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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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sei, und mir das Versprechen abgenötigt, dieses Wochenende in absoluter Einkaufs-Askese zu fristen. Ich musste drei Finger heben und schwören - bei meinen Apfelsinensandalen. Und ich werde alles tun, um dieses Versprechen zu halten.
    Ich meine, sie hat ja Recht. Wenn sie eine ganze Woche lang ohne Läden und Geschäfte auskommt, sollte ich das doch wohl achtundvierzig Stunden durchhalten können.
    »Ich werde lauter nette Sachen machen, die man nur auf dem Land machen kann«, sage ich und klappe mein Rouge-Döschen zu.
    »Wie zum Beispiel...«
    »Wie zum Beispiel die Landschaft betrachten... oder vielleicht einen Bauernhof besuchen und beim Melken zugucken oder so...«
    »Ah ja.« Lukes Mund umspielt ein kleines Lächeln.
    »Was?«, hake ich argwöhnisch nach. »Was soll das heißen?«
    »Du spazierst also einfach auf irgendeinen Bauernhof und fragst, ob du die Kühe melken darfst, ja?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich melken werde«, entgegne ich würdevoll. »Ich habe gesagt, dass ich dabei zugucken werde. Und überhaupt, vielleicht lasse ich das mit dem Bauernhof auch und sehe mir ein paar der hiesigen Sehenswürdigkeiten an.« Ich schnappe mir den Stapel Touristenbroschüren von der Frisierkommode. »Zum Beispiel... diese Traktor-Ausstellung hier. Oder... das Kloster St. Winifred mit seinem berühmten Bevington-Triptychon.«
    »Ein Kloster«, wiederholt Luke nach kurzer Pause.
    »Ja, ein Kloster!« Ich sehe ihn indigniert an. »Warum sollte ich denn nicht ein Kloster besuchen? Ich bin nämlich eigentlich ein spiritueller Mensch.«
    »Das bezweifle ich auch gar nicht, mein Schatz«, sagt Luke und sieht mich fragend an. »Aber vielleicht möchtest du dann doch noch etwas mehr als nur ein T-Shirt anziehen, bevor du gehst...«
    »Das ist ein Kleid!« kläre ich ihn entrüstet auf und ziehe mir den Saum des T-Shirts über den Hintern. »Und abgesehen davon, hat Spiritualität überhaupt nichts mit Kleidung zu tun. >Schaut die Lilien auf dem Feld.<« Befriedigt sehe ich ihn an.
    »Wenn du meinst.« Luke grinst. »Na, dann viel Spaß.« Er gibt mir einen Kuss. »Und es tut mir wirklich Leid, das hier.«
    »Jaja«, sage ich und knuffe ihn gegen die Brust. »Aber sieh zu, dass dieser mysteriöse Deal sich wenigstens richtig lohnt.«
    Ich erwarte eigentlich, dass Luke daraufhin lachen oder zumindest lächeln würde - aber er nickt nur kurz, schnappt sich seinen Koffer und verlässt das Zimmer. Mann, nimmt der das Geschäft manchmal ernst.
    Aber ich habe auch gar nichts dagegen, den Vormittag für mich zu haben, weil ich nämlich schon immer mal ein Kloster von innen sehen wollte. Ich meine, gut, ich schaffe es nicht gerade jeden Sonntag in die Kirche - aber ich habe wirklich eine spirituelle Ader. Für mich ist es ganz klar, dass wir Sterblichen nicht allein sind, dass irgendwo da draußen eine größere Macht am Werk sein muss - und darum lese ich auch immer mein Horoskop in der Daily World. Und ich liebe die Choralgesänge im Yoga-Unterricht, und die vielen Kerzen und den Duft nach Weihrauch. Und Audrey Hepburn in »Die Geschichte einer Nonne«.
    Und um ganz ehrlich zu sein: Ein Teil von mir hat sich schon immer angezogen gefühlt von der Schlichtheit des Lebens im Kloster. Keine Sorgen, keine Entscheidungen, nicht arbeiten müssen. Immer nur nett singen und den ganzen Tag durch die Gänge latschen. Das wäre doch klasse, oder?
    Nachdem ich mich geschminkt und ein bisschen Trisha geguckt habe, gehe ich runter an die Rezeption und erkundige mich einmal mehr vergeblich nach meinem Paket (die zeige ich an, ich schwör‘s!). Dann fahre ich mit einem Taxi zu dem Kloster. Und während wir so über die Landstraßen schaukeln, bewundere ich die herrliche Landschaft und grüble plötzlich darüber nach, was es wohl mit Lukes Deal auf sich haben könnte. »Etwas, das er sich schon immer gewünscht hat«? Was könnte das denn sein? Ein neuer Kunde? Ein neues Büro? Oder will er vielleicht expandieren?
    Ich mache ein Gesicht wie eine überzüchtete Dogge, während ich versuche, mich daran zu erinnern, ob ich nicht doch neulich etwas mitbekommen habe, das mir als Anhaltspunkt dienen könnte. Und dann auf einmal erinnere ich mich an ein Telefongespräch vor ein paar Wochen. Da hat Luke über eine Werbeagentur gesprochen, und ich habe mich schon damals darüber gewundert.
    Werbung. Vielleicht ist es das. Vielleicht hat er sich insgeheim immer schon gewünscht, mal Anzeigenchef oder so zu sein.
    Ja natürlich! Jetzt, wo ich

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