Faszination Menschenfresser
15 Tonnen, das ist in etwa das Gewicht, das eine Schrottpresse benötigt, um einen Kleinwagen plattzudrücken.
Im American Museum of Natural History kann man den rekonstruierten Kiefer eines Megalodons oder »Megs«, wie er im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gerne etwas respektlos genannt wird, bewundern: 1,83 m hoch und 2,74 m breit – das ist fast die Größe eines Handballtores! Aus dem Vergleich der Zähne mit denen anderer ausgestorbener und noch existierender Haiarten konnten die Paläontologen dann auf das Aussehen des Megalodons schließen, obwohl niemand genau weiß, wie der gigantische Hai tatsächlich ausgesehen hat. Paläontologen glauben allerdings, dass man sich Megalodon als eine Art überdimensionalen Weißen Hai vorzustellen hat.
Man vermutet, dass die Hauptnahrung des Megalodons überwiegend aus Walen bestand, denen er, so spekuliert die Wissenschaft, bei Attacken zunächst den Schwanz und die Flossen abgebissen hat, um sie so an der Flucht zu hindern. Sehr wahrscheinlich ernährte sich der Megahai aber auch von anderen Meeressäugern, großen Fischen und Riesentintenfischen.
Die Wissenschaft bietet gleich mehrere Theorien an, welche Ursachen letztendlich zum Aussterben des Superhais geführt haben. So wird zum Beispiel als mögliche Erklärung diskutiert, dass sich die Hauptbeute des Megalodons, die Wale, im Laufe der Evolution weiterentwickelte. Die Meeressäuger wurden ausdauernder, dynamischer, schneller und wendiger, während Megalodon auf seiner Entwicklungsstufe stehen blieb. Dies könnte zur Folge gehabt haben, dass der riesige Hai zunehmend weniger Beute machte und deshalb ausstarb.
Aber könnte es nicht auch sein, dass womöglich einige Exemplare des Megalodons noch irgendwo da draußen in der Tiefe in den schwer zugänglichen Teilen der Ozeane auf Beute lauern? Kryptozoologen, also Menschen, die es als ihre Aufgabe ansehen, noch »unentdeckte« Tierarten aufzuspüren, machen hier immer gern geltend, dass auch der berühmte Urfisch Quastenflosser seit 65 Millionen Jahren als ausgestorben galt, ehe 1938 unverhofft ein Exemplar vor der südafrikanischen Küste gefangen wurde. Es gibt allerdings nur sehr wenige und auch nicht sonderlich zuverlässige Berichte, die auf noch lebende Exemplare des prähistorischen Raubfisches Megalodon hinweisen könnten: So wollen Fischer 1918 vor der australischen Küste einen Hai von mindestens 30 Meter Länge gesichtet haben. Der berühmte Westernautor Zane Grey will sogar gleich zweimal, nämlich 1928 und1933 , einen riesigen Hai von rund zwölf Metern Länge gesehen haben, von dem er sich sicher war, dass es sich nicht um einen harmlosen Walhai handelte. In den 1960er-Jahren wollen Seeleute am Great Barrier Reef in Australien einen circa 30 Meter großen Hai beobachtet haben, der nach ihren Angaben keinesfalls mit einem Wal oder einem Walhai zu verwechseln war. Nachdem im letzten Teil des vorigen Jahrhunderts immer wieder in allen Teilen der Welt Megalodon-Zähne gefunden wurden, begannen auch die Medien den Megalodon für sich zu entdecken und berichteten verstärkt über den urzeitlichen Giganten der Meere.
Eigentlich war es dann nur noch eine Frage der Zeit, bis Buch- und Filmautoren das Potenzial erkannten, das zweifellos in einem heute noch existierenden Megalodon steckt. Als erster schilderte der Romanautor Steve Alten in seinem 1997 erschienenen Bestseller Meg , wie im Marianengraben im westlichen pazifischen Ozean ein riesiger prähistorischer Killerhai entdeckt, verfolgt und in einem wahnwitzigen Showdown getötet wird. Mittlerweile gibt es bereits drei Fortsetzungen. In den USA kamen gleich mehrere Hollywoodproduktionen in die Kinos, die ebenfalls mit mehr oder weniger gut am Computer animierten Megalodons die Zuschauer gehörig das Gruseln vor den prähistorischen Riesenhaien lehren wollten. 2003 konnte sich dann schließlich auch das deutsche Fernsehpublikum dank des Privatsenders RTL an einem Megalodon-Actionfilm erfreuen. In Hai-Alarm auf Mallorca treibt ein im Dienste der Krebsforschung geklonter Megalodon sein Unwesen vor der Küste von Deutschlands beliebtester Ferieninsel und vertilgt einen braven Pauschaltouristen nach dem andern.
Entgegen einer weitverbreiteten Meinung können nur wenige Haie dem Menschen gefährlich werden. Von den rund 360 bekannten Haiarten sind lediglich vier durch eine signifikante Anzahl von unprovozierten Angriffen auf Menschen in Erscheinung getreten. Neben dem Weißen Hai sind das der Tigerhai, der
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