Fast geschenkt
verwundert an. »Es muss nichts aufgehängt werden. Das meiste ist quasi knitterfrei.«
Oh Gott, oh Gott! Jetzt zieht er sich die Schuhe an. Was mache ich bloß?
Okay, Becky, komm schon, feuere ich mich an. Klamotten. Etwas zum Anziehen. Ganz egal, was.
Einen von Lukes Anzügen?
Nein. Das fände er bestimmt etwas zu ausgeflippt. Und überhaupt, seine Anzüge kosten alle mindestens tausend Pfund das Stück, das heißt, ich darf nicht mal die Ärmel hochkrempeln.
Den Hotelbademantel? So tun, als ob Bademäntel und Waffelmusterpantoffeln der letzte Schrei seien? Ach nein, ich kann doch nicht in einem Morgenmantel herumlaufen, als wenn ich im Kurhotel wäre! Ich mache mich ja zum Gespött der Leute.
Komm schon, komm, in einem Hotel muss es doch Klamotten geben. Wie wär‘s mit... einer Zimmermädchen-Uniform? Das klingt doch schon viel besser. Von denen muss es doch irgendwo eine ganze Reihe geben, oder? Hübsche kleine Kleidchen mit dazu passenden Häubchen. Ich könnte Luke erzählen, das sei das Allerneueste von Prada - und einfach hoffen, dass niemand mich bittet, sein Zimmer aufzuräumen ...
»Ach, übrigens«, sagt Luke und greift in seinen Koffer. »Das hast du neulich bei mir vergessen.«
Und ehe ich mich versehe, wirft er mir etwas zu. Es ist weich, es ist Stoff... ich könnte weinen vor Erleichterung, als ich es auffange. Etwas zum Anziehen! Ein Calvin-Klein T-Shirt, um genau zu sein. Übergröße. Ich habe mich noch nie so gefreut, ein schlichtes, verwaschenes, graues T-Shirt zu sehen!
»Danke!« Ich muss mich zwingen, bis zehn zu zählen, bevor ich so unbefangen wie möglich sage: »Ach, weißt du was - ich glaube, das ziehe ich heute an.«
»Das?« Luke sieht mich verwundert an. »Ich dachte, das wäre ein Nachthemd.«
»Ist es auch! Es ist ein Nachthemd... ähnliches... Kleid.« In Windeseile schlüpfe ich hinein - und Gott sei Dank, es reicht mir bis zur Mitte der Oberschenkel! Könnte ohne Weiteres ein Kleid sein. Und - ha! In meinem Waschbeutel habe ich ein schwarzes, elastisches Haarband, das ich möglicherweise zu einem Gürtel umfunktionieren könnte...
»Sehr hübsch.« Ich kann Lukes Kommentar nicht genau einschätzen und konzentriere mich lieber auf meinen neuen Gürtel. »Ein bisschen kurz vielleicht...«
»Das ist ein Minikleid«, kläre ich ihn auf und stelle mich vor den Spiegel. Oh Gott. Das ist wirklich ganz schön kurz. Aber jetzt ist es zu spät. Ich ziehe meine Apfelsinensandalen an, schüttle mein Haar nach hinten und jeden Gedanken an die tollen Outfits, die ich für heute Vormittag geplant hatte, ab.
»Hier«, sagt Luke. Er hat mein Dennyand-George-Tuch in der Hand und legt es mir um den Hals. »Dennyand-George-Tuch, keine Unterhosen... So gefällst du mir am besten.«
»Natürlich ziehe ich noch eine Unterhose an!«, entrüste ich mich.
Und das stimmt auch. Sobald Luke das Zimmer verlassen hat, werde ich mir eine seiner Boxershorts unter den Nagel reißen.
»Jetzt erzähl doch mal, worum es bei diesem Deal geht«, versuche ich, das Thema zu wechseln. »Spannend?«
»Der Deal ist... ziemlich groß.« Luke hält zwei Seidenkrawatten hoch. »Welche bringt mir Glück?«
»Die rote«, sage ich nach kurzem Nachdenken. Ich beobachte ihn dabei, wie er sich schnell und effizient die Krawatte bindet. »Jetzt sag schon! Ein neuer großer Kunde?«
Aber Luke lächelt nur und schüttelt den Kopf.
»Nat West? Nein, ich weiß: Lloyds Bank!«
»Sagen wir mal... es geht um etwas, das mir sehr wichtig ist«, verrät Luke schließlich. »Um etwas, das ich mir schon immer gewünscht habe. Und du? Was machst du heute?«, fragt er mit einer völlig veränderten Stimme. »Kommst du allein zurecht?«
Jetzt ist er ja wohl derjenige, der das Thema wechselt. Ich weiß wirklich nicht, warum er immer so verdammt geheimnisvoll tut, wenn es um seine Arbeit geht. Ich meine, vertraut er mir etwa nicht?
»Hast du gehört, dass der Pool heute Vormittag geschlossen ist?«, fragt er.
»Ja«, sage ich und hole mein Rouge aus dem Köfferchen. »Aber das macht nichts. Ich werde mir die Zeit schon vertreiben.«
Luke schweigt und sieht mich zweifelnd an. Dann fragt er:
»Soll ich dir ein Taxi bestellen? Dann könntest du Einkaufen gehen. Bath ist ganz in der Nähe--«
»Nein«, wehre ich ab. »Ich will nicht Einkaufen gehen!«
Und das stimmt auch. Als Suze dahinter kam, wie viel die Apfelsinensandalen gekostet haben, hat sie sich fürchterliche Vorwürfe gemacht, dass sie nicht streng genug mit mir
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