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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Ludwig
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Forscher gehen sogar so weit zu behaupten, dass es vor allem die Angst vor den damals auch in Alaska weit verbreiteten Höhlenhyänen war, die die Menschen in Sibirien lange Zeit davon abhielt, die Beringstraße zu überqueren und die Neue Welt zu besiedeln. Wie archäologische Funde beweisen, stimmt der Zeitpunkt der Besiedlung Alaskas nämlich exakt mit dem Zeitpunkt des Aussterbens der Höhlenhyäne in der Neuen Welt überein.
    Von den vier noch heute lebenden Hyänenarten vergreifen sich nur zwei Arten, nämlich die Tüpfelhyäne und die Streifenhyäne, gelegentlich an Menschen. Besonders häufig kommt es im südostafrikanischen Staat Malawi zu Angriffen von Tüpfelhyänen auf Menschen. In den 1950er-Jahren kam es im malawischen Mulanje-Distrikt sogar zu einer regelrechten Serie von tödlichen Hyänenattacken. Die Angriffe begannen1956 , als fünf Menschen von Hyänen getötet wurden. In den Jahren 1957 und 1958 folgten insgesamt weitere elf Opfer. Die Angriffe dauerten bis ins Jahr 1961 an, als in der Region noch einmal acht Menschen Tüpfelhyänen zum Opfer fielen. Die Angriffe fanden fast alle im heißesten Teil des Jahres zwischen September und Dezember statt, wenn die Menschen, um der nächtlichen Hitze wenigstens teilweise zu entgehen, oft im Freien schliefen.
    Der ehemalige US -Präsident Theodore Roosevelt beschrieb in seinem 1910 erschienenen Buch Afrikanische Wanderungen eines Naturforschers und Jägers , wie zwischen 1908 und 1909 in Uganda Menschen, die an der Schlafkrankheit litten und deshalb im Freien schliefen, mit schöner Regelmäßigkeit von Hyänen getötet wurden.
    Der ehemalige britische Kolonialbeamte und spätere Autor Sir Hector Livingstone Duff erzählt in seinen Memoiren sehr eindrücklich, wie 1903 im Mzimba-Distrikt des heutigen Malawis Tüpfelhyänen oft im Morgengrauen vor den Hütten der Eingeborenen lauerten, um diese anzugreifen, sobald sie ihre Tür öffneten.
    Im Januar 1968 teilte der Tanzania Standard seinen Lesern mit, dass im Loliondo- Wildkontrollgebiet innerhalb kürzester Zeit immerhin 60 Menschen von Hyänen gebissen worden seien.
    Auch im Dezember 2002 sorgten die gefleckten Räuber für negative Schlagzeilen, als im Süden Malawis, nahe der Provinzhauptstadt Blantyre, kurz hintereinander insgesamt sechs Menschen, darunter ein fünfjähriges Kind, von Tüpfelhyänen getötet wurden. Das Entsetzen und die Wut über die blutigen Vorfälle in der Bevölkerung waren so groß, dass sich Malawis Präsident Bakili Muluzi persönlich genötigt sah, den staatlichen Wildhütern öffentlich den Auftrag zu erteilen, die Hyänen zu verfolgen und zu töten.
    2003 griff dann eine Tüpfelhyäne die Bewohner von insgesamt vier Dörfern in Malawi so häufig an, dass rund 4000 Menschen aus Angst vor den Raubtieren ihre Dörfer verließen und erst wieder zurückkehrten, als ihnen bewaffnete Wächter zur Seite gestellt wurden. Die Hyäne, die als Malawi-Terror-Beast in die Geschichte des afrikanischen Landes einging, hatte drei Menschen getötet und anschließend ihre Eingeweide und Genitalien verzehrt. Die 16 Menschen, die die Angriffe überlebten, behielten zum Teil schwerste Verletzungen zurück. Einige verloren Hände und Füße, andere sogar beide Beine. Einer Frau wurde das ganze Gesicht völlig zerfetzt. Auch hier hatten alle Opfer außerhalb des Schutzes ihrer Hütten genächtigt.
    Nach Meinung von Umweltschützern ist vor allem im Süden Malawis die Gefahr groß, dass es in Zukunft zu weiteren Hyänenattacken kommt, da hier die natürlichen Lebensräume der Räuber immer weiter eingeschränkt werden und die Hyänen deshalb automatisch näher an menschliche Behausungen heranrücken müssen.
    In Malawi werden Angriffe von Hyänen auf Menschen traditionell auch immer wieder mit Hexerei in Zusammenhang gebracht. So glauben viele Malawier noch heute, dass sich der Zauberei kundige Menschen in Hyänen verwandeln, um so ihre Feinde besser terrorisieren oder töten zu können. Auf einen ähnlichen Aberglauben trifft man auch in Borno, einem Bundesstaat im Nordosten Nigerias. Auch hier sind noch heute viele Menschen davon überzeugt, dass unter ihnen sogenannte Werhyänen leben – Menschen, die sich bei Vollmond in eine Hyäne verwandeln.
    Aber auch in den Naturreligionen diverser anderer afrikanischer Staaten spielen Tüpfelhyänen eine große Rolle. So wird zum Beispiel immer wieder behauptet, die gefleckten Räuber hätten nicht nur magische Kräfte, sondern würden auch Hexen auf

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