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Fast genial

Fast genial

Titel: Fast genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedict Wells
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über die Samenbank der Genies,
doch die gab es ja nicht mehr. Über eine Stunde wurde er kreuz und quer durch
die Klinik geschickt, aber einen Arzt aus früheren Zeiten traf er nicht an, die
meisten waren nach Monroes Tod ausgewechselt worden. Nun arbeiteten hier junge
Männer mit gebräunter Haut und muskulösen Körpern. Den Namen Doble hatten sie
noch nie gehört.
    Endlich stieß Francis doch noch auf einen
Mitarbeiter, der die Samenbank der Genies kannte. Der Arzt musterte ihn von
oben bis unten und meinte, dass man ihm hier nicht helfen könne. Selbst wenn es
noch Akten gäbe, würden sie der Schweigepflicht unterliegen.
    „Aber ich suche meinen Vater!“
    „Tut mir leid, da ist nichts zu machen.“
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ging
der Arzt weiter.
    Das war's also, dachte Francis. Er musste sich zusammenreißen,
um vor Enttäuschung nicht zu schreien. Wie hatte er auch nur eine Sekunde lang
glauben können, dass man jemandem wie ihm einfach so weiterhalf? Wie kindlich
war es gewesen, zu hoffen, man könne mal eben in diese Klinik hineinspazieren
und an Unterlagen kommen, die es vermutlich längst nicht mehr gab?
    In der Empfangshalle traf er auf Grover und
Anne-May. Er schüttelte nur den Kopf. Es war alles schiefgegangen, er hatte im
Casino verloren, und seinen Vater würde er auch niemals finden. Er war Tausende
von Meilen gefahren, alles umsonst. Aber vielleicht war das ja besser so. Denn
wahrscheinlich war ihm damit die grausame Begegnung mit jemandem erspart
geblieben, der ihn sowieso nicht sehen wollte.
    „Kommt, wir hauen ab“, sagte Francis.
     
    In dem Moment, als sie die Klinik verlassen wollten,
schien die Sonne so grell durch die Fenster, dass es Francis blendete. Er
hielt sich die Hand vor die Augen und wandte den Blick ab. Da sah er, wie ein
älterer Arzt aus einem Behandlungszimmer kam und zum Aufzug ging. Er war alt
genug, um schon zur Zeit der Samenbank hier gearbeitet zu haben. Francis
zögerte kurz, dann rannte er auf ihn zu.
    „Da hat es aber einer eilig“, sagte der Mann, nicht unfreundlich.
    Francis reichte ihm einen der Artikel über die Samenbank
der Genies. Der Arzt warf einen längeren Blick darauf. Er war der Erste in
dieser Klinik, der so wirkte, als könne er mit dem Thema etwas anfangen. „Und,
wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“
    „Ich suche meinen Vater, er war ein Spender und
heißt wahrscheinlich Doble. Ich möchte ihn unbedingt treffen und bin extra aus
New Jersey hergekommen, aber ich weiß nicht, wo er wohnt. Haben Sie hier
gearbeitet, als die Samenbank noch existierte?“
    „Nein, tut mir leid, ich bin erst seit zwei Jahren
hier.“
    Als der Arzt sah, dass Francis am Verzweifeln war,
fügte er hinzu: „Aber Andy Kinnear müsste es wissen, er arbeitet seit zwanzig
Jahren in dieser Klinik.“
    Ein unscheinbarer Typ namens Andy, der in mich verliebt
war, schoss es Francis durch den Kopf.
„Und wo ist er?“
    „Diese Woche hat er frei. Er wohnt drüben in Hollywood.
Ich müsste aber seine Adresse haben, sie ist in meinem Büro... Andy ist ein
Freund von mir, das sollte in Ordnung gehen.“
    Sie liefen den Flur entlang, unterwegs traute sich
Francis vor Aufregung nicht zu sprechen. Vor einer der letzten Türen blieb der
Arzt stehen. „Fünf Minuten“, sagte er, dann verschwand er. Auf dem Türschild
stand: „Dr. Greg Huckstable“. Fast wie bei der Serie mit Bill Cosby, die
Francis früher oft angeschaut hatte.
    Neben dem Zimmer stand eine Wartebank, auf der zwei
Mädchen saßen. Die eine las in einem Modemagazin und warf ihm einen kurzen
Blick zu, die andere sah wie hypnotisiert auf den Flachbildschirm an der Wand
gegenüber, wo Präsident Bush auf cnn gerade eine Rede hielt. Wieder waren acht Soldaten getötet
worden. Francis setzte sich neben das Mädchen, das fernsah.
    „Fuck you, Bush“,
sagte sie. „Ich meine, angeblich hat ihn keiner gewählt, trotzdem hat er die
Wiederwahl gewonnen.“
    „Meine Eltern haben ihn gewählt, das weißt du doch“,
sagte ihre Freundin gelangweilt und noch immer in das Magazin vertieft.
    „Ach ja? Ich dachte immer, sie sind gegen den Krieg.“
    „Der Krieg ist ihnen völlig egal. Bush macht für sie
gute Steuergesetze, das ist alles.“
    „Kann ich euch was fragen?“, unterbrach Francis die
beiden. Er war so nervös, dass er einfach mit jemandem reden musste.
    Sie blickten zu ihm. „Und was?“
    „Wieso seid ihr hier?“
    Das eine Mädchen rollte mit den Augen und las
weiter, das andere schaute ihn

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