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Fast genial

Fast genial

Titel: Fast genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedict Wells
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hinterhersah, dann
halbherzig und schwer atmend anfing, ihr nachzurennen. Doch er hatte keine
Chance. Anne-May war schon eingestiegen, als er noch hundert Yards entfernt
war. Während sie losfuhren, konnte Francis in der Ferne sein enttäuschtes
Gesicht sehen; er sah aus wie ein trauriges Kind, dem man sein Spielzeug
weggenommen hatte. Dann aber waren sie um eine Ecke gebogen und auf und davon.
     
    Keine Polizei! Daran musste Francis ständig denken,
als sie auf dem Highway Richtung New York waren. Natürlich befürchteten sie,
dass nach dem blauen Chevy gesucht wurde, dass man sie anhalten und das
Nummernschild überprüfen würde. Zwar hatte es bei ihrer Flucht außer Steve
keine Zeugen gegeben, dennoch rechnete Francis jeden Moment damit, dass er auf
die Trümmer seiner verpfuschten Existenz noch einen Aufenthalt im Jugendknast
setzen konnte. Aber nichts dergleichen geschah.
    Als die Angst von ihnen abfiel, besserte sich ihre
Stimmung sofort, und Anne-May bedankte sich hundertmal bei ihm. Und natürlich
bei Grover, ihrem heldenhaften Fahrer. Dieser war überglücklich und konnte
nicht damit umgehen, dass eine so hübsche Frau wie Anne-May überhaupt mit ihm
sprach. Er stotterte herum und brachte kaum ein Wort heraus.
    Anne-May amüsierte das. „Der Pussymaster hat uns gerettet“,
sagte sie. Oder: „Der Pussymaster rockt!“
    Francis lachte, und Grover lachte ebenfalls. Er
schien keine Ahnung zu haben, weshalb sein Shirt so lustig war.
    Als sie New York erreichten, fühlten sie sich in
Sicherheit. Unzählige Taxis fuhren an ihnen vorbei, Ströme gelber Wagen in den
Häuserschluchten. Sie stellten den Chevy in einem Parkhaus ab. Während Anne-May
und Grover in einen Starbucks gingen, suchte Francis seinen Stiefvater auf, um
das Geld zu holen. Mit dem Lift fuhr er nach oben und traf dort wieder auf
Betty. Diesmal wirkte sie zurückhaltender, dafür musste er nicht so lange
warten.
    Ryan begrüßte ihn an der Tür. „Komm rein“, sagte er
etwas zu freundlich, und Francis bekam Angst, dass er ihn mit fadenscheinigen
Gründen abweisen könnte.
    Doch er täuschte sich. „Willst du das Geld bar?“,
fragte Ryan.
    „Ja, bar wäre am besten.“
    „Dachte ich mir.“ Ryan griff in eine Schublade und
holte ein Kuvert heraus. Es war prall gefüllt. „Fünftausend. Du kannst
nachzählen, wenn du willst!“
    „Schon okay... Danke!“
    Ryan nickte. „Wie geht es deiner Mutter?“
    Francis wollte gerade antworten, als ein Anruf kam.
Er beobachtete, wie Ryan telefonierte, er wirkte müde und angespannt. Dennoch
machte er im Gespräch einen dynamischen Eindruck. Ryan hatte sich nie beklagt,
als er sich mit seinen Aktien so verspekuliert hatte. Er hatte schon am
nächsten Tag gesagt, dass er sich das Geld wieder zurückholen würde. Francis
war sich sicher, dass es so kommen würde. In ein paar Jahren würde Ryan seine
Schulden abbezahlt haben und danach wieder reich werden. Er konnte härter
arbeiten als alle anderen.
    Einen Moment lang bewunderte Francis ihn dafür. Dann
legte Ryan den Hörer auf und winkte ihn zu sich. Er legte Francis den Arm um
die Schulter. „Das mit den fünftausend“, sagte er, „ist eine einmalige Sache,
Frank, damit das klar ist. Ich bin nicht für dich verantwortlich. Ich habe dir
das Geld gegeben, weil ich es dir versprochen habe und weil ich meine
Versprechen halte. Aber ich bin nicht der Kerl, den du einfach so anpumpen
kannst, wenn du mal was brauchst, verstanden?“
    Francis nickte zögerlich und nahm das Kuvert an
sich.
    Als er gehen wollte, hielt Ryan ihn zurück. „Ich
werde das übrigens auch Katherine sagen: Wir sind seit fast fünf Jahren
geschieden, ich habe eine eigene Familie und eigene Probleme, ich kann euch
nicht immer unterstützen oder ständig alles finanzieren, wenn sie wieder mal
ihre Medikamente nicht nimmt und in die Klinik kommt. In den letzten Jahren
habe ich Unsummen für euch ausgegeben.“
    „Aber sie ist nicht versichert, wir...“
    „Nichts aber. Wenn du ein Problem damit hast, dann
gib ihr deine fünftausend, oder fang an zu arbeiten. Auch deine Mutter kann
sich eine Arbeit suchen. Sie hat immerhin mal studiert, niemand hat ihr damals
gesagt, dass sie ihr Studium schmeißen soll. Ich denke, wenn sie auf eigenen
Beinen stehen muss, hilft ihr das mehr.“
    Fick dich, dachte Francis, du Ratte lässt uns im
Trailer verrotten und spielst dich jetzt auch noch als großzügiger Helfer auf. „Das
kannst du nicht machen“, sagte er nur, während er zu Ryan

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