeheuerlicher Verbrechen? Der Schießerlass des Morphinisten Göring ist es, der die Revolver locker macht. Wo es Massenschlächter gibt, soll es keine kleinen Bestien geben? Das wäre verwunderlich!«
    Anders das »Katholische Volksblatt«: »Die Rücksichtslosigkeit und Verwegenheit von Sandweg und Velte kennzeichnet die Gemeingefährlichkeit dieser abscheulichen Subjekte in Teufelsgestalt. Derartige Unmenschlichkeit ist ein schlagender Beweis für die Verrohung gegenüber hohen Werten wie Leben und Eigentum, von Sitte und Moral speziell bei der Jugend. Sittenverwilderung, Glaubens- und Gottlosigkeit tragen eine große Schuld an diesem Niedergang.«
    Darauf wiederum entgegnete die sozialdemokratische »Arbeiter-Zeitung«: »Ich frage euch: Ist die Achtung vor dem Menschenleben all jenen, die nach Sühne schreien, so heilig? Finden es die Herren Arbeitgeber nicht selbstverständlich, dass der Arbeiter und die Arbeiterin ihr Leben täglich um des Profites des Unternehmers willen und der Lebensnotwendigkeit ihrer selbst willen aufs Spiel setzen? Wenn dann einer sein Leben lassen muss, wo bleibt die Entrüstung?
    Wo bleibt die Achtung vor dem Menschenleben, wenn eine Schiffsgesellschaft aus Profitsucht den Kasten hoch versichert und mit einer wertlosen Ladung aufs Meer schickt, in der Annahme, dass er sinkt, um hohe Versicherungsprämien einzusacken, unbekümmert um die Menschen auf dem Schiffe? Ist die Entrüstung ob dem Verbrechen bei jenen echt, die hier den Mord verabscheuen, aber ihn in anderer Auflage oder Art sogar fordern und mitmachen? Wir entsinnen uns noch, wie während der Kriegszeit die Schlachtberichte von einer sensationslüsternen Menschenklasse gelesen wurden, die zwischen Suppe und erstem Gang von 10 000 Gefallenen und 30 000 Verwundeten Kenntnis nahm. Wo bleibt die Entrüstung ob all dem Morden, wo bleibt sie heute, wo die faschistische Presse aus politischem Kalkül zum Mord hetzt?«
    Die »Basler Nachrichten«, »Intelligenzblatt der Stadt Basel«, wunderten sich über die Tatsache, dass Sandweg und Velte »sich gegen die bestehende Gesellschaftsordnung auflehnten, obwohl sie dazu gar keinen Grund gehabt hätten, denn ihre Väter waren vermögende und äußerst beliebte Unternehmer. Im übrigen weist das Drama darauf hin, dass ausländische Elemente mit einem höheren Prozentsatz an Verbrechen beteiligt sind. Wenn dem wirklich so ist, erscheint die Flüchtlingsfrage in einem anderen Licht. Es darf nicht sein, dass das Asylrecht die Sicherheit des Landes gefährdet. Ansonsten besteht die Gefahr, dass im Volk eine psychosenhafte Ausländerhetze entsteht.«
    Den deutschen Zeitungen war die Angelegenheit eher peinlich. Am 1. Februar etwa schrieb das »Stuttgarter Neue Tagblatt«: »… teilen wir diese neusten Ergebnisse polizeilicher Nachforschungen mit. Allerdings mit einem gewissen inneren Widerstreben, denn es will uns beinahe scheinen, als ob man durch die unausgesetzte Beschäftigung mit den beiden Verbrechern und ihren Verbrechensmotiven den Menschen, um die es sich hier handelt, beinahe zu viel Bedeutung beimesse. Das gilt auch für ihre Aufzeichnungen, die wahrscheinlich als Produkte geistig unreifer und ethisch verdorbener Menschen angesehen werden müssen. Man soll den Fall, der in seiner Brutalität eindeutig genug ist, nicht durch allzu viel Psychologie unnötig komplizieren.«
    Und der »Schwäbische Merkur« meinte: »Wenn man sie auf deutschem Gebiet hätte gefangennehmen können, wären sie ja ohnedies unter dem Beil des Scharfrichters geendet. Anders allerdings in der

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