Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
Wort. Er sieht aus wie aus Stein gemeißelt und kann großartig mit Filmstars flirten. Aber mit zu viel Hirn ist er nicht gerade gesegnet. »Ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Becky.«
    »Ja, danke, Rory«, sagt Emma und verdreht die Augen. »Ich glaube, das wissen wir jetzt alle. Also, Becky, wenn Bill nicht besonders risikofreudig ist - würden Sie dann sagen, dass er Recht hat, das Aktiengeschäft zu vermeiden?«
    »Nein«, antworte ich. »Das würde ich ganz und gar nicht sagen. Denn Bill übersieht möglicherweise, dass es verschiedene Arten von Risiken gibt. Wenn man an der Börse spekuliert, ja, dann riskiert man, kurzfristig Geld zu verlieren. Aber wenn man das Geld einfach nur jahrelang auf der Bank hat, ist das Risiko, dass das Erbe im Zuge der Inflation an Wert verliert, noch viel größer.«
    »Aha«, lautet Rorys weiser Kommentar. »Inflation.«
    »In zwanzig Jahren ist das Geld vielleicht nur noch einen Bruchteil dessen wert, was es an der Börse an Ertrag gebracht hätte. Wenn Bill also zum Beispiel Mitte dreißig ist und langfristig investieren möchte, könnte ein ausgewogenes Aktien-Portfolio, das auf den ersten Blick riskant erscheint, in vielerlei Hinsicht die sicherere Investition sein.«
    »Ahaaa!«, sagt Emma und sieht mich bewundernd an. »So kann man das natürlich auch sehen.«
    »Erfolgreiches Investment ist oft nur eine Frage unorthodoxen Denkens«, sage ich und lächle bescheiden.
    Ich liebe es, wenn ich eine kluge Antwort gegeben habe und alle von mir beeindruckt sind.
    »Hilft Ihnen das weiter, Judy?«, fragt Emma.
    »Ja«, sagt Judy. »Ja, vielen Dank! Ich habe alles aufgenommen, damit ich es Bill heute Abend vorspielen kann.«
    »Na dann«, sage ich, »passen Sie aber auf, was für eine Krawatte er trägt.«
    Alles lacht und kurz darauf stimme auch ich in das Gelächter ein - obwohl ich das gar nicht als Witz gemeint hatte.
    »So, und dann haben wir noch eine letzte, ganz schnelle Anruferin«, sagt Emma. »Enid aus Northhampton möchte wissen, ob sie genug Rücklagen hat, um schon in Rente zu gehen. Habe ich das richtig verstanden, Enid?«
    »Ja, ganz genau«, ertönt Enids Stimme durch die Leitung.
    »Mein Mann Tony ist kürzlich in Rente gegangen, und ich hatte gerade eine Woche Urlaub, die ich zu Hause verbracht habe. Habe Tony bekocht und so. Und er... also wir... haben überlegt, ob ich nicht auch in Frührente gehen sollte. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich genügend Rücklagen habe, und darum dachte ich mir, rufe ich an.«
    »Welche Art von finanzieller Absicherung haben Sie denn, Enid?«, frage ich.
    »Also, da wäre dieser Rentenfonds, in den ich schon mein ganzes Leben lang einbezahle«, erzählt Enid etwas zögerlich. »Und dann habe ich noch zwei Sparverträge... und außerdem habe ich neulich etwas geerbt, und davon könnten wir die Hypothek abbezahlen...«
    »Na, das klingt doch prima!«, freut Emma sich. »Sogar ich kann sehen, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen, Enid! Man kann Ihnen getrost einen angenehmen Ruhestand wünschen!«
    »Ja«, sagt Enid. »Ja, dann. Das heißt - es gibt keinen Hinderungsgrund, jetzt noch nicht in Rente zu gehen. Wie Tony gesagt hat.« Enid verstummt, man kann lediglich ihren unsteten Atem durch die Leitung hören. Emma wirft mir einen kurzen Blick zu. Barry, der Produzent, schreit ihr wahrscheinlich über den kleinen Empfänger ins Ohr, dass dem Schweigen ein Ende bereitet werden muss.
    »Na, dann alles Gute, Enid!«, strahlt sie die unsichtbare Anruferin an. »Becky, was das Thema der Altersvorsorge angeht -«
    »Einen... einen Moment bitte«, sage ich und runzle die Stirn. »Enid - es gibt, soweit ich das sehe, keinen finanziellen Grund, noch nicht in Rente zu gehen. Aber... vielleicht gibt es einen anderen, weitaus wichtigeren Grund? Enid, möchten Sie überhaupt in Rente gehen?«
    »Na ja.« Enids Stimme klingt unsicher. »Ich bin jetzt schon über fünfzig. Ich meine, das Leben geht weiter, oder? Und wie Tony schon sagte, wir könnten dann viel mehr Zeit miteinander verbringen.«
    »Mögen Sie Ihren Job?«
    Jetzt schweigt sie schon wieder.
    »Ja. Sehr gerne. Wir sind ein gutes Team, da, wo ich arbeite. Natürlich bin ich eine der Ältesten. Aber das stört weiter keinen, und ich kann genauso herzlich lachen wie die anderen, wenn Witze gemacht werden...«
    »Tja, tut mir Leid, aber unsere Zeit ist wirklich zu Ende«, schaltet Emma sich ein, die offenbar wieder Order aus dem Knopf im Ohr bekommen hat. Sie

Weitere Kostenlose Bücher