errötet.
»Zürich«, sagt sie und nickt ein wenig zu heftig. »Verstehe. Natürlich. Zürich.« Und dann sieht sie mich verlegen, ja, geradezu mitleidig an.
Was ist denn mit ihr los?
»Wir reden doch von Luke Brandon, oder?«, fragt Angela und zieht an ihrer Zigarette. »Dem berühmten Unternehmer.«
»Äh - ja«, sage ich verdutzt. »Ich meine, ich kenne gar keine anderen Lukes.«
»Und das ist Ihr Freund?«
»Ja.«
Betretenes Schweigen. Sogar Maureen guckt mich so merkwürdig an. Und dann fällt mein Blick auf die Ausgabe des Tatler, die neben Janices Hocker auf dem Boden liegt. O Gott.
»Der Artikel in der Tatler stimmt übrigens nicht«, kläre ich sie schnell auf. »Luke hat nicht gesagt, dass er Single ist. Er hat >kein Kommentar< gesagt.«
»Artikel?«, stellt Janice sich dumm. »Ich weiß gar nicht, wovon du redest, Becky.«
»Ich... ich lese gar keine Zeitschriften«, behauptet Maureen, bekommt eine knallrote Birne und sieht schnell weg.
»Wir freuen uns nur darauf, ihn kennen zu lernen«, sagt Angela und bläst Rauch in die Luft. »Stimmt‘s nicht, Janice?«
Völlig verwirrt sehe ich sie an - dann wende ich mich Janice zu, die meinem Blick ausweicht, und Maureen, die so tut, als wenn sie etwas in ihrem Kosmetikkoffer suchen würde.
Moment mal.
Die glauben doch wohl nicht -
»Janice.« Ich versuche, mit fester Stimme zu sprechen. »Du weißt, dass Luke kommt. Er hat dir doch sogar auf die Einladung geantwortet!«
»Ja, natürlich, Becky!«, sagt Janice und blickt zu Boden. »Und - wie Angela schon gesagt hat, wir freuen uns alle darauf, ihn kennen zu lernen.«
Oh, mein Gott. Sie glaubt mir nicht.
Ich merke, wie mir vor Demütigung die Röte ins Gesicht steigt. Was glaubt sie denn? Dass ich mir nur ausgedacht habe, dass ich mit Luke zusammen bin?
»Na ja, dann guten Appetit«, sage ich und stelle endlich den Teller mit den Sandwiches ab. Ich hoffe, ich klinge nicht so aufgewühlt wie ich mich fühle. »Ich... guck mal eben, ob Mum mich braucht.«
Meine Mutter ist auf dem oberen Treppenabsatz damit beschäftigt, die Auflagen der Gartenmöbel in durchsichtige Plastiktüten zu packen, aus denen sie dann mit Hilfe des Staubsaugers sämtliche Luft heraussaugt.
»Ich habe dir übrigens auch ein paar von diesen Tüten bestellt«, ruft sie mir, um den Staubsauger zu übertönen, zu. »Bei Country Ways. Und Truthahnfolie, eine Kasserolle, eine Pochierpfanne für die Mikrowelle...«
»Ich brauche keine Truthahnfolie!«, brülle ich.
»Die ist ja auch gar nicht für dich«, sagt Mum und schaltet den Staubsauger aus. »Die hatten so ein tolles Freundschaftswerbungsangebot. Für eine Freundschaftswerbung bekommt man ein ganzes Set Tontöpfe. Also habe ich dich geworben. Ein toller Katalog übrigens. Kannst ihn dir gerne mal ausleihen und drin rumstöbern.«
»Mum -«
»Herrliche Bettwäsche. Du könntest doch bestimmt mal neue -«
»Mum, jetzt hör mir doch mal zu!«, sage ich erregt. »Hör zu. Du glaubst mir doch, dass ich mit Luke zusammen bin, oder?«
Es dauert mir einen Tick zu lange, bis die Antwort kommt.
»Aber natürlich«, sagt sie.
Entsetzt starre ich sie an.
»Nein, tust du nicht. Ihr glaubt alle, dass ich mir das nur ausgedacht habe!«
»Nein!«, widerspricht meine Mutter bestimmt. Sie legt den Staubsauger weg und sieht mir direkt in die Augen. »Becky, du hast uns erzählt, dass du mit Luke Brandon befreundet bist - und was Dad und mich angeht, reicht uns das völlig.«
Mum sieht mich weiter an, dann seufzt sie und ergreift noch ein Gartenmöbelpolster. »Ach Becky, Liebes. Du darfst nicht vergessen, dass du uns allen mal erzählt hast, dich würde jemand belästigen. Und das haben wir dir auch geglaubt. Und dann stellte sich heraus, dass... na ja, dass das nicht ganz stimmte. Oder?«
Mir wird ganz kalt vor Bestürzung. Gut, vielleicht habe ich mal vorgegeben, belästigt worden zu sein. Hätte ich nicht tun sollen. Aber mal im Ernst, nur, weil man eine kleine Geschichte erfunden hat, muss man doch nicht gleich als Totalspinner abgestempelt werden, oder?
»Und dazu kommt natürlich, dass wir ihn... also Luke... dass wir ihn noch nie wirklich gesehen haben.« Mum stopft weiter Kissen in Plastiktüten. »Also, nicht mit eigenen Augen und in Fleisch und Blut und so. Und dann dieser Artikel, in dem stand, dass er Single ist...«
»Er hat nicht gesagt, dass er Single ist!« Meine Stimme wird immer schriller vor Frust. »Er hat gesagt >kein Kommentar
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