Faszination Menschenfresser
Erfolg.
Geht man nach der Zahl der Opfer, dann waren in Sachen Menschenfresserei aber gar nicht die Löwen von Tsavo, sondern die Löwen von Njombe das Maß aller Dinge. Über 1500 Menschen sollen diesem Löwenrudel, das zwischen 1932 und 1947 im Süden Tansanias sein Unwesen trieb, zum Opfer gefallen sein.
»Die berühmten Löwen von Tsavo waren nur kleine Fische im Vergleich zu diesem Rudel«, schrieb der englische Großwildjäger George Rushby, der mit der Vernichtung des mörderischen Rudels beauftragt worden war, später in seinen Memoiren. Um die blutrünstige Löwenhorde rankten sich, wie so oft in Afrika, zahlreiche Legenden. Die bekannteste besagt, dass die Löwen unter dem unheilvollen Einfluss eines lokalen Hexenmeisters namens Matamula Mangera gestanden hätten. Der Hexenmeister stand in dem Verdacht, die Löwen aus Rache auf seine Landsleute gehetzt zu haben, da diese ihn zuvor aus welchen Gründen auch immer seines Postens als Dorf-Medizinmann enthoben hatten. Medizinmann hin, Hexenmeister her, die Löwen von Njombe entpuppten sich in der Tat als die schlimmsten menschenfressenden Löwen aller Zeiten und als mit die übelsten Menschenfresser im Tierreich überhaupt. Letztendlich beendete Rushby den Albtraum aus Zähnen und Klauen, indem er 15 der Löwen tötete und den Rest des Rudels aus der Gegend vertrieb. Die Bevölkerung war jedoch fest davon überzeugt, dass die Löwen nur deshalb verschwunden seien, weil der Dorfhäuptling den Medizinmann wieder in seinem alten Job eingesetzt hatte.
Ein anderer berühmt-berüchtigter Löwe der jüngeren Vergangenheit war der sogenannte Menschenfresser von Mfuwe, der im Jahr 1991 die Bewohner der in Sambia gelegenen Stadt Mfuwe terrorisierte. So berichteten Augenzeugen, dass das weithin gefürchtete Raubtier, nachdem es sein sechstes Opfer verspeist hatte, unter ohrenbetäubendem Gebrüll durch die Straßen der Stadt geschlendert sein soll und dabei einen Beutel mit Kleidern hinter sich herzog, die es aus dem Haus eines seiner Opfer mitgeschleppt hatte. Kein Wunder also, dass die abergläubischen Bewohner des Städtchens von da an glaubten, es mit einem Dämonen oder Zauberer zu tun zu haben. Der Mfuwe-Menschenfresser wurde jedoch bald darauf von einem amerikanischen Großwildjäger erschossen, der vorher 20 Nächte vergebens auf einem Hochsitz auf den über drei Meter langen Löwen gelauert hatte, und ist heute, ebenso wie die Löwen von Tsavo, ausgestopft im »Chicago Field Museum« zu bewundern.
Der letzte Menschenfresser, der es zu – wenn auch zweifelhaftem Ruhm – brachte, war Osama. Osama terrorisierte den tansanischen Rufiji-Distrikt von 2002 bis 2004. Angeblich fielen dem noch relativ jungen Löwen in diesem Zeitabschnitt insgesamt mehr als 50 Menschen aus acht verschiedenen Dörfern zum Opfer. Osama war natürlich nach dem meistgesuchten Terroristen der Welt Osama bin Laden benannt worden – die Nachricht von den dramatischen Geschehnissen am 11. September waren offenbar auch bis ins tiefste Tansania vorgedrungen. Osama schlug, ganz Terrorist, immer da zu, wo man ihn gerade nicht erwartete. Mal holte er sich sein Opfer bei den Feldarbeitern, mal lauerte er einem Wasserholer auf, und ab und an griff er die Menschen sogar in ihren Hütten an. Im Gegensatz zu seinem Namenspaten wurde der tansanische Osama jedoch bereits 2004 gestellt und von Rangern erschossen. Zum Menschenjäger soll der »Terroristenlöwe« Zeitungsberichten zufolge durch einen vereiterten Zahn geworden sein. Amerikanische Wissenschaftler, die den Fall »Osama« näher untersuchten, waren dagegen der Meinung, dass Osama in Sachen Menschenfresserei in seiner Mutter (!) eine gute Lehrmeisterin hatte.
Die meisten Löwenexperten sind sich jedoch einig, dass Osama mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht der letzte Menschen fressende Löwe gewesen ist, der gleich eine ganze Region monatelang terrorisiert. An künftigen Konfliktpotenzialen mangelt es nämlich nicht. Dafür sind Mensch und Löwe in vielen Teilen Afrikas, bedingt durch die rücksichtslose Zerstörung des Lebensraums der Großkatzen, einfach zu sehr zusammengerückt.
Der Tod kommt gefleckt
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