Faszination Menschenfresser
Rettungsaktion zahlreiche Haie mit langen Stangen vertreiben mussten, war die Hälfte der Männer, die sterben mussten, von Haien getötet worden.
Manchmal bekommen von Haien bedrohte Schiffbrüchige, Schwimmer oder Taucher aber auch Hilfe von völlig unerwarteter Seite: Es existieren nämlich durchaus glaubhafte Berichte, wonach Menschen vor angreifenden Haien von Delfinen geschützt wurden. Besonders gut dokumentiert ist ein Fall von »Dolphin-Aid«, der sich im Jahr 2007 vor der kalifornischen Küste zugetragen hat: Ein 24-jähriger Surfer war auf seinem Brett liegend von einem rund fünf Meter großen Weißen Hai angegriffen und schwer verletzt worden, als mehrere Delfine auftauchten und so lange einen schützenden Kreis um den aus mehreren Wunden stark blutenden Surfer bildeten, bis dieser sich mit letzter Kraft ans Ufer retten konnte.
Im November 2004 hatte ein Schwarm Delfine vor der Küste Neuseelands gleich vier Schwimmer vor einem Weißen Hai gerettet. Der aus etwa sechs Tieren bestehende Schwarm hatte einen schützenden Ring um die aus einem Rettungsschwimmer und drei Mädchen bestehende Gruppe gebildet und so verhindert, dass der Hai zuschlagen konnte. Die vier Schwimmer verbrachten volle 40 Minuten im Schutzkreis der Delfine, bevor der Raubfisch endlich aufgab und sie selbst von einem Rettungsboot aus dem Wasser geholt werden konnten. Als die Verhaltensforscherin und Walspezialistin Rochelle Constantine von der Universität Auckland vom australischen Rundfunksender ABC zu dem außergewöhnlichen Vorfall interviewt wurde, zeigte sie sich über das menschenfreundliche Verhalten der Delfine nicht wirklich überrascht: »Eine selbstlose Reaktion ist bei Delfinen recht normal. Sie wollen den Hilflosen beistehen.«
Ein ähnliches Verhaltensmuster wurde bereits 1996 im Roten Meer südlich der israelischen Hafenstadt Eilat beobachtet, als ein badender englischer Tourist gleich von mehreren Haien attackiert wurde. Drei Delfine eilten zu Hilfe, bildeten einen Verteidigungsring um das Opfer und schützten den bereits mehrfach gebissenen Mann so lange vor den Haien, bis er von menschlichen Rettern an Bord einer Jacht gehievt und ins nächste Krankenhaus gebracht werden konnte.
Vor Kurzem haben Toxikologen zudem eine auf den ersten Blick etwas verblüffende Tatsache nachgewiesen: Auf dem Teller sind Haie wesentlich gefährlicher als im Meer. Viele beliebte Haiprodukte wie etwa Blauhaisteaks, Schillerlocken oder Haifischflossensuppe gehören eher in den Sondermüll als in den heimischen Kochtopf. Das Fleisch der großen Meeresräuber enthält nämlich oft große Mengen eines der biologisch aktivsten und gefährlichsten Gifte überhaupt: Methylquecksilber, eine Substanz, die beim Menschen schwere Schäden an Gehirn und zentralem Nervensystem hervorrufen kann. Im Tierexperiment wurden auch Nierenschäden und eine Einschränkung der Zeugungsfähigkeit festgestellt. Was Methylquecksilber so extrem gefährlich für den Menschen macht, ist die Tatsache, dass sich diese giftige Substanz im Gegensatz zu anderen Giften im menschlichen Körper wie ein Trojanisches Pferd betätigen und nahezu mühelos jede Schutzbarriere des Organismus, wie etwa die Blut-Hirn-Schranke oder den Trennmechanismus zwischen dem mütterlichen Blutkreislauf und dem des ungeborenen Kindes passieren kann.
Stichproben an Haifischprodukten haben ergeben, dass die im Fleisch gemessenen Methylquecksilberwerte oft um ein Vielfaches höher waren als die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ( EFSA ) festgesetzten Grenzwerte. So konnte der Kieler Toxikologe Hermann Kruse im Bauchfleisch von Dornhaien, das bei uns unter dem Namen Schillerlocken auf den Markt kommt, äußerst bedenkliche Konzentrationen an Methylquecksilber feststellen. Der Durchschnittswert lag bei 500 Mikrogramm Methylquecksilber pro Kilogramm verzehrfrische Schillerlocken. Das heißt, mit einer einzigen Mahlzeit von rund 200 Gramm nehmen Schillerlockenesser etwa 100 Mikrogramm des Giftes auf. Ein Wert, der die von Toxikologen und auch von der Europäischen Union hergeleiteten Toleranzwerte um etwa das 20-Fache übersteigt! Haifleischliebhaber, die glauben, dass ab und an so ein kleines Blauhaisteak vom Lebensmitteldiscounter oder der gelegentliche Verzehr eines Schillerlockenbrötchens schon nicht schaden kann, irren sich nach Ansicht von Toxikologen gewaltig. Zum einen ist die Halbwertszeit von Methylquecksilber ziemlich hoch: Bis zu achtzig Tage benötigt der
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