Faszination Menschenfresser
276, 4, S. 336–342
Yeakel, Justin; Patterson, Bruce; Fox-Dobbs, Kena; Okumura, Mercedes; Moore, Jonathan; Cerling, Thure; Koch, Paul & Dominy, Nathaniel (2009): Cooperation and individuality among man-eating lions. Proceedings of the National Academy of Sciences USA 106:19 040–19 043
Zeeb-Lanz, A.; Boulestin, B.; Haack, F. & Jeunesse, Ch. (2009): Außergewöhnliche Totenbehandlung – Überraschendes aus der bandkeramischen Anlage von Herxheim bei Landau (Südpfalz). Mitt. Berliner Ges. f. Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 30, 115–126
Who is Who im Tigerland
Der Tiger kommt heute mit insgesamt noch sechs Unterarten in Asien vor. Drei weitere Unterarten sind bereits ausgestorben.
Die häufigste Unterart ist der Bengal- oder Königstiger, der fast ausschließlich auf dem indischen Subkontinent mit noch etwa 1500 Tieren vorkommt.
Der Sibirische Tiger, der heute nur noch in wenigen Regionen des östlichsten Sibiriens anzutreffen ist, ist die größte heute noch lebende Tigerart. Nach einer »Volkszählung« aus dem Jahr 2005 gibt es noch rund 500 Sibirische Tiger.
Der Indochinesische Tiger, der in Südostasien und Teilen Chinas zu Hause ist, ist kleiner und auch dunkler gefärbt als der Bengal-Tiger. Nach jüngsten Schätzungen gibt es gerade noch 350 frei lebende Individuen, die jedoch extrem durch Wilderei bedroht sind. So wurden in Vietnam beinahe drei Viertel aller Tiger getötet, da die Knochen der Raubkatzen in der traditionellen chinesischen Medizin sehr begehrt sind. Preise von mehreren 10 000 Euro für ein Fläschchen Tigerpillen sind in China nichts Ungewöhnliches.
Der Malaysische Tiger, der nur im südlichen Teil der malaiischen Halbinsel vorkommt, gilt erst seit 2004 als eigenständige Unterart. Mit 600–800 Individuen stellt diese Unterart die drittgrößte Tigerpopulation dar.
Der Sumatratiger, der ausschließlich auf der indonesischen Insel Sumatra lebt, ist die kleinste Unterart der gestreiften Raubkatzen. Auch der Sumatratiger ist massiv gefährdet. Allein zwischen 1998 und 2000 wurden 66 Sumatratiger getötet – fast 20 Prozent der gesamten Population.
Der Südchinesische Tiger ist die am meisten vom Aussterben bedrohte Unterart des Tigers und wird zu den zehn am meisten bedrohten Tierarten der Welt gezählt. Nach Angaben des World Wildlife Fund gibt es, wenn überhaupt, in freier Wildbahn nur noch ein paar vereinzelte Individuen.
Kamuniak – Triumph des Mutterinstinkts
Im kenianischen Samburu Nationalpark hat 2002 eine Löwin durch ein nahezu unglaubliches Verhalten die Aufmerksamkeit der Weltpresse auf sich gelenkt. Kamuniak – die Gesegnete, wie die Löwin bald von Parkrangern getauft wurde – hatte dort zum Erstaunen von Zoologen mehrfach Oryx-Antilopenbabys adoptiert. Tiere, die normalerweise auf der Speisekarte eines Löwen ganz oben stehen. Die 15 Jahre alte Raubkatze schenkte den jungen Antilopen all ihre Liebe und verteidigte ihre »Adoptivkinder« sogar gegen hungrige Artgenossen. Allerdings gelang es unglücklicherweise den leiblichen Müttern, ihre Kitze nur dann zu säugen, wenn Kamuniak selbst auf Jagd war, sodass Wildhüter die Babys aus der »Obhut« der Raubkatze regelrecht befreien mussten. Die Wissenschaft fand für das untypische Verhalten der Löwin bisher noch keine zufriedenstellende Erklärung. Vielleicht – so lautet eine Spekulation – triumphierte hier einfach der Mutter- über den Jagdinstinkt. Unglücklicherweise gilt Kamuniak seit Februar 2003 als verschollen.
Geheimwaffe Löwenkot
Seit 2010 setzt die israelische Armee an der Grenze zum Libanon eine neue Geheimwaffe ein: Löwenkot. Auslöser für den Einsatz der neuen »Biowaffe« waren Wildschweine, die sich auf der Suche nach Nahrung fortlaufend in die mit Bewegungsmeldern gesicherte Grenzzone verirrt hatten und dadurch einen Alarm nach dem anderen auslösten. Die Grenzsoldaten, die es leid waren, ständig mitten in der Nacht von Alarmsirenen aus dem wohlverdienten Schlaf gerissen zu werden, verteilten daraufhin Löwenkot, den ein Safari-Park bei Tel Aviv den Soldaten gleich sackweise zur Verfügung gestellt hatte, in regelmäßigen Abständen entlang der Grenze. Und siehe da, der Löwenkot – bei afrikanischen Landwirten ein bekanntes Mittel zum Schutz ihrer Ernte vor frei lebenden Tieren – zeigte rasch Wirkung: Die Wildschweine blieben fern, und die müden Krieger konnten wieder durchschlafen.
Ebenfalls erfolgreich auf Löwenkot in Sachen Wildvergrämung setzte vor ein paar
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