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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Ludwig
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Wegkreuzungen zu finden. Ein Aufwand, der durchaus berechtigt ist, denn in der Tat weist die Region nicht nur die weltweit größte Dichte an Leoparden auf, sondern hier scheinen auch einige Leoparden Gefallen an Menschenfleisch gefunden zu haben. Allein zwischen 2001 und 2003 wurden in Junnar Taluka 50 Menschen von den gefleckten Raubkatzen angegriffen. 17 Angriffe endeten tödlich.
    Experten führen gleich mehrere Gründe an, warum es in den letzten Jahren verstärkt zu Konflikten zwischen Leopard und Mensch gekommen ist: Zum einen verlieren die Tiere vor allem durch die massiven Abholzungen des Waldes, aber auch durch zunehmende Besiedlung ihren angestammten Lebensraum und sind dadurch gezwungen, sich ihre Nahrung in den Städten und Dörfern zu suchen. Zum anderen warten in den Siedlungen zahlreiche Haustiere und eben auch Menschen als eine leichte Beute auf die anpassungsfähigen Räuber.
    Von allen fünf Großkatzenarten hat der Leopard das mit Abstand größte Verbreitungsgebiet. Die gefleckten Katzen kommen nicht nur in Afrika, sondern auch auf der Arabischen Halbinsel und in Asien mit insgesamt sieben Unterarten vor. Als Lebensraum bevorzugen Leoparden Savannen und Wälder, sie sind aber auch in felsigen Halbwüsten mit ausreichend Buschwerk zu finden. Der Speiseplan der gefleckten Katzen ist sehr umfangreich. So gehören nicht nur mittelgroße Säuger wie Wildschweine oder Antilopen, sondern auch Affen, Fische, Schlangen, Vögel und im Notfall sogar Insekten zu den Beutetieren eines Leoparden. Leoparden sind meist typische Nachtjäger, die sich lautlos an ihrer Beute nähern und sie aus dem Hinterhalt angreifen. Ihr Opfer töten sie durch einen gezielten Biss in die Kehle, versuchen aber gleichzeitig auch den Bauch ihres Opfers mit ihren rasiermesserscharfen Krallen aufzuschlitzen. Nachdem der Leopard die Eingeweide seiner Beute ausgeräumt hat, versucht er zunächst den Kadaver vor stärkeren Räubern wie z. B. Löwen in Sicherheit zu bringen. Es wurden schon Leoparden dabei beobachtet, die Beutetiere, die fast dreimal so schwer waren wie sie selbst, auf einen Baum geschleppt haben.
    Eigentlich ist die konfliktträchtige Geschichte zwischen Mensch und Leopard fast so alt wie die Menschheit selbst, wurden doch bereits in der sogenannten Wiege der Menschheit, der Olduvai-Schlucht im Norden Tansanias, bei Ausgrabungen Skelette von Leoparden unmittelbar neben denen von Frühmenschen gefunden. Anthropologen halten es durchaus für möglich, dass sich unsere Altvorderen damals als eine Art Aasfresser betätigt haben und sich von den Beuteresten der gefleckten Raubkatzen ernährten.
    Übrigens wird der Leopard bereits im Alten Testament als gefährliches Raubtier und Menschenfresser beschrieben. So berichtet der Prophet Jeremia (Kapitel 5, Vers 6) recht anschaulich, was mit unbelehrbaren Sündern geschieht: »Darum schlägt sie ein Löwe aus dem Wald, ein Wolf der Steppen überwältigt sie, ein Leopard lauert an ihren Städten: jeder, der aus ihnen hinausgeht, wird zerrissen.«
    Meistens war die Beziehungzwischen Leopard und Mensch durch die wirtschaftlichen Interessen des Menschen bestimmt.Menschen, die ihre nächste Umgebung mit Leoparden teilen müssen, waren und sind relativ selten zu Freunden der gefleckten Katze geworden. Dafür sind, auch in dicht besiedelten Gebieten, viel zu viele Haustiere immer wieder den großen Raubkatzen zum Opfer gefallen. Auf der anderen Seite war die Jagd durch trophäenhungrige Großwildjäger aber auch immer eine lukrative Einnahmequelle für die Landbesitzer, auf deren Grund und Boden man gegen ausreichend Bares Leoparden erlegen konnte.
    Zum Verhängnis wurde den Raubkatzen dann im letzten Jahrhundert ihr wunderbares Fell. So wurden in den 1960er-Jahren, als in der westlichen Welt Mäntel aus Leopardenfell in Mode kamen, innerhalb kürzester Zeit riesige Bestände der Raubkatzen abgeschossen, nur um den gewaltigen Bedarf der wohlbetuchten Bürger Europas und Nordamerikas an den begehrten Statussymbolen auch nur einigermaßen decken zu können. Lediglich dank des 1973 ins Leben gerufenen Washingtoner Artenschutzabkommens zum Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie flankierender Aufklärungskampagnen von Tier- und Naturschutzorganisationen konnte der Leopard damals vor dem Aussterben bewahrt werden.
    Glaubt man dem berühmt-berüchtigten Großwildjäger Jim Corbett (S. 15), dann war der sogenannte Leopard von Rudraprayag mit Sicherheit die gefürchtetste Großkatze,

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