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Fast genial

Fast genial

Titel: Fast genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedict Wells
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an. „Meine Nase“, sagte sie. „Und du?“
    „Ich wurde hier gezeugt!“
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an. In diesem
Moment kam Dr. Huckstable aus seinem Büro und drückte ihm einen Zettel in die
Hand. „Hier, das ist Andys Adresse. Besuchen Sie ihn am besten morgen früh
gegen halb neun, da kommt er immer vom Laufen. Wenn Sie möchten, kündige ich
Sie bei ihm an.“
    Francis hätte den alten Arzt am liebsten umarmt.
    Dieser wich vorsichtshalber einen halben Schritt
zurück, lächelte aber. „Mich hat die Geschichte der Samenbank der Genies immer
fasziniert. Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Sind Sie hochbegabt?“
    Die beiden Mädchen verfolgten alles mit Interesse.
    „Ich weiß es nicht.“
    „Nun, war reine Neugierde. Sie fragen sich
vielleicht, wieso ich Ihnen einfach die Adresse meines Kollegen gebe. Dazu
müssen Sie wissen, dass es bei uns Ärzten zwei Meinungen gibt. Die eine
lautet, es sei unverantwortlich, die Namen der Samenspender zu verraten, man
würde ihr Leben zerstören. Ich bin jedoch der Meinung, dass man sonst das
Leben der Kinder zerstört. Der Samenspender wusste immerhin, was er tat, er
kannte sein Risiko. Die Kinder dagegen wurden ungefragt in die Welt gesetzt
und müssen nun mit ihrem vaterlosen Schicksal leben. Ich halte das für
unverantwortlich. Sollte Andy also tatsächlich noch Akten haben, werde ich
dafür sorgen, dass Sie sie bekommen. Einverstanden?“
    Francis nickte. Sein Grinsen reichte von Los Angeles
bis nach Claymont.
     
    4
     
    Nachdem er sich bei Dr. Huckstable bedankt hatte,
rannte Francis triumphierend zu den anderen zurück. Ihm war sogar egal, dass
Anne-May sich nur kurz mit ihm freute und danach wieder abweisend war. Sie
fanden eine Pension am Stadtrand. Es roch nach alter Wäsche und Putzmitteln.
Die Frau an der Rezeption trug eine schmetterlingsförmige Brille und beäugte
sie misstrauisch. Während die beiden anderen zahlten, betrachtete Francis die
Flyer, die auf einem Tisch im Speiseraum auslagen.
    Als Anne-May später duschen ging, stupste er Grover
an.
    „Was ist, Francis?“
    „Ich würde heute Abend gern was mit Anne-May allein
machen. Geht das?“
    Grover sah ihn durch seine Brille an und nickte.
    Eine Weile saßen sie stumm nebeneinander auf dem
Bett. Francis spürte, dass ihre Freundschaft in den letzten Tagen gelitten
hatte. Er wollte etwas sagen, was sie einander wieder näherbrachte. Doch er
war einfach nicht gut in diesen Dingen, wie immer fiel ihm nichts ein. Er
lauschte, wie nebenan in der Dusche das Wasser niederprasselte.
    „Ich weiß nicht, ob ich nach Yale will“, sagte Grover
in diesem Augenblick.
    „Was?“ Francis sah ihn erstaunt an. „Aber dann
kommst du endlich aus unserem Kaff raus.“
    „Ja, schon. Aber vielleicht will ich das gar nicht.
Mir hat es immer gut in Claymont gefallen. Du hattest recht. Es fällt mir
schwer, was Neues anzufangen.“
    „Ach Bullshit, das wird toll werden. Du wirst auf
einem Campus leben, da ist bestimmt jeden Tag was los. Unter der Woche
studierst du, und am Wochenende gehst du mit deinen Freunden was trinken und
auf Partys.“ Francis konnte kaum aufhören, sich das vorzustellen. Schon als
Kind hatte ihn das Campusleben fasziniert. „Und was meinst du, was für Frauen
da in Yale sein werden?“, fragte er. „Die besten überhaupt, die sind hübsch und
gleichzeitig wahnsinnig schlau. Also genau richtig für dich.“
    Grover lächelte. „Vielleicht... Es ist nur: Was,
wenn mich auch in Yale niemand leiden kann, wenn ich da völlig allein bin? In
Claymont hatte ich immer dich.“
    „Das wird sich doch auch nicht ändern. Aber ich
schätze, es ist schon richtig, dass wir auch mal neue Leute kennenlernen. Und
wir beide sehen uns einfach, wenn du Semesterferien hast, oder ich komme dich
mal besuchen.“
    Grover nickte, aber zufrieden schien er damit nicht.
Er trug ein Shirt aus dem Film Napoleon
Dynamite, auf der Vorderseite stand „Vote for
Pedro“. Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe.
    Francis wollte ihn aufmuntern. „Sag mal, weißt du
noch, wie wir als Kinder immer Serien und Filme miteinander verglichen haben?
Wer zum Beispiel stärker ist, der American Fighter oder der Karate Tiger?“
    Grover war sofort bei der Sache. „Ja, oder Stallone
als Rocky gegen Stallone als Rambo. Du warst immer für Rocky, dabei hätte der
doch gar keine Chance gegen Rambo gehabt.“
    Francis schüttelte den Kopf und meinte, dass Rocky
sehr wohl eine Chance gehabt hätte. Sie fingen an zu

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